Der Arbeitskreis NSU als Kriminalroman „Der dunkle See“

„Initiative Rechtsstaat“, so heisst der Arbeitskreis NSU in einem neuen Kriminalroman:

Der dunkle See

Lokalreporterin Thea Dombrowski hat sich mit ihrer Tochter inzwischen halbwegs in Wartenburg eingelebt. Was daran liegen mag, dass in der idyllischen Kleinstadt mehr passiert, als sie gedacht hätte. Als Thea eines Morgens zu Recherchezwecken einen Jäger begleitet, machen sie eine schockierende Entdeckung: Ein Mann wurde in seinem am Waldrand gelegenen Haus auf brutale Weise ermordet. Spuren deuten darauf hin, dass der Mann in der rechten Szene aktiv war. Vor einiger Zeit wurden die Bewohner eines Flüchtlingsheims in der Gegend bedroht – könnte hier ein Zusammenhang bestehen? Die Stimmung in der Stadt heizt sich auf, bei sogenannten Montagsspaziergängen wird gegen die »Lügenpresse« gehetzt. Thea ist alarmiert. Kurze Zeit später verschwindet auch noch Benjamin Ullreich, der Sohn ihrer Nachbarin, spurlos. Offenbar hat sich Benjamin intensiv mit dem NSU und dem Heilbronner Polizistenmord auseinandergesetzt. Spä-
testens jetzt ist klar, dass schnell etwas passieren muss, damit die Situation nicht völlig außer Kontrolle gerät …

Conny Schwarz ist das Pseudonym des Autorenduos Kristin Uhlig und Martin Maurer. Beide sind in Süddeutschland aufgewachsen, schreiben Drehbücher für Film und Fernsehen und leben, mit einigen
Unterbrechungen, seit fast zwanzig Jahren in Berlin.

Der verschwundene Nachbarssohn gehört zum Arbeitskreis NSU, der sich im Krimi als Geschichts-AG eines Lehres entpuppt, die der privat intensiviert, mit 3 Schülern, Einer davon ist Benjamin.

Den Lehrer, ein gewisser Thomas Friese, den muss man sich wie einen Literaturwissenschaftler Dr. Mayr vorstellen, auch als Zugschlampe oder Rudolf Brettschneider berühmt und berüchtigt.

Diese AG wertet geleakte Ermittlungsakten zum NSU aus.

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Damit ist fatalists Rolle im Krimi erschöpfend dargestellt. Mehr kommt nicht vor zu dieser Person.

Wie der AK NSU arbeitet, das wird wie folgt beschrieben: Dezentral und in Gruppen zu bestimmten Einzelverbrechen innerhalb des NSU-Komplexes. Team HN, so in etwa mit nachdenkerin, anna, anmerkung, moh, das ist die Krimi-Gruppe.

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Interessant ist die Tatsache, dass die Namen nicht verändert wurden, und sogar der Ländle-NSU-Ausschuss vorkommt, Arthur Christ, Florian Heilig, die Autoren scheinen fleissige Blogleser zu sein.

Die Handlung selbst ist fiktiv, der Lehrer kommt unglücklich zu Tode, als er sich mit seinen Jungs darüber streitet, ob Benjamin sich stellen solle; er fällt in den dunklen See, mit dem Kopf auf einen Stein, und stirbt. Zugschlampe ex, könnte man sagen…

Einen V-Mann in der Gruppe haben die 3 Jung-AK-ler zuvor umgebracht, das ist der Tote, der Eingangs von der Krimiprotagonistin Thea entdeckt wird. Fiktionen halt. Kreisende Raben über dem Mordhaus kommen jedoch nicht vor. Schade.

Insgesamt ist der Krimi kein literarisches Meisterwerk, eher ein Jugendroman, einfache Sprache, eher voraussehbare Handlungsstränge.  3 bis 4 Stunden lang zu unterhalten vermag er aber durchaus.

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Das Ende ist kurz und schmerzlos, und kommt überraschend, wo man als Leser eigentlich eine Auflösung des Polizistenmordes erwarten würde. Statt dessen wird der AK NSU verhaftet. Sigi Mayr ist ja schon tot, aber die 3 Jugendlichen haben einen Mord begangen, am V-Mann… dessen Namensadaption ich mir hier erspare, ins real life 😉

Der Polizei-Ermittler hat diesen Fall jetzt gelöst, und er fährt die Reporterin Thea nach Hause… aber erst muss sie noch wegen ihrer zu Beginn eher unfreiwilligen Fluchthelferrolle für den verhafteten Benjamin ein paar Fragen beantworten.

»Hat Jürgen Degener eigentlich wirklich für den Verfassungsschutz gearbeitet? Oder haben sich die Jungs da nur irgendwas ausgedacht?«
»Ich weiß es nicht, ganz ehrlich«, sagte Daniel. »Aber es würde die Nervosität der Behörden erklären. Die waren nämlich ziemlich aus dem Häuschen.«
»Jetzt mal Klartext: Was glaubst du, war er ein V-Mann, ja oder nein?«
»Ja«, sagte Daniel.

»Und der Heilbronner Polizistenmord und die ganze NSU-Geschichte? Wie siehst du das als Polizist?«
»Meine persönliche Meinung?
»Ja.«
»Das stinkt zum Himmel, Thea.«
Sie fuhren über die Brücke und um das Polizeigebäude herum auf den Hof. Daniel führte Thea durch den Hintereingang ins
Revier und übergab sie an Michi. Zum Abschied reichte er ihr die Hand. »Michi wird die Vernehmung durchführen. Ich muss
mich um Benni und die beiden anderen kümmern. Mach’s gut.«
Thea drückte ihm die Hand, aber dann fand sie das viel zu förmlich und umarmte ihn. »Mach’s auch gut!«, sagte sie. Zunächst schaute er ein bisschen verdutzt aus der Wäsche, aber
dann lächelte er schief und zog ab. Thea sah ihm nach. Er war ein Guter.

Er war halt der Daniel, und kein Heilbronner Polizisten- und Augenzeugenmörder aus BFE, KKK, Drogenmafia, oder dem LKA.

Ja nun, die Guten gibt es ja auch…

4 Gedanken zu „Der Arbeitskreis NSU als Kriminalroman „Der dunkle See““

  1. Ich habe mir das Buch auch gekauft, nun brauche ich es nicht mal mehr zu Ende lesen 😉
    bin eh viel zu langsam.
    Statt den AK NSU zu verhaften, wie das Autorenpärchen das gerne hätte, sollte man die richtigen Kandidaten endlich outen und ab an den Pranger.

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