Das Gejammer ist gross:
http://www.metropolico.org/2015/12/29/israel-billigt-ngo-transparenzgesetz/
Die Linken jammern, die Bundestags-Israelfreunde und AIPAC-Aktivisten weinen, allen voran der eklige Volker Beck…
http://www.deutschlandfunk.de/israels-umgang-mit-ngos-es-geht-darum-unbequeme-kritik-zu.694.de.html?dram:article_id=341104
Das ist alles falsch: Es geht nicht um Kritik, es geht um Beeinflussung der Innenpolitik durch fremde Mächte, vorwiegend gesteuert und finanziert durch die USA.
Verständlich ist der Schritt Israels überhaupt nur dann, wenn man den Leser informiert, dass es gerade in Bezug auf die Politik gegenüber dem Iran (Atomabkommen) ein tiefes Zerwürfnis zwischen Netanjahu und Obama gibt.
Dann macht das auf einmal Sinn: Netanjahu wehrt sich per NGO-Gesetz gegen die US-amerikanische Beeinflussung der Innenpolitik. Er hat sicher gesehen, was 2014 in der Ukraine passiert ist, Maydan-Putsch etc pp., und wer dahinter steckte: Die CIA und ihre Hilfstruppen, also deren bewaffneter Arm (Söldnerfirmen), und deren politischer Arm (zum Beispiel Soros Farbenrevolutions-Firmen, die sich als NGO tarnen).
Wo NGO draufsteht, da ist auch schon mal CIA drin. Kommt öfter vor als die Mehrheit glauben mag.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/putins-gesetz-gegen-ngo-kritik-der-usa-a-1035348.html
Im Vasallenstaat BRD plustert sich die Atlantikbrücken-Presse auf:
Ein Vasall ohne imperiale Medien- und Politiksteuerung durch das Imperium und seine Huren, das geht ja auch gar nicht… unvorstellbar. Wo käme man denn da hin? (Zur unerwuenschten Souveränität, Pssst, das soll niemand wissen 🙂 )
Es gibt soft skills, also sanfte Propaganda durch Filme, durch Kultur, durch Medien, und es gibt regime change, also das „nasse“ imperiale Agieren.
Das hier sind „nasse Sachen“:
Was sind „nasse Sachen“?
Bisher ist es den Ermittlern nur in einem einzigen Fall gelungen, Stasi-Offizieren ähnliche „nasse Sachen“, wie Mordpläne im Geheimdienstjargon genannt werden, nachzuweisen.
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Kennen Sie dieses Buch?
Der Autor ist ein Journalist von der New York Times:
Weiner won the 1988 Pulitzer Prize for National Reporting as an investigative reporter at The Philadelphia Inquirer, for his articles on the black budget spending at the Pentagon and the CIA.[1] His book Blank Check: The Pentagon’s Black Budget is based on that newspaper series.
He won the National Book Award in Nonfiction for his 2007 book Legacy of Ashes: The History of the CIA.[2]
Reptilienfonds gab es auch immer in der BRD, siehe den Israel-Kredit vom ollen Adenauer. Für die Atombomben…
So deckte er 1988 als Reporter des „The Philadelphia Inquirer“ eine durch Reptilienfonds finanzierte, der parlamentarischen Kontrolle entzogene Rüstungsforschung und Waffenausgaben der US-amerikanischen Regierung auf.[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Tim_Weiner
Anklicken macht grösser:
Liest sich gut. Gehlens Memoiren haben wir auch, da bietet sich ein Vergleich an.
Das erste Buch hier im Blog des Jahres 2016. Was man über die Geschichte der CIA wissen sollte, und warum man NGOs ausländischer Regierungen limitieren, kontrollieren oder hinauswerfen sollte. So wie das Russland und Israel machen. Weil sie schlau sind! Weil sie souverän sind.
In der BRD stellen die Atlantikbrücke und ihr artverwandte imperiale NGOs nicht nur die Regierung, sondern auch die Opposition. Die Leitmedien sowieso.
Herrliche Zeiten!
Am 13. 1. 1941 wurden in Brüssel Handelsunternehmen als Tarnfirmen für die Rote Kapelle gegründet: Simex, Simexco. Sie dienten als Deckmantel und zur Finanzierung und ermöglichten Direktinformationen aus deutschen Dienststellen. Der Hauptpartner war die Organisation Todt, die alle Bau und Befestigungsarbeiten für die Wehrmacht besorgte.
Harro Schulze Boysen, Großneffe des Admiral Tirpitz, heiratet 1936 Libertas Haas-Heye, eine Enkelin des Fürsten Phillip zu Eulenburg, ein Freund der Familie heißt Hermann Göhring, der sich sehr für Schulze-Boysen interessiert, Karriere folgt: 1939 hat Harro eine Schlüsselposition im Luftfahrtministerium, seine Widerstandsgruppe vereinigt sich mit der von Arvid Harnack. Sie kleben in Berlin Plakate und verteilen Flugblätter in Briefkästen, Harnack hatte Zugang zu geheimsten Plänen der Rüstungsindustrie.
Stalins Fehler kosteten die Sowjetunion Millionen Tote und verlängerten den Krieg.
„Am 18.12. 1940 unterzeichnete Hitler die Weisung Nr. 21, besser bekannt unter dem Namen ‚Operation Barbarossa‘. Der erste Satz dieses Plans sagt ausdrücklich: ´Die deutsche Wehrmacht muß darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges gegen England, Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen.´ Die Moskauer Zentrale wird sofort von Richard Sorge verständigt, der ihr eine Abschrift dieser Weisung übermittelt. Die Direktion des Militärgeheimdienstes erhält Woche für Woche neue Angaben über die Vorbereitungen der Wehrmacht. Anfang 1941 schickt Schulze-Boysen der Zentrale genaue Angaben über die beabsichtigte Operationen: massive Bombenangriffe auf Leningrad, Kiew, Wyborg, Zahl der Einsatz-Divisionen. Im Februar übermittle ich einen ausführlichen Funkspruch mit der genauen Zahl der aus Frankreich und Belgien abgezogenen und nach dem Osten verlegten Divisionen. Im Mai lasse ich durch den sowjetischen Militärattaché in Vichy, General Susloparow, den vorgesehenen Angriffsplan übermitteln und gebe das ursprüngliche Datum, 15. Mai, an, dann die Änderung des Tages und das endgültige Datum. Am 12. Mai benachrichtigt Sorge Moskau, daß hundertfünfzig deutsche Divisionen entlang der Grenze bereitstehen. Am 15. Juni gibt er den 21. Juni als Datum für den Beginn der Operationen an; das Datum wird von Schulze-Boysen in Berlin bestätigt.
Der sowjetische Nachrichtendienst besitzt nicht als einziger diese Informationen. Am 11. März 1941 übergibt Roosevelt dem sowjetischen Botschafter die von amerikanischen Agenten besorgten Pläne der Operation Barbarossa. Am 10. Juni liefert der stellvertretende britische Minister Cadogan ähnliche Berichte. Die im polnischen und im rumänischen Grenzgebiet arbeitenden Agenten liefern ausführliche Berichte über die Truppenkonzentrationen.“ (Leopold Trepper, „Die Wahrheit“, S. 121)
Leopold Trepper wurde 1904 in einem vergessenen galizischen Städtchen geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Recht früh trat er in die 1916 gegründete zionistische Jugendbewegung Haschomer Hazair ein. Wie viele Organisationen, war auch diese sozialistisch orientierte Bewegung überzeugt davon, daß das Judentum sich nicht nur als Religionsbekenntnis verstand, vielmehr in einer nationalen Minderheit lebte und überlebte. Eine Minderheit, die durch Jahrhunderte der Verfolgung und des Leidens zusammengeschweißt eine eigene Sprache, Kultur und Tradition besaß.
Trepper ging 1924 mit einer Gruppe von 15 jungen Leuten nach Palästina, „ohne einen Pfennig Geld“, auch weil er hoffte eine sozialistische Gesellschaft aufbauen zu können, in der sich das „jüdische Problem“ nicht mehr stellte. Aber schnell merkte er, daß diesen Teil der Welt „der britische Löwe mit gespreizten Krallen bewachte“. Die 1920 von Joseph Berger gegründete Kommunistische Partei Palästinas war 1924 vom Exekutivkomitee der Komintern anerkannt worden, die Mitglieder waren größtenteils vom Zionismus zum Kommunismus gewechselt. Die Engländer waren darauf aus, diesen paar hundert Aktivisten jeden Spielraum zu nehmen. Die kommunistische Minderheit in der Gewerkschaft Histadrut geriet auch unter Druck und wurde ausgeschlossen. LT gründete eine Organisation „Ischud“ (Einheit) die Araber und Juden vereinigen sollte. Das Programm umfasste zwei einfache Forderungen:
„1. Öffnung der Histradut für arabische Arbeiter und Schaffung einer einheitlichen Gewerkschaftsinternationalen.
2. Einrichtung von Stätten der Begegnung zwischen Juden und Arabern, namentlich zur kulturellen Verständigung.“
„Ischud“ war sofort erfolgreich, es bildeten sich Klubs in denen die gemeinsame Arbeit von Arabern und Juden organisiert wurde. Die Bewegung hatte zunehmend Einfluss auf die Kibbuzim.1926 erließ die britische Mandatsregierung ein Versammlungsverbot gegen „Ischud“. Verhaftungen und Gefängnisaufenthalte folgten. LT wurde von der kommunistischen Partei zum Sekretär von Haifa ernannt, Untergrundarbeit, illegale Versammlungen, Verfolgung. Kurz vor dem britischen Deportationserlass gegen Personen, die kommunistischer Umtriebe verdächtigt wurden, ging LT nach Paris. Dort war er so erfolgreich, dass die Partei ihm ein Studium in Moskau in Aussicht stellte.
Leopold Trepper kam im Frühjahr 1932 in Moskau an und wurde an die „Kommunistische Universität für die Minderheiten des Westens“(Marchlewski-Universität) delegiert. Er wurde u.a. Zeuge der Zwangskollektivierungen und der Industrialisierung des Karaganda-Gebietes.
Über den entscheidenden XVII. Parteitag im März 1934 schreibt er:
„Die Diktatur, die sich im Laufe eines Jahrzehntes allmählich herausgebildet hatte, erschreckte einen Teil der Delegierten. Gelegenheit zu einem letzten Sich-Aufbäumen bot die geheime Wahl der Mitglieder des Zentralkomitees. Offiziell verkündete die Tribüne, Stalin und Kirow seien – außer von drei Delegierten – einstimmig gewählt. Die Wirklichkeit sah anders aus: 260 Delegierte hatten Stalins Namen durchgestrichen. Entsetzt beschloß Organisationsleiter Kaganowitsch die Wahlzettel zu verbrennen und für Stalin das gleiche Ergebnis zu verkünden, wie Kirow es tatsächlich erzielt hatte. Die Wahl setzte jene blutige Entwicklung in Gang, die zu den großen Säuberungen führen sollte. Es begann die „Rotation der Kader“. In der von nun an hochgeklappten Falltür verschwanden die lebendigen Kräfte der Revolution, und obenan auf der Liste standen die Teilnehmer am XVII. Parteitag. Von den 139 gewählten Mitgliedern des ZK wurden im Laufe der nächsten Jahre 110 verhaftet. Freilich, um die Säuberungsaktion einzuleiten, brauchte man einen Vorwand,… Am 1. Dezember 1934 wurde Kirow ermordet.“ (S.54)
Leopold Trepper bezeichnet Kirow als einen Hoffnungsträger der antistalinistischen Opposition. Demokratische Wahlen hätten Kirow zweifellos an die Spitze der Partei gebracht, das wusste Stalin genau.
„Die Ermordung Kirows war Stalins Reichstagsbrand. Am 18.Januar 1935 gab die KP-Führung an sämtliche Kaderchefs die Losung aus, alle ‚Kräfte zu mobilisieren, um feindliche Elemente zu vernichten‘. Mit diesem verschwommenen Begriff der ‚feindlichen Elemente‘ hatte das NKWD freie Hand. Um sie auszumerzen forderte man allenthalben zu Mißtrauen und Verleumdung auf; die Presse verlangte auf Befehl nach Schuldigen, … aus Flurnachbarn, Arbeitskollegen, Fahrgästen oder eiligen Fußgängern wurden Verdächtige.“ (S. 55)
Leopold Trepper beschreibt die „Massenpsychose“ und die Reaktion der Menschen anhand vieler konkreter Beispiele. Was folgte, war eine Reihe von „grobschlächtig inszenierten“ Schauprozessen gegen verdiente Bolschewiki und treuen Kampfgefährten Lenins, unter Verletzung der gesetzlichen Vorschriften und im Widerspruch zur Unschuldsvermutung, ohne jeden Beweis. „Heute dürfte zweifelsfrei feststehen, daß die meisten der in diesen Prozessen von Trotzkisten und Rechtsabweichlern gemachten Aussagen jeder Grundlage entbehrten, was ihren Wahrheitsgehalt insgesamt in Frage stellt.“ LT zitiert hier den 9.Band der „Geschichte der UdSSR“, herausgegeben 1964 von der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften!
Es galt die Regel der Kontaktschuld; jedes Opfer riss seine Kollegen, Freunde und Bekannten mit in die Tiefe. Die Säuberung wurde mit „wissenschaftlicher Akribie“ durchgeführt. Systematische Kadervernichtung.
„Diese Gewaltherrschaft nach dem Kegelprinzip verdeutlicht am besten der Fall Pjatnitzki. Altbolschewik Ossip Pjatnitzki, ein enger Mitarbeiter Lenins, wurde nach Gründung der Komintern zu einem ihrer wichtigsten Männer in Moskau. Der fähige Organisator, zum Chef der Kaderabteilung ernannt, stellte die Komintern Kader zusammen und schickte sie in alle Sektionen der Kommunistischen Bruderparteien. Anfang 1937 wurde er verhaftet und als deutscher Spion abgeurteilt. Die Wahrheit über diese Affäre erfuhr ich erst sehr viel später, als ich 1942 Gefangener der Gestapo war und von dem selben Mann verhört wurde, der die Falle für den sowjetischen Funktionär aufgebaut hatte: Alle Dokumente, die die Schuld Pjatnitzkis bewiesen, waren von der deutschen Abwehr fabriziertes gefälschtes Material. Die Chefs der Nazi-Abwehr hatten die Idee gehabt, sich die in der Sowjetunion herrschende Spitzelpsychose zu Nutze zu machen und einen Mann im obersten Parteigremium als deutschen Agenten zu denunzieren. Gezielt suchten sie sich Pjatnitzki aus, weil sie wussten, daß mit ihm die gesamte Sektion der Komintern-Kader liquidiert würde.
Pjatnitzki, schon kurz nach der Oktoberrevolution einmal mit Radek in geheimer Mission in Deutschland, war den Nazis kein Unbekannter. Unter strengster Geheimhaltung hatte die Gestapo zwei von den Komintern entsandte Mitgliedern der KPD verhaftet, umgedreht und für sich weiterarbeiten lassen. Einer von ihnen signalisierte dem NKWD, er habe Beweise für den Verrat hoher Komintern-Funktionäre, und ließ ein Dossier über Pjatnitzki nach Moskau gelangen, aus dem „nachweislich“ hervorging, dass Pjatnitzki nach dem ersten Weltkrieg Kontakt mit deutschen Geheimdiensten aufgenommen habe. Bei dem damals in Moskau herrschenden Klima genügte das, um dem alten Kämpfer das Genick zu brechen… Die Maschine war in Gang gesetzt, und das Rad drehte sich von allein. Mit Pjatnitzki verschwanden Hunderte leitender Kominternbeamte. Es war eine der größten Gefälligkeiten, die Stalin Hitler erwiesen hat!“ (S.58)
Leopold Trepper beobachtete, wie die Führer der kommunistischen Parteien der Welt, die in der Komintern saßen, sich mit allen Maßnahmen der Diktatur solidarisierten. Obwohl Tausende ausländische Kommunisten verschwanden und ihre Folterkammern und Hinrichtungskommandos wiederfanden, vor denen sie aus ihren Heimatländern geflohen waren. „Mit welchem Recht hat man über all diesen Menschen das Todesurteil gesprochen?“
Wer hat eigentlich die Urteile gesprochen? Gab es Listen, wie kamen diese zustande. Welchen Einfluss nahmen die USA, GB und Franzosen? Wer blieb am Leben und warum ausgerechnet Pieck und Ulbricht? „Mit Ausnahme Wilhelm Piecks und Walter Ulbrichts sah man 1937/38 nicht einen einzigen(!) Spitzenfunktionär der deutschen KP mehr in Moskau. Der Unterdrückungswahn kannte keine Grenzen. Dezimiert die koreanische Sektion, verschwunden die Delegierten Indiens, verhaftet die Vertreter der chinesischen KP.“
Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass auch die Liquidationswelle in der Roten Armee durch Zusammenspiel mit dem Nazi Sicherheitsdienst SD in Gang gesetzt wurde. (Der Rotfuchs widmete vor Monaten Tuchatschewskij einen Artikel, allerdings ohne diese Informationen):
„Des weiteren möchte ich bezeugen, was mir über die Beseitigung Tuchatschewskij und seiner Kameraden bekannt ist. Am 11. Juli 1937 verkündeten die Moskauer Zeitungen, dass Marschall Tuchatschewskij und sieben Generale verhaftet wurden seien. Die Chefs der Roten Armee, Helden des Bürgerkrieges und treue Kommunisten, wurden bezichtigt, wissentlich auf eine Niederlage hinzuarbeiten und dem Kapitalismus in der Sowjetunion den Weg zu bereiten. Am nächsten Tag erfuhr die ganze Welt, dass Tuchatschewskij und mit ihm die Generäle Jakir, Uborewitsch, Primakow, Eidemann, Feldmann, Korg, Putna zum Tode verurteilt und hingerichtet worden seien. Ein neunter hoher Offizier, General Gamarnik, Chef der Polit-Abteilung beim Heer, hatte Selbstmord begangen. Die Rote Armee war enthauptet.
Die Wahrheit: Seit Jahren bestanden erhebliche Meinungsgegensätze zwischen Tuchatschewskij und seinem Stab und der Parteileitung. Der offiziellen Theorie Stalins, wonach ein künftiger Krieg, wenn es ihn denn gäbe, sowjetisches Gebiet verschonen würde, hielt Tuchatschewskij, ein wachsamer Beobachter der militärischen Anstrengungen des 3. Reiches, entgegen, daß ein weltweiter Konflikt unvermeidlich sei und man sich darauf vorbereiten müsse. Bei einer Tagung des Obersten Sowjets hatte er 1936 die Überzeugung geäußert, eine kommende militärische Auseinandersetzung könne sich sehr wohl auf dem Gebiet der UdSSR abspielen. Die Geschichte bewies später, daß Tuchatschewskij so kurzsichtig war, zu weitsichtig zu sein. Zu diesem Zeitpunkt, als man die Anschuldigungen gegen ihn vorbrachte, waren bereits alle innerparteilichen Gegner Stalins liquidiert; der Herrscher hielt das Land unbeugsam im Griff. Die Rote Armee war die letzte Festung, die es zu stürmen galt; sie allein entzog sich seinem Einfluss. Daher war es für die Stalin-Regierung ein vordringliches Ziel, die Militärkader zu vernichten. Allerdings handelte es sich bei dem ins auge gefassten Offizieren um Alt-Bolschewiki, die sich schon in der Oktober-Revolution ausgezeichnet hatten, und bei einem Tuchatschewskij hätten Beschuldigungen nach Trotzkistischer Art kaum die rechte Wirkung erzielt. Da musste schon sehr hart und sehr brutal zugeschlagen werden. Um der Streitmacht des russischen Volkes den tödlichen Schlag zu versetzen, bediente Stalin sich der Komplizenschaft Hitlers.
Gestapo-Mann Giering, Chef des Sonderkommandos Rote Kapelle, während des 2. Weltkrieges, berichtete mir 1943 – außer über die Falle Pjatnitzkis – auch von den Einzelheiten des gegen Tuchatschewskij geschmiedeten Komplotts. Im Jahr 1936 erhielt der „Chef der Sicherheitspolizei und des SD“, Heydrich, in Berlin Kontakt mit einem ehemaligen zaristischen Offizier, dem General Skoblin. Dieser General a.D. tröstete sich über seine Untätigkeit dadurch hinweg, daß er den Doppelagenten auf hoher Ebene spielte: Jahrelang als sowjetischer Spion in Kreisen russischer Emigranten in Paris beschäftigt, scheute er sich nicht, nebenher auch mit den deutschen Geheimdiensten anzubändeln-eine in jeder Beziehung fragwürdige Figur. Die Nachricht, die er Heydrich übermittelte, hatte Gewicht: Er wisse aus sicherer Quelle, daß Marschall Tuchatschewskij einen bewaffneten Aufstand gegen Stalin vorbereitete. Heydrich erstattete an höchster Stelle Bericht, und die Nazi-Führung stand nun vor der Frage, wie sie sich verhalten solle. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder den Führer der Sowjetarmee gewähren lassen oder Stalin verständigen um ihn Beweismaterial für die heimliche Verbindung des Marschalls mit der deutschen Wehrmacht zuzuspielen. Man entschied sich für die zweite Lösung.“
Mit Hilfe beschädigter schriftlicher Beweisstücke wurde ein Dossier zusammengestellt, aus dem hervorging, daß Tuchatschewskij, im Zusammenspiel mit hohen deutschen Offizieren, einen Staatsstreich vorbereitete. Die belastenden Dokumente beizubringen, dauerte keine drei Tage. Da vor der Machtergreifung durch die Nazis regelmäßig Truppenübungen zwischen den Verbänden beider Streitmächte abgehalten wurden und die Rote Armee sogar Ausbildungshilfe für deutsche Offiziere gewährt hatte, war es nicht schwer, Tuchatschewskij Kontakte mit dem Generalstab der Wehrmacht nachzuweisen. Ein geschickter Bluff ließ die von der Umgebung Hitlers zur Verfügung gestellten „Beweise“ in die Hände der sowjetischen Regierung gelangen. Wenn man den Erinnerungen Schellenbergs (Walter Schellenberg, Memoiren, Köln 1956) – damals engster Mitarbeiter Heydrichs im SD-Hauptamt – glauben darf, wurden bei einem auf Befehl Hitlers verübten Einbruch im Gebäude der militärischen Abwehr belastende Dokumente gefunden; um Spuren unkenntlich zu machen, wurde in den Büros Papier entzündet und Feueralarm gegeben. Die Deutschen hätten das entsprechend „komplettierte“ Material dann durch tschechische Vermittlungen an die Russen verkauft. Die verschiedenen Versionen über den Verlauf dieser Intrige ändern nichts an der Tatsache, daß die Aktion gegen Tuchatschewskij und seine Mitarbeiter im Interesse Stalins wie Hitlers lag.
Wie auch immer! Ende Mai 1937 lag die Akte Tuchatschewskij dort, wo sie liegen sollte: auf Stalins Schreibtisch.
Im August 1937, zwei Monate nach der Beseitigung Tuchatschewskijs, berief Stalin eine Konferenz aller Politkommissare der Roten Armee ein, um die Säuberungen der Truppe von „Volksfeinden“ vorzubereiten. Die Jagd war eröffnet. 13 von 19 kommandierenden Generälen, 110 von 135 Divisions- und Brigadekommandeuren, die Hälfte aller Regimentskommandeure und die meisten politischen Kommissare wurden hingerichtet.“
(Leopold Trepper, Die Wahrheit, S. 70f.)
„Alle, die sich nicht gegen die stalinistische Todesmaschine aufgelehnt haben, trifft Schuld, eine kollektive Schuld. Ich nehme mich selbst von diesem Richterspruch nicht aus.
Wer hat denn damals protestiert? Wer ist denn aufgestanden und hat seinen Ekel hinausgeschrien?
Solche Ehre dürfen nur die Trotzkisten für sich in Anspruch nehmen. Gleich ihrem Führer, der für seine Unbeugsamkeit mit einem Eispickel erschlagen wurde, kämpften sie unerbittlich gegen den Stalinismus – als einzige. Selbst in den Lagern war ihr Verhalten würdig und vorbildlich, aber ihre Stimme verhallte in der Tundra.
Mit Recht klagen die Trotzkisten heute jene an, die damals mit den Wölfen heulten und nach dem Henker riefen. Doch sollten sie nicht vergessen, daß sie uns gegenüber den ungeheuren Vorteil hatten, ein geschlossenes System zu vertreten, das geeignet war, den Stalinismus a b z u l ö s e n, und an dem sie in der tiefen Not der verratenen Revolution Halt fanden. Sie >gestanden< nicht, denn sie wußten, daß ihr Geständnis weder der Partei noch dem Sozialismus nützte.“ (S. 62 f.)
Leopold Trepper, der Grand Chef der Roten Kapelle in Europa und einer der fähigsten Kader des sowjetischen Militärgeheimdienstes, forderte Gerechtigkeit für Trotzki und leistete mit dieser Autobiographie einen Beitrag zur Entstalinisierung von Sozialisten und Kommunisten. Er enthüllt den wahren Kern der Ereignisse, die so viele Opfer forderte. Treppers Autobiographie trägt den Titel:
Die Wahrheit.
Das Buch ist 1975 in Paris und in der BRD erschienen. Heute im Handel nicht mehr erhältlich. Mit umfangreichen Originaldokumenten bietet es Stoff für viele Semester Zeitgeschichte.