Hintergründe und Vorgeschichte zur geheimdienstlichen Operation Oktoberfestattentat 1980

Februar 2015; Gastbeitrag von Karl Heinz Hoffmann

Wir wählen den Code-Namen „Asasel“ (der unschuldige Ziegenbock, der mit den Sünden der ganzen Gemeinde beladen, in die Wüste geschickt wird.)

Die Operation „Asasel“ ist eine von israelischen Interessen ausgehende konzertierte Aktion. Die Operation wurde im arbeitsteiligen Zusammenspiel westlicher Geheimdienste und deren Helfer entwickelt und durchgezogen.

Wer der Ideengeber war, wissen wir nicht. Jedoch deuten diverse tatsächliche Erkenntnisse auf den Top-Agenten Werner Mauss hin, dessen Kreativität schon im Zusammenhang mit geheimen Operationen im Bereich der RAF für die Dienste genutzt worden war. Werner Mauss hatte Udo Albrecht nach dessen Haftentlassung aufgesucht und erpresserisch zur Agententätigkeit für westliche Dienste verpflichtet. Damit waren die praktischen Voraussetzungen für das Unternehmen „Asasel“ geschaffen. Mauss konnte den Anknüpfungspunkt liefern, aber zur Gesamtplanung und Durchführung brauchte man Zugang zu einer Vielzahl von Informationsquellen und Möglichkeiten der Einflussnahme, die den westlichen Diensten zur Verfügung standen.

Mit der Operation werden drei Ziele verfolgt:

  1. Sie richtet sich gegen den Anführer der Wehrsportgruppe Karl-Heinz Hoffmann, bewirkt seine Ausschaltung, entweder physisch durch Tod oder lebenslängliche Haft, oder durch psychologisch angewendete gesellschaftliche Ächtung.
  2. Durch die künstliche Herstellung von Zusammenhängen zwischen WSG-Hoffmann und den Autoritäten des palästinensischen Sicherheitsapparates um Abu Iyad, der als Drahtzieher der Aktion „Schwarzer September“ gilt (Geiselnahme auf dem Olympia-Gelände 1972) soll auch, indem das Oktoberfestattentat der WSG-Hoffmann zugeordnet wird, das internationale Image der PLO schwer beschädigt werden.
  3. Zudem kann das Attentat auf dem Oktoberfest der Destabilisierung der bundesdeutschen Gesellschaft dienen, womit ein noch stärkeres Aufrüsten der Geheimdienste ermöglicht wird. Weiterhin kann die gesamte deutsche Nationalbewegung diffamiert werden.

 

Die Interessen des israelischen Establishments:

Der Staat Israel hat seit seiner Staatsgründung ein besonderes, historisch begründetes Interesse an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Bundesrepublik Deutschland.

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man annehmen, es bestünde vorrangig ein Interesse daran, dass der Antisemitismus in Deutschland ausgerottet wird. Bei tiefer gehender Betrachtung ergibt sich ein anderes Bild. Die Israelis wollen natürlich nicht, dass der Antisemitismus zur beherrschenden Geisteshaltung der Deutschen wird. Aber ob man in Israel ganz auf deutschen und auch europäischen Antisemitismus verzichten will, ist zumindest fraglich. Auch heute noch gelten die Worte des großen Visionärs Theodor Herzl: „Der Druck presst uns an den alten Stamm.“ Ohne den Druck der Judenfeindlichkeit ist das Judentum stets in Gefahr gewesen, sich aufzulösen.

Israel hat eine etwaige Rückwendung zum Nationalsozialismus nicht zu fürchten, soviel ist klar und es besteht ein großes Interesse an der Erhaltung der nach dem Krieg eingeführten politischen und wirtschaftlichen Systeme. Das Prinzip der parlamentarischen Demokratie gewährleistet, ebenso wie das global agierende Wirtschaftssystem, die politische Einflussnahme von außen.

In diesem Zusammenhang muss die seit 1974 einsetzende und im Lauf der Jahre ständig gesteigerte Verfolgungskampagne gegen Karl-Heinz Hoffmann gesehen werden. Karl-Heinz Hoffmann wurde realitätswidrig bereits 1974 mit Hilfe eines Aufsehen erregenden Berichtes des „Stern“-Journals zum Nazi gestempelt. Doch alle Versuche, diese Einschätzung gerichtlich verifizieren zu wollen, mussten scheitern, weil die offensichtlich erkennbaren Tatsachen dagegen standen.

Man soll dem israelischen Geheimdienst nicht unterstellen, so unfähig-naiv zu sein, an die Nazi-Eigenschaft Hoffmanns geglaubt zu haben. Die Israelis hatten genug Erkenntnisse, um wissen zu können, dass Hoffmann niemals Antisemit gewesen ist und auch nicht der rassisch-völkischen Ideologie anhängt. Aber gerade das Letztere war für die Israelis nicht ungefährlich, weil sie selbst schließlich ihren Staat auf der Ideologie einer rassischen Besonderheit der Juden aufgebaut hatten. Wenn Hoffmann erklärt: Antisemitismus ist anthropologisch gesehen Blödsinn, wenn er sagt, es gibt keine „jüdische Rasse“, dann ist das für die israelischen Interessen gefährlicher, als es der härteste Antisemitismus sein könnte.

Auch Hoffmanns Manifest von 1973 musste als Kampfansage betrachtet werden. Nicht hinnehmbar waren die darin erhobenen Forderungen nach:

– Verstaatlichung der Großbanken

– Verstaatlichung der Großindustrie

– Gesundschrumpfung und Begrenzung des Wachstums in jeder Beziehung

Diese politischen Forderungen konnten nicht als moralisch verwerflich bezeichnet werden und sie waren argumentativ nicht angreifbar, weil sie auf der unwiderlegbaren Wahrheit aufbauten, die besagt, dass es auf einem begrenzten Raum kein unbegrenztes Wachstum geben kann.

Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass die in Hoffmanns Manifest erhobene Grundforderung nach Wiedervereinigung Deutschlands aus der damaligen Sicht der westlichen Siegermächte als höchst unerwünscht galt.

Hoffmann war während der sechs Jahre des Bestehens seiner WSG-Organisation sehr erfolgreich. Zu erfolgreich, als dass man ihn gewähren lassen konnte. In der Verbotsverfügung von 1980 wird die Feststellung er habe eine „Sogwirkung“ erzeugt, wie ein Vorwurf erhoben. Hoffmann störte die Kreise der Herrschenden und deshalb musste er weg. Um ihn unschädlich machen zu können, musste ihm das Klischee vom strammen Neonazi angeheftet werden. Das gelang mit Erfolg, reichte aber dem politischen Establishment noch nicht. Man sah sich genötigt, härtere Maßnahmen zu ergreifen.

Der Versuch, Hoffmann am 30.Januar 1980 von einer Sondereinsatzgruppe der GSG 9 im Bett erschießen zu lassen, und es dabei so aussehen zu lassen, als hätten die Beamten in Notwehr gehandelt, scheiterte an seiner Geistesgegenwart und seinem unerwarteten Verhalten.

Die Erwartung, Hoffmann würde versuchen, seine WSG auch nach dem Verbot weiterzuführen, und damit Möglichkeiten zur strafrechtlichen Verfolgung zu haben erfüllten sich nicht. Hoffmann wollte sich nicht in den Untergrund abdrängen lassen. Die Geheimdienste wussten, dass Hoffmann die Absicht hatte, die politische Bühne mit der Gründung einer Partei-Aufbau-Organisation zu betreten. Aus der Erkenntnis dieser Sachlage heraus entstand die Idee zur „Operation Asasel“.

 

Mitwirkende Institutionen

  1. Mossad = Schirmherrschaft und Unterstützer
  2. Koordinationsstelle der westlichen Geheimdienste in Brüssel
  3. BND = Organisationsleitung und Betreuung
  4. Verfassungsschutz = Information – Beschaffung und Weiterleitung
  5. Verfassungsschutz Düsseldorf = V Mann-Führung
  6. Italienischer Geheimdienst SISMI = geheimdienstliche Zuarbeit
  7. Geheimdienstlich gesteuerte Psychopolitik = Journal Stern

 

Wissentlich arbeitsteilig mitwirkende Personen:

  1. Werner Mauss, Top-Agent, Deckname „Herr Jung“
  2. Udo Albrecht, Vertrauensmann der Fatah-Führungsspitze. Seit Ende 1979 von dem Top-Agenten Mauss umgedreht und als Agent westlicher Geheimdienste zur Ausspähung der Palästinenser in Beirut und ab März 1980 zur Hauptfigur bei der „Operation Asasel“ verwendet. Ab Spät-Sommer 1980 war Albrecht bezüglich seiner Aufgabe in Bezug auf Hoffmann für die Dienste nicht mehr verwendungsfähig. Seine Liquidierung wurde vorbereitet.
  3. RA Schöttler, Vorbereitung einer tödlichen Falle.
  4. Walter Ulrich Behle, Nachwuchsagent des Verfassungsschutzes: Ab Sommer 1980 im Auftrag des Verfassungsschutzes Düsseldorf und dem Sternreporter Pölchau V-Mann und Provokateur im Libanon-Projekt. Zweckgerichtete Falschaussage in Damaskus.
  5. Franz Lippert, langjähriger V-Mann des Bayerischen Verfassungsschutzes, Aufgabenbereich: Ausspähung der WSG und nach dem 30.01.1980 Erfassung und Weitermeldung der Bewegungen ehemaliger WSG Männer. Ab 1982 im Auftrag des Verfassungsschutzes Mitwirkung beim Aufbau einer illegalen WSG unter NS-Vorzeichen im Raum Frankfurt.

V-Leute, Propagandisten und Autoren, ohne die Spur eines tatsächlichen Wissens als nützliche Idioten der Dienste.

  1. Ciolini. In der Schweiz inhaftiert. Wird vom SISMI zu Falschaussagen missbraucht.
  2. Systempresse und Antifa-Propagandisten, befördern durch Verbreitung geheimdienstlich vorgegebener Inhalte die Psychopolitik der Geheimdienste. Autoren und Antifa-Propagandisten Ulrich Chaussy, RA Dietrich, Tobias Heymann, Jutta Ditfurth, und viele weitere.

 

Persönliche Lagebeurteilung:

Ich werde gelegentlich gefragt, ob ich nicht fürchte vom israelischen Geheimdienst ermordet zu werden. Ich gebe zu, dass mich diese Möglichkeit lange beschäftigt hat. Besonders in der Zeit, als ich noch nicht wusste, dass es der Mossad selbst war, der vielleicht nicht die Idee hatte, aber doch mit der Operation „Asasel“ einverstanden gewesen sein muss, weil etwas anderes undenkbar ist. Heute meine ich, warum sollte der Mossad mich für etwas bestrafen, was er selbst befürwortet hat? Man weiß doch ganz genau, dass ich ohne das geheimdienstliche Wirken, welches ohne den Mossad sich nicht hätte entfalten können, niemals dorthin gelangt wäre, wo man mich zuerst haben wollte und dann möglichst schnell wieder weg haben wollte. Die Leute vom Mossad wissen sehr genau, dass ich weder antijudaistisch noch antisemitisch eingestellt bin. Kritik an der israelischen Politik gibt es auch in Israel, das ist noch kein Grund zur Beseitigung.

Sollte ich mich irren, das heißt, sollte ich trotzdem auf der Abschussliste stehen, dann muss ich das hinnehmen. Obwohl ich noch atme, bin ich doch schon seit 34 Jahren tot. Man hat es mit vereinten Kräften soweit gebracht, dass ich im kollektiven Bewusstsein der Gesellschaft als verabscheuungswürdiges Phantom existiere. Die natürliche Beschaffenheit meiner Persönlichkeit kann nicht mehr wahrgenommen werden.

Welchen Wert kann eine solche nur noch physische Existenz haben?

 

Willi Voss, Udo Albrecht und die PLO: Mann der Dienste ab 1970? Teil 5

In Teil 4 ging es um das Scheitern der “Volksbefreiungsfront Deutschland”, um das Ausweichen nach Jordanien zur PLO, und um die letztendliche Verhaftung von Albrecht und Voss nach dem „Schwarzen September“ 1970 in Jordanien (Albrecht in Wien verhaftet 1971) und Voss (in München, Oktober 1972).

Bestimmte „Häufungen von Ausbrüchen und Flucht“ bei Albrecht lassen den Schluss zu, siehe Ausfliegen aus Jordanien durch „Ben Wisch“ 1971 und „Flucht 1974“, dass Albrecht ein BND-Mann war.

Die Rechte Szene von damals war bereits extrem unterwandert vom Verfassungsschutz, auch das beklagte Willi Voss in seinem Buch von 1979. Die Leute, welche Albrecht anwarb, wurden allesamt von VS-Agenten verraten, grösstenteils verhaftet, und die welche entkamen und dann teilweise in Jordanien 1970 kämpften, im Bürgerkrieg mit der PLO, dem sog. „Schwarzen September“, siehe:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jordanischer_B%C3%BCrgerkrieg

seien bei ihrer Rückkehr verraten worden.

udo a

Udo Albrecht

Wie komplett das „Leitmedium“ DER SPIEGEL jede Äusserung eines Verdachts in Richtung westliche Geheimdienste unterliess, das verwundert doch sehr:

Dr. Schreck und die Neonazis
Die seltsame Karriere des Bankräubers Udo Albrecht im rechten Untergrund

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14342646.html

Er gestand einen Bankraub und benannte drei Waffenverstecke.

Das in Dortmund und München versteckte Schießzeug lag genau wie beschrieben. Nur das Versteck Nr. 3 am Zonenrand nahe Büchen, wo angeblich eine Panzerfaust hart an der Demarkationslinie neben den Gleisen der Interzonenstrecke vergraben worden war, fand sich nicht, obwohl beim Lokaltermin am 29. Juli der Häftling selber buddeln half.

Hinter das Rätsel kamen die Bewacher erst, als sich der nächste Zug näherte. Während die ratternde Eisenbahn einen Moment lang die Bewacher ablenkte, zeigte sich, daß der Häftling gar nicht die Panzerfaust im Sinne hatte. Mit ein paar schnellen Sprüngen querte er die DDR-Staatsgrenze West. DDR-Grenzer stoppten einen nachsetzenden Staatsanwalt mit gezückter MPi. Dann eskortierten sie den Flüchtling durch ein Loch im Zaun.

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Anstatt den Flüchtling Albrecht an die BRD auszuliefern, wurde er für 870 Ostmark neu eingekleidet und verschwand zurück in den Libanon. Ab da war er mutmasslicher Doppelagent, eine Analogie zu Odfried Hepp 1981/82.

„Der Rebell

https://www.youtube.com/watch?v=7Qo9WRz1lis&list=PLC5600E7F2894FFE9

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Trotz der Flucht via DDR in den Libanon konnte Albrecht 1975 zurückkehren und erneut „rechte Kampfgenossen“ in der BRD anwerben, und das war ohne Deckung durch einen BRD-Geheimdienst gar nicht möglich. Darauf kommt der Spiegel jedoch nicht…

Kontakte knüpfte Albrecht zu: Ekkehard Weil. Der ist als rechtsextremer Aktivist bekannt, seit er 1970 auf den Wachposten am West-Berliner Sowjet-Ehrenmal geschossen hat.   Und zu Michael Gartenschläger, der baute DDR-Grenzanlagen ab und wurde 1976 dabei erschossen.

Weil bot den Hamburgern Geld und Waffen für weitere Taten im Kalten Krieg. Dann führte er einen kleinen Düsteren mit Pseudonym ein — „Dr. Schreck aus Westdeutschland“.

Was Dr. Schreck, in Wahrheit Udo Albrecht, in seinen Koffern hatte, fasziniert seine damaligen Gastgeber bis heute: „Ein ganzes Arsenal von Waffen, Geld — bündelweise Tausendmarkscheine –, eine komplette Fälscher-Garnitur bis hin zu Blanko-Dokumenten.“

Mißtrauisch machte die Freunde allerdings, daß Albrecht auch Killergerät bei sich hatte — Pistolenschalldämpfer und eine Mini-MPi vom Typ „Ingram“, die geräuscharm schießt. Auch interessierte sich der Gast diskret, aber nachhaltig für Pläne und Lebensgewohnheiten von führenden Gruppenmitgliedern. Unter Freunden versuchte er Informationsgeber zu ködern. So versprach er einem von ihnen, Waffenausbildung im Libanon zu vermitteln, und zeigte Bilder von Fedajin-Camps vor.

Da agiert ein Mann der Geheimdienste, wie er es 4 Jahre später erneut tat, bei Hoffmann im Frühjahr 1980, nach Auftragserteilung durch Werner Mauss.

In ihrem MfS-Verdacht sahen sich die Leute von der Kampfgruppe danach noch bestätigt, als kurz nach Albrechts Verhaftung noch einmal ein neues Gesicht auftauchte. Ein angeblicher Journalist namens Andreas Jost machte sich an Gruppenmitglieder heran und forschte nach Einzelheiten zum Ablauf der Polizeiaktion gegen Albrecht. Jost wurde später wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit für das MfS in Hamburg verurteilt.

Man muss also wohl davon ausgehen, dass Albrecht ein Doppelagent war.

Die Gartenschläger-Leute wunderten sich 1976, dass Albrecht immer via Ostberlin in den Libanon flog… da musste er also beste Verbindungen haben, zur Stasi…

1980:

Letztes Jahr beispielsweise wurde der engagierte DDR-Gegner Bernd Moldenhauer („Gesellschaft für Menschenrechte“) von einem ins Milieu geschleusten Agenten des Ost-Berliner Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) erdrosselt. Die Auftragstat gestand der MfS-Mann Aribert Freder, ein 46jähriger Busfahrer, der dafür kürzlich zu zehn Jahren Freiheitsstrafe, wegen Totschlag, verurteilt worden ist.

Der Sumpf der Dienste ist unendlich…

Trotz Verhaftung 1976 durch den Tipp eines V-Manns (der Polizei?) kam Albrecht 1977 erneut frei:

1976: In Hamburg wegen Verstoß gegen das “ “ Kriegswaffen-Kontrollgesetz verhaftet. Ermittlungen wegen “ Bankraub-Beschuldigungen.

1977: Nach Einstellung des Verfahrens freigelassen

Überfälle auf Geldinstitute in Breda, Heek/Westfalen und Bochum zwischen 1976 und 1979 glauben die zuständigen Landeskriminalämter ihm nachgewiesen zu haben. Die Beute betrug über 350 000 Mark.

Auf die Idee „Albrecht war Agent eines westlichen Dienstes“ vermag der Spiegel jedoch nicht zu kommen.

Die Uwes vom „NSU“ waren das ja auch nie, gelle?

Wikipedia zu Albrecht:

Im Herbst 1981 wurde er am Frankfurter Flughafen verhaftet. Bei einem Prozess gegen die Wehrsportgruppe Ruhrgebiet, bei dem neben Albrecht die weiteren Mitgliedern Joachim Gröning, Franz-Karl Kohnert und Helmut Kimpowski angeklagt waren, kam es zu umfangreichen Geständnissen.[1] Seit 1981 war er Agent der DDR-Staatssicherheit unter dem Decknamen „König“ (XV 5297/81).[6] Nachgesagt werden Albrecht Kontakte zum Bundesnachrichtendienst.[7]

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Es stellt sich also die Frage, woher der Verfassungsschutz und die Dortmunder Kripo schon vor dem Olympia-Attentat 1972 von dem Anschlag wussten.

Fakt ist: Das Vorwissen war da. Warum konnte die Geiselnahme dennoch gelingen? Sollte es gar einen Anschlag geben?

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Es gibt einen Film über Willi Voss, von 2013, über dessen überarbeitetes Buch von 1979, „Geblendet“, dass damals als „UnterGrund“ neu herauskam, erweitert um die Agententätigkeit für die CIA, und dieser Film wurde für 3SAT gefertigt von Cando Berlin:

https://vimeo.com/67047337

[youtube=http://youtu.be/TG44qhzUtQ4]

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In „Geblendet“ fängt das Olympia-Attentat für Willi Voss im Frühjahr 1972 an:

Das Telegramm, das ich am Tage der Entlassung an eine von Schickel übermittelte Adresse in Beirut sandte wurde umgehend beantwortet. Mir wurde in dürren Worten mitgeteilt, ein erklärender Brief sei unterwegs, ich sollte ihn abwarten und antworten. Der Brief erreichte mich an dem Tage aus Belgrad, als ein Kommando des Schwarzen September eine Maschine der belgischen Fluggesellschaft SABENA entführte und nach Tel Aviv umdirigierte. Der Inhalt des Briefes begnügte sich mit der freundlichen Feststellung, daß Fatah an unserer weiteren Mitarbeit interessiert sei, erwartet werde, daß ich mich bereitfinde, über das Maß der Kooperation zu verhandeln. Gezeichnet war der Brief mit dem Namen OSAMA

(eher nicht „bin Laden“)

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Ende Teil 5

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Willi Voss, Udo Albrecht und die PLO: Terrorzellen schaffen! Vorgeschichte Teil 4

Der vorherige Blogeintrag endete mit:

Erkennt man beim Olympia-Attentat 1972 und in Willi Voss´ autobiografischem Roman “Geblendet” von 1979 bestimmte Muster wieder? Muster von 1970, die dem Vorgehen 1980 entsprechen?

g1

Laut Spiegel (2012) lernte Willi Voss Udo Albrecht im Gefängnis kennen, 1960:

Doch dann lernte Voss 1960 im Knast Udo Albrecht kennen, später eine Galionsfigur der deutschen Neonazi-Szene.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90334819.html

„Geblendet“:

Schickel, so hieß der drei Jahre ältere Freund, den ich kennenlernte, war aus der DDR geflüchtet.

etwas geschönt. Knast fehlt, das Jahr ebenfalls. (Albrecht floh 1955 samt Vater. Vor dem Mauerbau 1961)

Das heißt aber nicht, die Verräter in Bonn zu unterstützen. Sie sind es ebenso, die wir zu bekämpfen und zu vernichten haben, damit vom westlichen Teil Deutschlands der Kampf für die Befreiung ohne Hindernisse geführt werden kann.»

Und wie nebenbei fügte er hinzu:
«Ich habe da einige solide Kontakte.»

Im weiteren Verlauf unserer Bekanntschaft schälte sich heraus daß Schickel einer geheimen Kampftruppe angehörte, die – noch in der subversiven Phase – dabei war, die Basen für den bewaffneten Befreiungskampf gegen die beherrschenden Mächte Sowjetunion und die USA mitsamt deren Handlangern zu schaffen.

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Als Albrecht und Voss dann aus dem Knast kamen, gingen sie daran, ein Konzept zu entwickeln und zu verwirklichen:

Mit größtem Einsatz ging ich daran, einige Leute zu mobilisieren. Wir entwickelten ein genaues Konzept. Uns die Erfahrungen der verschiedensten Freiheitskämpfer, besonders die des zypriotischen Obersten Grivas zunutze
machend, waren wir überzeugt, eine kleine, in Gruppen zu Jeweils zwei bis drei Mann aufgeteilte Guerilla, die hauptsächlich in den Zentren des Apparates zu operieren  hatten, wäre auf Dauer in der Lage, die Unruhe zu erzeugen, die das System zwänge, durch letztliche offene Repression eine Situation herbeizuführen, die es uns ermöglichte, aus der Guerilla eine Untergrundarmee zu schaffen, die auch größeren Verbänden entgegentreten und sie vernichten konnte.

Das ist nichts Anderes als die Turner Tagebücher, und der Vorläufer von „Eine Bewegung in Waffen“. Der „NSU“ soll ähnlich operiert haben…

Man schaffte also „Mitkämpfer“ ran:

Eine große Hilfe war Schickel, den man  inzwischen auch wieder freigelassen hatte. Sein Fanatismus war noch gewachsen. Als geborener Organisator brachte er es innerhalb weniger Wochen zustande, nicht nur einen ansehnlichen Trupp Männer anzuwerben, sondern sie auch gut zu bewaffnen

Das endete recht schnell mit Verrat, alles voller V-Leute, damals schon:

Als Namen wählten wir Volks-Befreiungs-Front Deutschland unter Anlehnung an
die FLN Algeriens. Der Versuch, mit rechten Gruppen zu kooperieren, deckte einen Abgrund von Unterwanderung auf. Diese rechten Gruppen waren durchsetzt vom Verfassungsschutz. Das bis in die Spitzen. Wir selbst waren nach dem Beginn der  Zusammenarbeit nach kurzer Zeit in der Lage, zu erkennen, daß mehr Beamte des Verfassungsschutzes als wirkliche Mitglieder vorhanden waren.
Uber Nacht wurde das Wenige, das wir aufgebaut hatten, zerschlagen

Alles wie Heutzutage auch… nur beim „NSU“ hat man nie nichts gewusst…

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Der größte Teil unserer Anhänger wurde eingesperrt. Schickel und mir gelang die Flucht nach Holland, wo wir von Freunden versteckt und anschließend nach Spanien weitergeleitet wurden. Von dort aus reisten wir nach Südtirol, wo wir in relativer Sicherheit daran gingen, die alten Beziehungen wieder aufzunehmen. Die Erfahrung mit der «Rechten» war ein Schock. Unerfahren wie wir waren, hatten wir geglaubt, diese deutschtümelnden Gestalten böten Gewähr für eine Zusammenarbeit. Tatsächlich aber zeigte sich, daß sie nichts weiter als der verlängerte Arm des Verfassungsschutzes waren. […]

Was zum Aufbau einer Organisation nötig war, war eine sichere Basis im Ausland.
Wir begannen uns nach Freunden umzusehen, die uns diese Basis bieten konnten.

Das war bei Karl-Heinz Hoffmann 1980 sicher ebenfalls die Hauptmotivation: Eine sichere Basis im Ausland.

Ein Ingenieur, der sich zu unserer Gruppe
bekannte, aber nie als Mitglied enttarnt worden war, zog die Fäden in Algerien zur Al Fatah, der Nationalen Befreiungsbewegung Palästinas. […]

Schickel[=Albrecht] vereinbarte [1970] eine Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit. Wir erhielten die Erlaubnis, auf von der Fatah kontrolliertem jordanischen Gebiet einen Stützpunkt zu errichten, als Gegenleistung boten wir Unterstützung im Kampf gegen
Israel an.
Es war eine Phase der innerjordanischen Auseinandersetzung, in die Schickel mit unseren Männern und Frauen hineingeriet. Unsere Gruppe verwickelte sich in Kämpfe mit der jordanischen Armee. Wir hatten Ausfälle. Ich befand mich damals noch immer im Gefängnis, brannte aber darauf, nach Jordanien zu gehen, um Kampferfahrung sammeln zu können. Aber der «Schwarze September» 1970 schwemmte unsere Leute aus Jordanien fort.
Im Libanon fingen sie sich wieder, versuchten von dort aus, mich zu befreien. Schickel wurde während der Vorbereitungen zu diesem Befreiungsschlag festgenommen.
Und zwar wieder durch Hinweis eines Rechten

Wikipedia:

Während des Schwarzen Septembers 1970 kämpften Albrecht und andere auf Seiten der Fedajin. Er geriet in jordanische Gefangenschaft und wurde von Hans-Jürgen Wischnewski aus der Hand der königlichen Streitkräfte Jordaniens befreit.[4] Bevor seine Identität erkannt wurde, konnte er erneut entkommen. Im April 1971 wurde er in Wien verhaftet. Zuvor soll er gemeinsam mit Willi Pohl die Geiselnehmer der palästinensischen Organisation Schwarzen September bei dem Aufbau der Infrastruktur zum Olympia-Attentat 1972 unterstützt haben.

Albrecht war ein BND-Mann und wurde von Kanzleramtsminister „Ben Wisch“ herausgeholt?

Der Spiegel:

Seiner [Voss] Sympathie für den selbsternannten Anführer der „Volksbefreiungsfront Deutschland“ tat dies keinen Abbruch.

Erst einmal half Voss, seinen Kumpel Albrecht aus dem Gefängnis zu schleusen, in einem Container. Der Neonazi setzte sich nach Jordanien ab, schloss sich den Palästinensern an. Als ihn Abu Daud fragte, ob er einen verlässlichen Mann in Deutschland kenne, empfahl Albrecht seinen Knastkumpan aus dem Ruhrgebiet.

Voss machte sich nützlich. In Dortmund kaufte er für Abu Daud mehrere Mercedes-Limousinen, außerdem stellte er den Kontakt zu einem Passfälscher in seinem Bekanntenkreis her. Voss glaubt heute, dass er sogar in die Vorbereitungen des Attentats eingebunden war. Er habe den Führungsmann des „Schwarzen September“ wochenlang „quer durch die Bundesrepublik chauffiert, wo er sich in verschiedenen Städten mit Palästinensern getroffen hat“.

Der Passfälscher heisst Wolfgang Abramowski, im Buch von Voss schlicht „D.“und dürfte (Zeitpunkt nicht genau bestimmbar) als Spitzel gearbeitet haben.

Albrecht wurde dann 1971 in Wien verhaftet und bekam 1973 dann 10 Jahre Haftstrafe:

Wikipedia bestärkt den V-Mann-Verdacht:

Nach der Auslieferung an die Bundesrepublik 1973 konnte er 1974 aus der JVA Bielefeld fliehen.

Geblendet:

Die Männer gingen nach Europa zurück, wo sich einige den Behörden zur Verfügung stellten und halfen, Schickel halbwegs zu vernichten. Er wurde aufgrund ihrer Aussagen zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

So ähnlich sollte es 1981 ff. Karl-Heinz Hoffmann ergehen, dessen WSG-Ausland-Leute sich ebenfalls nach Europa durchschlugen, und dann gegen Hoffmann aussagten. Der bekam dann 9,5 Jahre Haftstrafe, sass 8 davon ab.

Deja Vu ohne Ende…

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1972 wurde Willi Voss verhaftet, 6 Wochen nach dem Olympia-Attentat.

Der Spiegel:

In Deutschland lag gegen Voss ein Haftbefehl vor, weil er wenige Jahre zuvor in München im Haus eines ehemaligen Waffen-SS-Mannes, der mit Neonazis paktierte, festgenommen worden war; man hatte bei ihm Kriegswaffen und Sprengstoff aus PLO-Beständen sowie Skizzen für Terroranschläge und Geiselnahmen in Köln und Wien gefunden.

Wer war dieser „G.“ (im Buch) genannte „Verbandsvorsitzende“, bei dem Voss und der Passfälscher Abramowski 1972 verhaftet wurden, ein ehem. Waffen-SS-Mann und wohnhaft in München?

Geblendet, Seite 98:

Vorher aber hatte ich ein Treffen mit einem Verbandsvorsitzenden, das in München stattfinden sollte.
Ich erschien überraschend in seinem Haus, so daß ihm keine Zeit blieb, möglicherweise Freunde oder gar den Gegner zu benachrichtigen.
Er hatte sich an uns gewandt und vorgeschlagen, mit ihm  zusammenzuarbeiten. Ich vereinbarte mit ihm die Übernahme einiger seiner Leute zur Ausbildung im Nahen Osten, sprach die Termine durch, an denen sie sich zur Verfügung halten sollten…

Wikipedia:

Nach dem Attentat wurde er [Voss] Ende Oktober 1972 [mit Abramowski] mit Waffen und einem Drohbrief des Schwarzen Septembers aufgegriffen

Wie hiess dieser Münchner „Verbandsvorsitzende“ und ehemaliger Waffen-SS-Mann?

Geblendet:

Kurz vor der Abreise, die mit einem PKW durchgeführt werden sollte, ließ ich mich
von einem Sympathisanten zusammen mit D. zu jenem Vorsitzenden fahren, den ich schon zwei Tage vorher kontaktiert hatte. Ich rief ihn zehn Minuten vor dem Eintreffen an. Eine Tatsache, die gegen die konspirativen Regeln verstieß, die möglicherweise die weitere, verhängnisvolle Entwicklung zur Folge hatte.
G., wie ich den Mann nennen möchte, kam uns entgegen, als wir in der Nähe des Hauses stoppten. Durch die Windschutzscheibe bemerkte ich ein parkendes Fahrzeug nicht weit von unserem Standplatz entfernt.

Es folgt die Verhaftung, im Haus des Mannes. Abramowski steht mit Waffe hinterm Vorhang, wehrt sich jedoch nicht.

Wikipedia:

Im Jahre 1944 meldete sich der damals 15-jährige Friedhelm Busse nach zwei Jahren Adolf-Hitler-Schule freiwillig zur Waffen-SS und kam Anfang 1945 zur 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“.[4]Als Panzerjäger kämpfte er bis April 1945 gegen die vorrückenden Alliierten.

Im Jahr 1972 verlegte Busse seinen Wohnsitz von Bochum nach Neubiberg bei München.[13]

1975 war er gemeinsam mit anderen einschlägigen Neonazikadern an der Gründung der NSDAP-Aufbauorganisation beteiligt.[14]

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Friedhelm Busse, der Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des BND, damals schon? 1972? Oder gar noch früher?

Ende Teil 4

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Die Vorbereiter: Willi Voss, Udo Albrecht und das Olympia-Attentat 1972, Teil 3

Aus den Teilen 1 und 2 ergibt sich die Vorgeschichte dessen, was im Frühjahr 1980 geschah:

mauss

Werner Mauss

Udo Albrecht nahm im Auftrag des BND, angesprochen von Werner Mauss, mit Karl-Heinz Hoffmann Kontakt auf, und es ging um einen „Auslandsstützpunkt“ bei der PLO im Libanon, als sichere Basis ohne BRD-Gesetze, Basis für was auch immer…

Beginnen sollte es mit KFZ-Exporten zur PLO, und ein solcher Transport fand geplant, samt Exportkennzeichen und Allem was man dazu so behördlicherseits benötigt, am 26.9.1980 statt, der -hätte er sich nicht um 12 Stunden verzögert- zur Explosionszeit der Oktoberfestbombe im Raum München gewesen wäre, samt Hoffmann, wenn er denn per PKW hinterher gefahren wäre, wie es geplant war. Er fuhr nicht, sondern verbrachte die Nacht in Nürnberg in einer Discothek. Strohwitwer-Eskapaden inbegriffen, dazu schweigt er…

Werner Mauss ist eine höchst zwielichtige Person, nicht nur beim Todesfall Barschel: Er fungierte auch als Aufkäufer geleakter Akten in der Journalisten-Abhöraffäre, die SZ lässt den BND auffällig raus, und schiebt das BKA vor?

Mai 2010:

Aufkäufer dieser Akten soll der Agent Werner Mauss gewesen sein, der in vielen spektakulären Kriminalfällen als Vertrauensmann (V-Mann) von Polizei und Geheimdiensten gearbeitet hat.

http://www.sueddeutsche.de/politik/beschattete-journalisten-des-focus-wer-forschte-fuer-den-staat-1.778707

In der Folgezeit habe es zwischen Hufelschulte und Mauss zahlreiche Kontakte zur Übergabe von Geheimdienst-Akten gegeben, berichtet das Fernseh-Magazin. BKA-Beamten soll Mauss gesagt haben, er habe von Hufelschulte mehrere geheime Papiere für insgesamt 18.000 Euro erworben.

So so, Geheimdienst-Akten vom BKA, woher hatte das BKA die denn? Waren es nicht in Wahrheit BND-Akten, und warum führten GEZ-Sender und Süddeutsche die Leute weg vom BND?

Sowas vielleicht?

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BND-Akte über Hoffmanns angebliche Kontakte zu italienischen Militär-Geheimdienst-Gladio-Leuten, und zur libanesischen christlich-faschistischen Falange. 2014 im TV…

Zurecht endet der Blogbeitrag mit:

Der Vertrag regelte in einer kleingedruckten Klausel Hoffmanns angebliche zukünftige Geschäfte mit den Falangisten, wo Albrecht ihn doch zur PLO bringen sollte. Hätte man diesen Vertrag später an die Presse gegeben, wäre die PLO-Führung wohl nicht umhin gekommen, Hoffmann standrechtlich erschießen zu lassen.

In diesem März 1980 waren jene Akten des BND, die Hoffmann erst im Winter 2014/15 über das Fernsehen zu sehen bekommen sollte, und die ihn scheinbar als Kontaktmann italienischer Faschisten im Libanon und libanesischer Falangisten ausweisen, schon einige Monate alt.

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fromm buch

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Thomas Ewald Riethmüller und ZDF-NSU-Experte Dr. Rainer Fromm (Dissertation 1997) kommen zum selben Ergebnis: Gelegte Hoffmann-Spuren beim Erlanger Doppelmord Ende 1980, UND zum Bologna-Attentat 1980:

In Italien hatten die Geheimdienste, um den Anschlag von Bologna deutschen Rechtsradikalen in die Schuhe zu schieben, eine Akte mit bereits gelegten oder noch zu legenden (Falsch-) Spuren angelegt.

35 Jahre nach dem Anschlag hat diese Akte, welche in Italien zur Verurteilung zweier Geheimdienstgeneräle führte, die Karlsruher Ermittler immer noch nicht erreicht, vermutlich deshalb, weil sie nie angefordert wurde.

https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/02/01/zusammenhang-munchner-bombe-mord-am-rabbi/

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Und in diesem Kommentar steht eine sehr interessante These zu den gelegten Spuren, ebenfalls vom Autor Riethmüller:

Wurden die später in Italien gefundenen Gegenstände Hoffmann entwendet, was anzunehmen ist, dann muss dem Dieb spätestens nach dem Oktoberfestanschlag klar gewesen sein, weshalb es für diese relativ wertlosen Gegenstände einen Abnehmer gab. Vielleicht war dies das Motiv des Doppelmordes? Fakt ist, das die GBA dieser Spur nie nachging. Warum?

https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/02/01/der-zeuge-hat-noch-bombensplitter-im-korper-seit-35-jahren-schon-2/

Das ist gar nicht so schlecht. Weil er längst weiss, was Sache ist?

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Wichtig ist, dass die Muster erkannt werden: Wie gehen Geheimdienste vor, wenn sie Terror beeinflussen bzw. lenken oder gar selbst ausführen, und wie gehen sie vor, um das dann folgende Attentat Dritten in die Schuhe zu schieben, und wie kooperieren Ermittlungsbehörden (BKA, BAW und LKAs), um im Auftrag der Regierungen die dreckigen Staatsgeheimnisse zu schützen, deren Bekanntwerden ein Regierungshandeln unterminieren würde, wie es Geheimdienste-Staatssekretär im Kanzleramt und Ex-BfV-Vize Klaus Dieter Fritsche als BMI-Staatssekrekär vor dem NSU-Aussschuss 2012 in Berlin aussagte, was prompt zum -gespielten- Eklat führte?

Erkennt man beim Olympia-Attentat 1972 und in Willi Voss´ autobiografischem Roman „Geblendet“ von 1979 bestimmte Muster wieder? Muster von 1970, die dem Vorgehen 1980 entsprechen?

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Die folgenden Teile dieser kleinen Serie werden sich exakt damit befassen:

– wie gingen Voss und Albrecht 1970 ff. vor, um zur PLO Kontakt zu bekommen?

– taten sie das aus eigenem Antrieb, oder -wie 1980 bei Hoffmann- im Auftrag von Geheimdiensten?

– war Willi Voss erst ab 1975 ein CIA-Agent „Ganymed“, wie er später schrieb, oder war er „Diener anderer Herren“ bereits 1970, wie es bei Albrecht zu vermuten ist?

– ist das Vorwissen des BfV/BND und der Israelis beim Olympia-Attentat 1972 und bei den PLO-Terrorattacken in gleicher Zeit auf das segensreiche Wirken eines V-Manns innerhalb des Schwarzen Septembers zurückzuführen, und wer war das?

– hat Georg Sieber Recht, dass umfangreiches Vorwissen vorhanden war, die Sicherheitsmassnahmen jedoch absichtlich nicht verstärkt wurden, und man letztlich den Deutschen die Schuldübernahme nahe legte für eine missglückte Befreiungsoperation, die aber unter israelischem Befehl stand?

– welche Rolle spielt dabei der „Sicherheitsbeauftragte“ der Spiele Hans Langemann?

– welche Handlungsmuster aus 1970-1972 findet man 1980 wieder, ebenfalls massgeblich beteiligt dieser Ex-BND-Agent Langemann, jetzt als Oberster Bayerischer Staatsschützer?

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Zitate zur gefälligen Lektüre:

Wer war verantwortlich?

Erstmals benennt nämlich der damalige Polizeipsychologe Georg Sieber, wer die wahren Verantwortlichen für das Scheitern und damit für den Tod der neun Geiseln und eines Polizisten gewesen seien: Sicherheitskräfte in Israel.

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Schließlich enthüllte am 4. April Ewald Riethmüller, dass der ehemalige PLO-Sicherheitschef und Mitorganisator des Olympiaanschlags Atef Bseiso in Wahrheit Informant des Bundesamts für Verfassungsschutz gewesen sein soll, Focus wiederholte dies ausführlicher einen Monat später.

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Dabei stützten sich die Anwälte auf das Schreiben des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz vom 9.10.1972. Weiter heißt es, man habe unmittelbar vor den Spielen erfahren, „dass palästinensische Terrorgruppen aus Beirut mit unbekanntem Ziel zur Durchführung ungeklärter Operationen abgereist seien.“

Wie man angesichts solcher Erkenntnisse noch von „heiteren Spielen“ (offizieller Olympia-Slogan) ausgehen konnte, ist ein Rätsel. Zumal sich herausstellte, dass der Mitorganisator der Geiselnahme, der sogenannte „Rote Prinz“, Ali Hassan Salameh, für den amerikanischen Geheimdienst CIA arbeitete. Ging man also fälschlicherweise davon aus, die Terrorgruppe dank der V-Leute „im Griff“ zu haben?

http://www.heise.de/tp/artikel/27/27904/1.html

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Truther würden jetzt „False Flag Terror“ schreien,  https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/01/19/die-false-flag-der-brd-fur-die-donermorde-wurde-ab-2010-vorbereitet-aber-sie-hiess-nicht-nsu/

und Daniele Ganser würde LIHOP oder MIHOP in Erwägung ziehen…  https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/02/10/daniele-ganser-erklart-die-welt-surprise-lihop-mihop-und-wie-das-imperium-usa-tickt/

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Die Wahrheit ist jedoch, dass sich „deutschsprachige Truther“ noch nie für deutschen Terror interessiert haben, aber über jeden Furz, sei es beim WTC an 9/11 bis zu Charlie Hebdo Hunderte Seiten mit wilden Theorien und endlosen Diskussionen füllen können, verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk. Je weiter weg das Geschehen, desto interessanter? Was den NSU-Fake angeht, der eine blütenreine VT ist, eine des Staates wohlbemerkt, haben sich die „Truther“ niemals interessiert. 

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Beim Oktoberfest wird es ähnlich sein.

Ende Teil 3.

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Die Vorbereiter: Willi Voss, Udo Albrecht und das Olympia-Attentat 1972, Teil 2

Teil 1 endete mit:

Willi Voss und Udo Albrecht hatten folgendes Motiv, mit der PLO zusammen zu arbeiten, und den Attentätern beim Olympia-Anschlag zu helfen: Ein sicherer Stützpunkt im Ausland.

10 Jahre später, 1980, dürfte Hoffmanns Motivation sehr ähnlich gewesen sein, nachdem die WSG Hoffmann Ende Januar in Deutschland verboten worden war.

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Die Vorgeschichte zum Oktoberfestattentat 1980 ist (nicht nur, aber auch) das Olympia-Attentat 1972. Und es ist nicht nur BND-Agent Langemann, Sicherheitschef 1972 und Oberster Staatsschützer Bayerns 1980, es ist auch die Operation Wandervogel, mit der man der WSG Ausland Hoffmanns die Bombe unterschieben wollte.

Den Anschlag auf die israelischen Athleten vermochte Langemann trotz vorherigen Hinweisen auf Attentatspläne nicht zu verhindern – vielleicht auch deshalb, weil er einer weiteren geheimen Nebenbeschäftigung nachging, die wiederum gut belegt ist: dem streng geheimen CDU/CSU-Nachrichtendienst.

Der oberste bayrische Staatsschützer war im Amt, als 1980 kurz vor der Bundestagswahl die Bombe auf dem Oktoberfest explodierte.

Der Öffentlichkeit präsentierte man alsbald einen angeblich eigenbrödlerischen Alleintäter aus dem rechten Milieu.

Schattenmann Langemann ist seit 1984 öffentlich unsichtbar.

https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/02/17/das-abenteuerliche-leben-des-geheimagenten-hans-georg-langemann/

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Dazu passt, dass zum Olympia-Attentat die meisten Akten verschwunden oder immer noch gesperrt sind:

Dies könnte aber natürlich auch ein Indiz für das genaue Gegenteil genommen werden, dass nämlich vertuscht werden soll, dass bei der Geiselbefreiung auf deutschem Boden gar nicht deutsche Politiker und Sicherheitskräfte das Sagen hatten, sondern die komplette Verantwortung in israelischen Händen gelegen habe, so Sieber. Gegenüber Telepolis antwortet Georg Sieber: …

https://sicherungsblog.wordpress.com/2015/01/04/gab-es-einen-bnd-csu-gladio-arm-eine-halbstaatliche-rechte-stay-behind-terrororganisation-teil-1/

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Wikipedia:

Insgesamt kamen in München und Fürstenfeldbruck 17 Menschen ums Leben.

Unterstützt wurden die palästinensischen Terroristen nach Akten des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) im Vorfeld von Helfern aus der deutschen Neonazi-Szene.

Akten desBundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), die auf Antrag des Spiegel im Juni 2012 freigegeben wurden, belegen diesen seit 1972 gemutmaßten Sachverhalt.[7][8] Die Kontakte zwischen der PLO und den Nazis wurden bereits 1970 durch den Rechtsextremisten Udo Albrecht vermittelt und sollten auf eine Zusammenarbeit der Gegenseitigkeit hinauslaufen.

Im Vorfeld des Olympia-Attentats traf Pohl nach eigenen Angaben den als Drahtzieher geltenden Palästinenser Abu Daoud im Juli 1972 in Dortmund, besorgte Fahrzeuge für die Organisation und fuhr Daoud zu konspirativen Treffen in Frankfurt und Köln. Zudem stellte er eine Verbindung zu dem Passfälscher Wolfgang Abramowski her, dem, wie auch Pohl selbst, eine enge Verbindung zur Nationalsozialistischen Kampfgruppe Großdeutschland nachgesagt wurde.[8] In Kairo beauftragte ihn der Fatah-Vertreter Abu Ijad, eine Botschaft an einen Mann in Paris zu überbringen, den er im Nachhinein als den Anführer der München-Attentäter Issa erkannt haben will.

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Der Passfälscher Wolfgang Abramowski heisst im Buch Voss´ „Geblendet“ schlicht „D.“, und dürfte (Zeitpunkt nicht genau bestimmbar) als Spitzel gearbeitet haben.

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Ende Oktober 1972 wurden er [Pohl] und Abramowski festgenommen, bei ihnen fand man Waffen, die baugleich mit denen bei der Geiselnahme benutzten waren, und einen Drohbrief des Schwarzen September an den gegen die drei überlebenden Attentäter ermittelnden Richter.

Aus dem im Juni 2012 freigegebenen Bericht des Verfassungsschutzes geht zudem hervor, dass die Dortmunder Kriminalpolizei bereits im Juli 1972 Hinweise auf die konspirativen Treffen zwischen Pohl und Daoud hatte und die Landeskriminalämter, das Bundeskriminalamt und den Verfassungsschutz umgehend darüber informierte.[11]

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Wäre hier der Kopp-Verlag, dann würde sofort folgende Schlagzeile erscheinen:

War das Olympia-Attentat 1972 eine False Flag Geheimdienst-Aktion, ein LET IT HAPPEN ON PURPOSE (Lihop), oder auch:

https://juergenelsaesser.wordpress.com/2015/02/15/kopenhagen-killer-war-polizeibekannt/

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Jeder stramme Islamist ist „polizeibekannt“, da gibt es Einträge im Polizeicomputer, das betrifft in Europa um die 50.000 islamische Spinner: Alle erfasst, alle „polizeibekannt“.

Und nun? Soll man hinter alle 50.000 muslimischen Schwachsinnigen (möglichst mit EU-Pässen, daher unabschiebbar!) je 10 Polizisten stellen? Observation rund um die Uhr? Gibt es diese 500.000 Polizisten dafür überhaupt?

Was heisst das, „er war polizeibekannt“? EXAKT NICHTS. NULL. NIENTE. NADA.

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Zurück zum Olympia-Attentat 1972:

Die Warnung war ernst zu nehmen. Am 21. August 1972, fünf Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in München, erreichte eine brisante Information das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz: Palästinensische Terroristen könnten während der Spiele einen „Zwischenfall“ inszenieren. Das sei „im Ausland“ in Erfahrung gebracht worden, hieß es weiter. Bei der Quelle handelte es sich um einen Journalisten in Beirut.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article106615851/Neonazi-Spur-beim-Olympia-Attentat-1972.html

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Hier wird 2012, also nach dem 4.11.2011, ganz klar „ein weiterer NSU konstruiert“, meint der Politologe Wolfgang Kraushaar, der auch zum Buback-Attentat und der Rolle der V-Frau Verena Becker in der RAF geschrieben hat:

Deutsche Neonazis waren am Mordanschlag auf israelische Olympiateilnehmer 1972 beteiligt. Das hat der »Spiegel« in dieser Woche gemeldet. Zwar ist dies schon seit Langem bekannt, denn der Informant des Blattes, der damalige Neonazi Willi Pohl, hat dies bereits vor 30 Jahren in einem Buch geschrieben, das unter Pseudonym in der Schweiz erschienen war.

Doch ärgerlicher als das Aufblasen einer alten Geschichte zur Top-News ist dies: dass hier der Olympiaanschlag zu einem Werk von Rechtsextremisten umgedeutet wird, obwohl Leute wie dieser Willi Pohl in Wirklichkeit als nützliche Idioten für die Palästinenser und die mit ihnen kooperierenden Linksterroristen gelten müssen.

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13309

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2013 schliesslich nahm sich auch 3SAT-Kulturzeit des Themas Willi Voss/ Willi Pohl an:

riha zu voss

http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/lesezeit/169930/index.html

Ganz lesen, die CIA als Brötchengeber vom Willi „Ganymed“ Voss kommt auch noch darin vor.

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Das sollte als Vorwissen um die Hintergründe zunächst mal ausreichen. Wir haben systemische Arschfesskraut-Lakaien wie den Desinformations-Historiker Sven Kellerhoff dabei, ein linker Politologe meint, es sei sowieso in Wahrheit der Linksterror gewesen, und es kommt ausführlich Willi Voss selbst via 3Sat zu Wort, während Markus Kompa in heise.de ganz aktuell und Hoffmann seit Jahren davon ausgehen, dass man die Spur zum Oktoberfest-Attentat beim ehem. BND-Agenten und Sicherheitsberater Olympia 72 Hans Georg Langemann aufnehmen müsse.

compact hoffmannklein

Compact-Magazin

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In Teil 3 werden wir das Buch von Willi Voss näher betrachten.

siehe auch:  http://willivoss.blogspot.com/

Ohne Hintergrundwissen macht das keinen Sinn. Dieses sollte jetzt -wenigstens ansatzweise- vorhanden sein.

Ende Teil 2.

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Die Vorbereiter: Willi Voss, Udo Albrecht und das Olympia-Attentat 1972, Teil 1

Am 11.02.2015 erschien der Beitrag:

Die Schwäche des Terroristen: Anfang eines Rätsels

Thema: Wie Udo Albrecht im Frühjahr 1980 Karl-Heinz Hoffmann zu Geschäften im Libanon anwarb, konkret für die PLO, aber ein Provisionsvertrag bei einem Rechtsanwalt Schöttler ausgefertigt wurde, Albrechts altem Anwalt, wo im Kleingedruckten nicht PLO, sondern Falange stand, die christliche Miliz im Libanon.

Nichts weniger als die faschistisch-christlichen Todfeinde der muslimischen PLO.

Albrecht ist in Thüringen aufgewachsen und 1955 gemeinsam mit seinem Vater in den Westen geflohen.  Während des Schwarzen Septembers 1970 kämpften Albrecht und andere auf Seiten der Fedajin. Er geriet in jordanische Gefangenschaft und wurde von Hans-Jürgen Wischnewski aus der Hand der königlichen Streitkräfte Jordaniens befreit.[4] Bevor seine Identität erkannt wurde, konnte er erneut entkommen. Im April 1971 wurde er in Wien verhaftet. Zuvor soll er gemeinsam mit Willi Pohl die Geiselnehmer der palästinensischen Organisation Schwarzen September bei dem Aufbau der Infrastruktur zum Olympia-Attentat 1972 unterstützt haben. In der Folge soll seine Befreiung aus der Haftanstalt durch Abu Daoud und Pohl geplant worden sein, die aber durch die Festnahme von Pohl im September 1972 verhindert wurde.[2] Nach der Auslieferung an die Bundesrepublik 1973 konnte er 1974 aus der JVA Bielefeld fliehen.http://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Albrecht

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Daher endet der Blogbeitrag zurecht mit:

Der Vertrag regelte in einer kleingedruckten Klausel Hoffmanns angebliche zukünftige Geschäfte mit den Falangisten, wo Albrecht ihn doch zur PLO bringen sollte. Hätte man diesen Vertrag später an die Presse gegeben, wäre die PLO-Führung wohl nicht umhin gekommen, Hoffmann standrechtlich erschießen zu lassen.

In diesem März 1980 waren jene Akten des BND, die Hoffmann erst im Winter 2014/15 über das Fernsehen zu sehen bekommen sollte, und die ihn scheinbar als Kontaktmann italienischer Faschisten im Libanon und libanesischer Falangisten ausweisen, schon einige Monate alt.

Dabei kam alles ganz anders.

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Willi Pohl ist in diesem Zusammenhang eine sehr interessante Figur, ebenso wie Udo Albrecht und Anwalt Schöttler.

Schöttler war bereits Anfang der 1970er Jahre der Anwalt von Albrecht und Pohl.

Bis zum Bruch aber waren Albrecht und Pohl eng verzahnt. Sie hatten in Deutschland auch denselben Anwalt, den Recklinghausener Wilhelm Schöttler, der Angehöriger mehrerer deutscharabischer Vereinigungen ist und 1972 als Anwalt die überlebenden München-Attentäter vertreten hatte.

Nach dem Olympia-Massaker wurde der Zusammenhang Pohl–Albrecht noch auf andere Weise notorisch. Beide waren, so zeigte sich, den palästinensischen Terroristen in Europa beim Aufbau der nötigen Infrastruktur behilflich gewesen. Drei Wochen nach dem Olympia-Attentat wurde Pohl mitsamt einer Ladung von Waffen, wie sie auch die Attentäter benutzt hatten, in München erwischt. Der zuständige Richter schrieb unter anderem in den Haftbefehl: „Der Beschuldigte plante gemeinsam mit … Walli Saad alias Abu Daud die gewaltsame Befreiung … des Albrecht.“

Eine Großaktion wie die mit der Spitzenfigur Abu Daud unternahmen die Mannen vom „Schwarzen September“ nicht nur dem inhaftierten Albrecht zuliebe — um Pohl bemühten S.66 sie sich mit ähnlicher Energie. Als palästinensische Geiselnehmer 1973 die saudi-arabische Botschaft in Khartum stürmten, stand die Freilassung Pohls aus deutscher Haft auf der Liste ihrer Forderungen.

Die Verbindung zu den Palästinensern datiert von 1970, als Albrecht bei den damals noch in Amman residierenden PLO-Chefs vorsprach. Pohl: „Er vereinbarte eine Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit. Wir erhielten die Erlaubnis, auf von der Fatah kontrolliertem jordanischen Gebiet einen Stützpunkt zu errichten, als Gegenleistung boten wir Unterstützung im Kampf gegen Israel an.“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14342646.html

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Und der Spiegel erwähnt das Buch, welches Willi Voss 1979 veröffentlichte:

Als Albrecht-Biograph dieser Jahre machte ein Mitstreiter namens Willi Pohl auf sich aufmerksam. Wie Albrecht hatte auch Pohl, in Europa von der Polizei wegen verschiedener Delikte gesucht, wahre Freunde bei den linken palästinensischen Guerilleros gefunden. In einem unter Pseudonym in der Schweiz veröffentlichten Buch (E. W. Pless: „Geblendet. Aus den authentischen Papieren eines Terroristen“) schreibt Pohl, teils tatsächlich authentisch, über seine Rolle im palästinensischen Terror der siebziger Jahre und den gemeinsamen Weg mit seinem Mentor Udo Albrecht, im Buch als „Schickel“ verfremdet.

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Dieses Buch hat der fatalist gerade gelesen, als PDF eingescannt bekommen, vielen Dank.

Im Dezember 2012 berichtete Der Spiegel, dass Voss nach eigenen Angaben seit 1975 als Agent für den CIA die Zentrale des PLO-Geheimdienstes ausspioniert haben soll. Er soll unter dem Decknamen Ganymed Informationen zu Anschlägen im Nahen Osten und in Europa und zur Zusammenarbeit zwischen dem Neonazi Udo Albrecht und dessen Komplizen mit den Palästinensern geliefert haben.[6]

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Willi Voss und Udo Albrecht hatten folgendes Motiv, mit der PLO zusammen zu arbeiten, und den Attentätern beim Olympia-Anschlag zu helfen:

Mitstreiter wurden insgeheim ausgehoben, eine „Volksbefreiungs-Front Deutschland“ in kleinem Kreise ausgerufen. Fernziel der Verschwörer war ein durch Guerillakampf von Besatzern und System befreites Land mit einer „von unten delegierten Volksherrschaft“. Als Vorbild galten vor allem die arabischen Befreiungsbewegungen, mit denen ab Anfang der siebziger Jahre Kontakt bestand, denn, so Albrecht, „was zum Aufbau einer Organisation nötig war, war eine sichere Basis im Ausland“.

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Und sehr ähnlich dürfte Hoffmanns Motivation gewesen sein, im Frühjahr 1980, nachdem die WSG Hoffmann Ende Januar in Deutschland verboten worden war:

Ein sicherer Stützpunkt im Ausland.

Ende Teil 1

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Biwakieren mit Gundolf Köhler: Kein Wuschelkopf

Published On Februar 13th, 2015 | By r

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Spätsommer 1981

Ein knappes Jahr nach dem Anschlag auf das Oktoberfest wird in Frankfurt am Main beim Hessischen Landeskriminalamt der ehemalige Vize-Unterführer der Wehrsportgruppe Hoffmann, Heinz-Arndt Marx (er sollte Jahrzehnte später in kurzen Hosen und Camouflage mit Ulrich Chaussy Fernsehgespräche führen) vernommen. Im Zentrum der Vernehmung steht die Frage nach der Bekanntschaft mit dem angeblichen Wiesn-Attentäter Gundolf Köhler aus der Zeit der WSG.

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Die Niederschrift dieser Vernehmung wirkt merkwürdig dürr; um 12 Uhr 30 unterbrach man denn auch die Vernehmung und bewirtete Marx mit einem Mittagessen.

Der ehemalige Wehrsportler war in seinem jungen Leben schon viel herumgekommen. Er hatte einige Jahre in der WSG gedient, später war er mit Hoffmann in den Libanon gegangen und hatte sich dort dessen Kampfgruppe angeschlossen. Wie Hoffmann und andere war er nach seiner Rückkehr aus dem Nahen Osten eingesperrt worden und man hoffte darauf, den Mann im Verfahren gegen Hoffmann zu einem nützlichen Zeugen machen zu können.

Dieser Marx hatte im Juli 1976 bei einer Übung der WSG Gundolf Köhler kennen gelernt. Man hatte gemeinsam biwakiert und sich bei dieser Gelegenheit ausgiebig unterhalten. Auf die Frage des hessischen Kriminalbeamten beschreibt Marx seine Erinnerungen an den jungen Burschen, der schon an seinem zweiten (und letzten) Tag mit einer selbstgebauten „Handgranate“, die freilich eher ein Böller gewesen sein wird, unangenehm aufgefallen war.

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Nachdem der „Chef“ zu seinem Ärger erfahren hatte, dass Köhler einen selbst gebastelten Knallkörper zur Fahrt am Übungsgelände mitgebracht hatte, ließ er den Neuling sofort von der Pritsche des Unimog absitzen. Köhler warf seinen Bums hinter eine Fichte, man ging in Deckung, lachte wohl einmal kurz und trocken. Von Splitterwirkung war keine Rede; das ganze war ein alberner Streich gewesen.

Wie es sich für junge Wehrsportler dazumal gehörte, unterhielt man sich nachts – Zelte waren nicht vorgesehen – über den unter Umständen bevorstehenden Bürgerkrieg in der BRD und diverse „politische Themen“, etwa die Bundestagswahl, das große Duell zwischen Schmidt und Kohl. Auch das schilderte Marx dem hessischen Beamten.

Dies alles wäre nicht der Rede wert, wenn Gundolf Köhler nicht Jahre später, zumindest im Bewusstsein der Öffentlichkeit, als dämonischer Massenmörder in Erscheinung getreten wäre. Man hätte besorgte antifaschistische Literatur daraus machen können, oder eine psychoanalytische Fallstudie.

Da es sich aber um Köhler handelte, fragte man Marx in diesem Herbst 1981, ob er denn den Köhler auch auf einem Lichtbild wiedererkennen würde. Schließlich legte man ihm genau jenes Foto vor, das Köhler als Wuschelkopf zeigt, jenes Foto, das Köhler angeblich so zeigt, wie ihn die Zeugen auf der Wiesn gesehen haben wollen. Das Foto mit dem typischen Wuschelkopf eben.

Und was geschieht?

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Marx erkennt Köhler nicht. Diese Person ist ihm völlig unbekannt.

Im Anschluss zeigt man Marx ein Bild Köhlers, das diesen mit kurzen Haaren zeigt, in jenem Zustand der Frisur, der auch am Tag des Oktoberfestattentats auf seinem Kopf zu beobachten gewesen war.

Marx erkennt Köhler sofort. Sofort ist er sich sicher, den jungen Mann zu kennen.

Eine Person wie Marx, der mit Köhler biwakiert hatte, ausführlich sprach und ihn im Gelände kennen lernen konnte, war also nicht in der Lage, Köhler mit seinem Wuschelkopf auf dem fast schon mythologischen Foto, das durch die Presse ging, zu erkennen.

Aber die Zeugen beim Wiesn-Attentat, die konnten das. Aus teils großer Entfernung, beim ersten Sehen, in einer Menschenmenge. Sahen sie einen Wuschelkopf, und Köhler war keiner.

Diese Zeugen haben einen anderen gesehen, nicht Gundolf Köhler; einen echten Wuschelkopf. Oder die Phantasie ist mit ihnen durchgegangen, wenn nicht Schlimmeres.

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Gundolf Köhler: Wuschelkopf und Phantom

Februar 2015

Die kollektive Erinnerung an den Bombenanschlag auf dem Münchner Oktoberfest ist auf das Engste verbunden mit der Aufnahme eines wuschelköpfigen Schülers, etwa 16 Jahre alt, Karohemd, Pullunder und verträumte Augen. Direkt nach dem Anschlag wurde diese Fotografie massenhaft verbreitet, über die damaligen „Revolverblätter“ Quick und Bild, aber auch über das damals noch staatsmonopolistische Fernsehen. Es handle sich um den Täter, hieß es damals, oder reißerischer: „Er legte die Bombe“.

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Dieser junge Mann machte allerdings bis zum 26.9.1980, dem Tag des Anschlags, wie jeder andere junge Mann auch, noch eine bemerkenswerte Entwicklung durch. Fest steht jedenfalls, dass er am Tag des Anschlags kurze Haare gehabt hat; sämtliche Aussagen angeblicher Tatortzeugen zu diesem jungen Mann, die sich explizit auf dessen Wuschelkopf beziehen, den Wuschelkopf als Merkmal hervorheben, sind also unbrauchbar, was noch zu belegen sein wird.

Das gilt vor allem für solche Aussagen, die angebliche Mittäter ins Spiel bringen und diese geheimnisvollen Mittäter kurz vor dem Anschlag als im Gespräch mit einem Wuschelkopf befindlich darstellen.

Wie immer, viel Käse dabei, bei den Zeugenaussagen. Das ist ganz normal.

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Wer war dieser Köhler?

Wie eine Litfaßsäule der Erinnerung ist Köhler im Laufe der Jahrzehnte mit Etiketten der diffamierenden oder willkürlichen Zuschreibung bedeckt worden. Da wir ihn nicht persönlich kennen, können wir hier nicht sein Wesen ausbreiten. Aber wir können die Etiketten eine nach der anderen ablösen.

Da ist zunächst die Legende von der „Mitgliedschaft“ Köhlers bei der „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Diese Legende wird heute von den zentral zuständigen Geschichtenerzählern des Oktoberfest-Attentats nicht mehr gar so offensiv vertreten, zumal man weiß, dass sie vor allem aus Unsinn besteht. Man nimmt es aber gern in Kauf, dass sich das Gerücht, oder wenigstens der sprachliche Rest eines Gerüchts in dieser Hinsicht hält.

Tatsächlich ließ sich Köhler 1976 von seinen Eltern zu einer Übung der WSG chauffieren und wiederholte seine Schnupper-Teilnahme ein weiteres und letztes Mal. Der „Chef“ der WSG konnte nicht umhin, dem Wuschelkopf die Haare zu schneiden; und ein Offizier der WSG rügte ihn für den albernen Knallkörper, den er zur Übung mitgebracht hatte. Eine Uniform erhielt er nicht, auch keine Mitgliedskarte. Danach war für Köhler Schluss mit WSG; er hatte sich mit dieser Aktion einen Eintrag im NADIS-System der deutschen Sicherheitsbehörden geholt und versuchte später, Hoffmann per Postpaket mit einer Flasche Wein zu beglücken, ja ihm brieflich die Gründung einer WSG-Filiale unter seiner Leitung anzutragen.

Beides irrsinnige Aktionen, denn Hoffmann rührte damals – nach eigenen Angaben auch heute noch – keinen Alkohol an und hätte einen frisch geschorenen 17-Jährigen, der unaufgefordert mit selbstgebauten Knallkörpern am Übungsplatz erscheint, nicht zum WSG-Offizier gemacht.

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(WSG-Vize-Unterführer Marx bei der Gesichtskontrolle)

Trotzdem hat man immer wieder versucht, Köhler als „Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann“ (Generalbundesanwalt Rebmann) darzustellen. Medien wie der Stern verwendeten dazu Bildmaterial wie das oben stehende Foto. Es kann nicht Köhler zeigen; die Körpergröße stimmt nicht, das wurde dutzende Male nachgewiesen, und wer Augen hat, zu sehen, erkennt, dass der Mann im Vordergrund des Bildes auch dem Gesicht nach anders aussieht als unser Phantom.

Wie auch immer, nicht nur Köhlers Gesicht besteht aus Phantom-Zügen, aus Lügen, Irrtümern und Erfindungen. Was kann man alles in den Charakter eines Menschen hineininterpretieren? fragt man sich bei der Lektüre des Abschlussberichts der Bundesanwaltschaft. Alles und nichts, möchte man antworten und stellt sich vor, selbst so beschrieben zu werden:

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Ein eiskalter Borderliner, der Rock-Schlagzeuger Köhler, möchte man ausrufen, und auch noch Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann! Bei näherer Betrachtung zerfällt alles zu Staub, was an „behördlichen Erkenntnissen“ über diesen Jungen vorhanden war. Am Ende wirft die Bundesanwaltschaft ihm gar vor, in seiner Schulzeit mit einer Spritzpistole und gefährlichem Zitronensaft seine Mitmenschen angegriffen zu haben. Eiskalt und gefährlich, fast so schlimm wie seine Silvesterböllerei und sein Interesse für „Sprengungen“ im Wald.

Sogar im Arbeitskreis NSU finden sich Leute, die in ihrer Jugend Wald- und Wiesensprengungen durchgeführt haben. Es bedeutet nichts. Nicht einmal, dass man Mitglied des Arbeitskreises NSU ist, der auch keine Mitgliedskarten ausgibt.

Was macht man mit dem Köhler und seinem dämonischen, in Wirklichkeit ausgesprochen banalen Charakter im Jahr 2015? Es bleibt nichts als der Verdacht, dass dieser vergleichsweise farblose junge Mann eine ideale Projektionsfläche war. Ein psychisch schwer beeinträchtigter „Zeuge“ will mit ihm regelmäßigen Geschlechtsverkehr gehabt haben; seine Eltern und anderen Verwandten fanden ihn unauffällig und nett; er wählte die Grünen und interessierte sich für den Schutz von Kulturdenkmälern in der Region.

Da gab es wohl auch Bekanntschaften zu stramm antikommunistischen Kräften, aber auch die sollen längst vor dem Anschlag abgeflaut sein. Über Zufallsbekanntschaften und verdeckte Verbindungen wissen wir noch nichts. Wir kennen Gundolf Köhler nicht und müssen uns um sein Bild bemühen, gegen die alten Klischees.

Die Schwäche des Terroristen: Anfang eines Rätsels

Frühjahr 1980

Der rechtsradikale Aktivist, ehemalige Terrorist und vielfach verurteilte Berufsverbrecher Udo Albrecht war im vergangenen Spätherbst aus einem Bochumer Gefängnis entlassen worden. Als alter Kämpfer der PLO, der Ende der 60er-Jahre die Infotische westdeutscher Fußgängerzonen gegen Stellungen arabischer Freiheitskämpfer vertauscht hatte, hatte er sich nicht nur im Nahen Osten hervorgetan. Auch die Operationen der PLO in Europa unterstützte Albrecht nach Kräften. Leider war dabei einiges schief gegangen.

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Als „Dr. Jäger“ hatte Albrecht sein Unwesen in der Schweiz getrieben, zahlreiche Konten und Waffenlager eingerichtet und dann die Chuzpe besessen, am Heiligen Abend 1970 mehrere Schuhkartons mit Sprengstoff durchs Berner Land zu chauffieren. Die weihnachtliche Verhaftung war gleichzeitig der Beginn einer Karriere als Ausbrecherkönig: Albrecht floh ab diesem Zeitpunkt immer wieder aus bundesdeutschen Gefängnissen.

Manchmal hatte er sein Glück kaum fassen können. Immer wieder gelangen waghalsige Ausbrüche, Handschellen waren abzuschließen vergessen worden oder die Öffentlichkeitsfahndung in der gefürchteten Sendung „Aktenzeichen XY“ führte die Bevölkerung auf falsche Fährten. Manches dunkle Ding, wie die Waffenbeschaffung für den Olympia-Anschlag, hatten sie Gottseidank nicht herausbekommen, wie es schien.

An einen besonders gespenstischen Moment erinnerte er sich gar nicht gern. Als er nach einigen aufgrund finanzieller Engpässe verübten Banküberfällen in eine Polizeikontrolle geriet, verhaftete man ihn nicht, obwohl die DPA am selben Tag eine reißerische Meldung über seine Verstrickung in die Pläne zur Befreiung der Stammheimer herausgegeben hatte. So viel Glück konnte man eigentlich im Leben nicht haben.

Immer wieder versuchte er sich, noch im Gefängnis, mit Tabletten den alten Schwung zurückzuholen, seine Liebe zu Deutschland und die Erinnerung an das freie Leben bei den Palästinensern. Jünger wurde er nicht mehr.

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Jetzt, nach der Entlassung, hatte er den Plan gefasst, ausrangierte Bundeswehr-LKW über den Weg des offiziellen Kraftfahrzeug-Exports zu den Palästinensern zu schaffen. Das sollte ein wenig Ruhe und Geld bringen. Der Herr Bruder war plötzlich zu Geld gekommen, und man pumpte ihn an, gar nicht nötig, eine weitere Bank zu überfallen.

Nach Silvester stand allerdings plötzlich ein ihm unbekannter Mann vor der Tür, der ihn unverblümt auf diese Pläne ansprach. Sein hartes Auftreten und der bedrohlich schleimige Unterton in der Stimme, aber auch das Wissen um alles, was Albrecht seit Jahren auf dem Herzen lag, machten jeden Widerspruch unmöglich. Der glatzköpfige Unbekannte schlug vor, Informationen aus dem Nahen Osten zu beschaffen; im Gegenzug sollten die Kraftfahrzeugtransporte unterstützt werden und man würde darauf verzichten, Albrecht die alten Geschichten vorzuhalten, bei denen er so großes Glück gehabt hatte.

Albrecht sollte auch einen gewissen Hoffmann auf solche Transporte ansprechen.

Der Privatdetektiv und Westentaschen-James Bond Werner Mauss war zu jener Zeit bestrebt, sein Äußeres zu ändern. Zu diesem Zweck hatte er sich unter Anderem Haare auf die Glatze transplantieren lassen, ein tarnendes Unterfangen, das Ende der 70er-Jahre noch durchaus als filmreif gelten konnte. Vergangenen Sommer war Mauss zum legendären „Chef“ der noch nicht  verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann, Karl Heinz Hoffmann, gefahren und hatte ihm angeboten, seinen Männern einen Drachenflug zu spendieren. Hoffmann hatte dieses Ansinnen angesichts des merkwürdigen Auftretens dieses spendablen Mannes abgewiesen.

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Nach dem Verbot der Wehrsportgruppe hatte sich Albrecht unter falschem Namen bei Hoffmann gemeldet und einen Fahrzeugtransport vorgeschlagen. Tatsächlich kam nie ein Geschäft zwischen den beiden zustande; aber Albrecht offenbarte sich Hoffmann und bot ihm Hilfe dabei an, Verbindungen in den Libanon zu knüpfen.

Weder Mauss noch Albrecht erklärten Hoffmann in diesem Frühjahr 1980, wohin die Reise gehen sollte. Zur PLO, zu den christlichen Falangisten, zu einer anderen der zahllosen Milizen und chaotischen Gruppen dort? Allerdings riet Albrecht Hoffmann, zu einem gewissen Anwalt in Recklinghausen zu gehen und dort Provisionsvereinbarungen über seine zukünftigen Geschäfte im Libanon zu unterzeichnen.

Dieser Anwalt war zufällig der alte Strafverteidiger von Albrecht, der so viele günstige Urteile für ihn herausschlug und ihm die Kontakte in den Nahen Osten verschafft hatte. Ein umtriebiger Mann mit guten Kontakten zur PLO und zu gewissen Stellen in der CSSR.

Ohne Titel

Der Vertrag regelte in einer kleingedruckten Klausel Hoffmanns angebliche zukünftige Geschäfte mit den Falangisten, wo Albrecht ihn doch zur PLO bringen sollte. Hätte man diesen Vertrag später an die Presse gegeben, wäre die PLO-Führung wohl nicht umhin gekommen, Hoffmann standrechtlich erschießen zu lassen.

In diesem März 1980 waren jene Akten des BND, die Hoffmann erst im Winter 2014/15 über das Fernsehen zu sehen bekommen sollte, und die ihn scheinbar als Kontaktmann italienischer Faschisten im Libanon und libanesischer Falangisten ausweisen, schon einige Monate alt.

Dabei kam alles ganz anders.

Das ist die Geschichte des Oktoberfestattentats. Als Erzähler treten auf: Überlebende, Protokollführer der Geheimdienste und der Gerichte, Schuldige und Unschuldige, Unbeteiligte. Wir widmen diesen Blog den Toten, denen, deren Leben durch den Staatsterrorismus vergiftet worden ist und den zu unrecht Verfolgten.