Kampf der Zivilisationen 3: Der Westen und der Islam

Welche Zivilisationen gibt es, und wer ist der jeweilige kulturelle Kernstaat? Siehe Teil 2.

Es könne Modernisierung ohne Übernahme westlicher Kultur geben, die „universelle westliche Zivilisation“ samt ihrer Werte (Demokratie, Menschenrechte) sei keineswegs zwingend.

Insbesondere gelte das für den Islam-Kulturkreis:

kdk50(anklicken macht groesser)

Auf mancherlei ganz elementare Weise ist die Welt
insgesamt dabei, moderner und weniger westlich zu werden.

Interessante These.

1996 vermutete Huntington kommende Konflikte in den Bruchlinienstaaten. Also in Staaten, die nicht homogen einem Kulturkreis zuzurechnen sind.

Weitgehend richtig vorausgesagt, bis hin zur Ukraine.

kdk51kdk52Ahnung hat der Mann! Zweifellos.

Und hier haben wir den Vorläufer des von Stratfor im Jahr 2015 verkündeten neuen Eisenen Vorhanges durch Europa, um Russland von Deutschland und der US-beherrschten EU abzutrennen:

kdk53

Eine andere und etwas wahrscheinlichere Möglichkeit ist, daß
die Ukraine entlang ihrer Bruchlinie in zwei Teile zerfallt, deren
östlicher mit Rußland verschmelzen würde. Das Thema Abspaltung kam erstmals im Zusammenhang mit der Krim aufs Tapet.

1996 geschrieben!

Was meint er zur Abtrennung der islamischen Welt vom Westen? Er beklagt die Nichtassimilation der westlichen Staaten, was Muslime angeht:

Europäische Gesellschaften haben in der Regel nicht den
Wunsch, Einwanderer zu assimilieren, oder tun sich sehr schwer damit, und inwieweit muslimische Einwanderer und ihre Kinder assimiliert werden wollen, ist unklar. Eine anhaltende substantielle Einwanderung ist daher geeignet, Länder in eine christliche und eine muslimische Gemeinschaft zerfallen zu lassen.

Wenn dem so ist, warum lassen die Europäer dann diese muslimische Einwanderung zu?

Das Problem der demographischen Invasion der Muslime
wird sich jedoch wahrscheinlich in dem Maße mildern, wie das
Bevölkerungswachstum in nordafrikanischen und nahöstlichen
Gesellschaften seinen Höhepunkt erreicht, was in einigen Ländern bereits der Fall ist, und zurückzugehen beginnt.

Wunschträume?

Aber jetzt:

kdk54Was heisst das? Keine islamische Massenzuwanderung zulassen, was denn sonst?

 Sowohl in muslimischen als auch in christlichen
Gesellschaften ging in den achtziger und neunziger Jahren die
Toleranz für den anderen drastisch zurück.

Also musste man diese muslimische Einwanderung stoppen. Damals schon.

Man liess den Konflikt jedoch eskalieren?

So sah Barry Buzan 1991 viele Gründe für einen beginnenden gesellschaftlichen kalten Krieg »zwischen dem Westen und dem Islam, in dem Europa an vorderster Front stehen würde«:
»Diese Entwicklung hat zum Teil mit säkularen contra religiö-
sen Werten zu tun, zum Teil mit der historischen Rivalität zwischen Christenheit und Islam, zum Teil mit der Eifersucht der westlichen Macht, zum Teil mit Ressentiments gegenüber der Dominanz des Westens bei der postkolonialen politischen
Strukturierung des Nahen Ostens und zum Teil mit der Verbitterung und Demütigung durch den unerfreulichen Vergleich der Leistungen der islamischen mit denen der westlichen Zivilisation in den letzten zweihundert Jahren.«

Weiter bemerkt Buzan: »Ein gesellschaftlicher Kalter Krieg mit
dem Islam würde der Stärkung der europäischen Identität
insgesamt zu einem für den Prozeß der europäischen Einigung
überaus wichtigen Zeitpunkt dienen.«

Und deshalb liess „man“ die islamische Massenzuwanderung zu? Um Europa im Kampf gegen Islam einigen zu können?

Kühne These.

Wer hats erfunden?

kdk55Also was tun? Trennen, keine Masseneinwanderung von Muslimen nach Europa zulassen. Die Assimilation der bereits zugewanderten Muslime erzwingen. Wem das nicht passt: Abwandern, raus aus Europa! Heim in die Umma!

»Wir sind anders«, pflichtet ein ägyptischer Journalist bei. »Wir haben einen anderen Hintergrund, eine andere Geschichte. Und dementsprechend haben wir auch das Recht auf eine andere Zukunft.«

Kein Problem, aber nicht in Europa. Parallelgesellschaften hätten um jeden Preis verhindert werden müssen. Ein Erkenntnisproblem gab es nicht, es muss also andere Gründe für das Nichtstoppen der islamischen Zuwanderung gegeben haben, die die Völker Europas der Vernichtung aussetzt.

Das tiefere Problem für den Westen ist nicht der islamische
Fundamentalismus. Das tiefere Problem ist der Islam, eine andere Kultur, deren Menschen von der Überlegenheit ihrer Kultur überzeugt und von der Unterlegenheit ihrer Macht besessen sind.

Das Problem für den Islam sind nicht die CIA oder das USamerikanische Verteidigungsministerium. Das Problem ist der Westen, ein anderer Kulturkreis, dessen Menschen von der Universalität ihrer Kultur überzeugt sind und glauben, daß ihre überlegene, wenngleich schwindende Macht ihnen die Verpflichtung auferlegt, diese Kultur über die ganze Erde zu verbreiten. Das sind die wesentlichen Ingredienzien, die den Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen anheizen.

Alles richtig, und die Konsequenz heisst: Lasst sie machen, aber lasst sie nicht in den Westen rein. Handel etc ja, Migration nein.

Anfang der neunziger Jahre waren mehr Muslime als Nichtmuslime an Gewalt zwischen Gruppierungen beteiligt, und zwei Drittel bis drei Viertel aller interkulturellen Kriege waren solche zwischen Muslimen und Nichtmuslimen.
Die Grenzen des Islam sind in der Tat blutig, und das Innere ist
es ebenfalls.
(Keine Aussage in meinem Essay für Foreign Affairs ist so
häufig kritisiert worden wie der Satz: »Der Islam hat blutige
Grenzen.« Ich fällte dieses Urteil nach einem unsystematischen
Überblick über interkulturelle Konflikte. Quantitative Belege aus jeder neutralen Quelle belegen schlüssig die Gültigkeit meiner Aussage.)

Er legt noch eine Schippe drauf:

Der Islam ist eine Quelle der Instabilität in der Welt, gerade weil  er kein dominierendes Zentrum besitzt. Staaten, die die Führungsrolle im Islam anstreben, wie Saudi-Arabien, Iran,
Pakistan, die Türkei und potentiell Indonesien, konkurrieren
miteinander um Einfluß in der muslimischen Welt; keiner von
ihnen ist in der starken Position, bei innerislamischen Konflikten zu vermitteln; und keiner von ihnen vermag wirklich im Namen des Islam zu agieren, wenn es um Konflikte zwischen
muslimischen und nichtmuslimischen Gruppen geht.

Ein letzter und der wichtigste Punkt: Die Bevölkerungsexplosion in muslimischen Gesellschaften und das riesige Reservoir
an oft beschäftigungslosen Männern zwischen 15 und 30 sind
eine natürliche Quelle der Instabilität und der Gewalt innerhalb
des Islam wie gegen Nichtmuslime.

Wie solle der Westen sich verhalten?

kdk56kdk57Volle Punktzahl.

Damit sind wir am Ende. Selber lesen, das ganze Buch.

Das Fazit steht bereits in Teil 1:

Huntington habe 1993 ff. den Kampf der Kulturen „Westen gegen Islam“ vorausgesagt.

Hat der aber nicht, er hat exakt das Gegenteil getan! Er hat davor gewarnt, dass eine falsche Politik der USA dazu führen könnte!

kdk4Huntington hat gesagt: WENN die USA sich NICHT  zu einer Politik der Nichteinmischung durchrängen, DANN könne es zu einem Kampf „Westen vs. Islam“ kommen. Alles richtig, was Huntington empfahl, und das bereits 1996!

Nichts glauben, was „Truther“verkünden, alles immer überprüfen.

ENDE

4 Gedanken zu „Kampf der Zivilisationen 3: Der Westen und der Islam“

  1. „Europäische Gesellschaften haben in der Regel nicht den
    Wunsch, Einwanderer zu assimilieren, oder tun sich sehr schwer damit.“
    Das ist bei weitem zu pauschal und wird außerdem den enormen Unterschieden zwischen den europäischen Gesellschaften nicht gerecht. Die lateinischen Gesellschaften (Spanien, Italien, Frankreich) sind darin augenscheinlich nicht schlecht. Spanien beispielsweise hat nach der Reconquista auch die arabischen Ex-Invasoren in einer christlichen Gesellschaft assimiliert. Die arabische Kultur ist dabei nicht spurlos verschwunden, sondern bis heute z.B. in der Musik, Sprache, Sitten und Moralvorstellungen präsent. Frankreich hat Einwanderer aus zahllosen Ländern u.a. aus Osteuropa, aber auch aus Schwarzafrika und arabischen Ländern assimiliert.
    „Eine anhaltende substantielle Einwanderung ist daher geeignet, Länder in eine christliche und eine muslimische Gemeinschaft zerfallen zu lassen.“
    Die Duldung und sogar Förderung von Parallelgesellschaften ist eine Eigenheit gerade der angelsächsischen Gesellschaften und eine Schattenseite der Toleranz:
    https://hintermbusch.wordpress.com/2016/02/28/erfindung-europas-ursprung-und-grenzen-der-toleranz/
    Die Quote schwarz-weißer Mischehen in den USA war und ist in den 1990ern nach Jahrhunderten der Koexistenz gerade so hoch wie die Zahl deutsch-türkischer Mischehen 40 Jahre nach dem Vertragsarbeiterabkommen:
    http://www.amazon.de/Schicksal-Immigranten-Deutschland-Frankreich-Gro%C3%9Fbritannien/dp/3546001354/
    Das spanisch geprägte Mexiko hat dagegen die schwarzen Sklaven so weitgehend assimiliert, dass ihre Hautfarbe seit langem nicht mehr separat im Straßenbild auftaucht.
    In diesem Buch kann man u.a. auch nachlesen, dass auch Deutschland die ehemaligen Gastarbeiter aus Jugoslawien mit Mischehen-Quoten deutlich über 80% bereits Mitte der 1990er sensationell gut assimiliert hatte, was den Autor selbst überrascht hat. Eine erste Vorschau auf das Buch findet man in diesem Kapitel desselben Autors:
    https://hintermbusch.wordpress.com/2016/05/06/erfindung-europas-schlusskapitel/
    Hier findet man auch die Aussage, dass islamische Einwanderer der Assimilation tatsächlich einen besonderen Widerstand entgegensetzen:
    „Man kann einen gewissen Widerstand der islamischen Bevölkerungen gegen die Assimilation nicht leugnen, weil der familiäre Unterschied durch die Existenz eines alten und kohärenten religiösen Systems gestärkt wird.“
    Die Rolle des Islam werde aber überschätzt und sei nicht die eigentliche Quelle des Widerstands: „Die Studien zur islamischen Besonderheit übertreiben im Allgemeinen das Gewicht des religiösen Faktors und unterschätzen die Bedeutung der Endogamie als Widerstandsfaktor gegen die Assimilation.“
    In dem oben verlinkten Buch weist der Autor darauf hin, dass auch die Juden durch Endogamie der Assimilation einen massiven Widerstand entgegengesetzt haben. Bei seinen eigenen Vorfahren habe es nach der Gleichberechtigung der Juden durch die Französische Revolution noch 4-5 Generationen gedauert, bis die erste Tochter einen Nichtjuden geheiratet habe.
    Bei der Assimilation nichtislamischer Einwanderer sind die Ergebnisse in großen Teilen Europas keineswegs schlechter als in den USA. Die USA haben lediglich das Glück, dass es bei ihnen nie eine geschlossene islamische Einwanderung von gering qualifizierten Personen gegeben hat. In die USA wandern aus islamischen Ländern eher Individuen ein, nach Europa oft große Gruppen, weil es rein praktisch leichter möglich ist, Sommerurlaub in der alten Heimat inklusive schon in den 1970er Jahren. Es ist unter diesen Umständen ein Ausweis amerikanischer Arroganz, die Nichtassimilation in Massen eingewanderter Muslime zu einem kulturellen Problem der Europäer zu erklären. Dazu passt bestens, dass ein Präsident Obama Angela Merkel für die völlig planlose Einwanderung von einer weiteren Million Muslimen lobt und für die USA die Aufnahme der zugesagten 30000 Syrer nicht auf die Reihe bekommt. Man darf den Amerikanern nie glauben, was sie nur mit Worten loben. Überschwängliches Lob ist ihre nette Art, einen Vollidioten zu verhöhnen.

    Eine interessante Pointe in den Überlegungen Todds liegt darin, dass er dem ab den 80ern aus den USA importierten Multikulturalismus eine Mitschuld beim Scheitern der klassischen französischen Assimilation im Fall der muslimischen Einwanderer zuschreibt:
    „Die Unfähigkeit der politischen Eliten einen brutalen assimilatorischen Diskurs der Art ‚Die Einwanderer werden Franzosen wir alle anderen sein, ob sie es nun wollen oder nicht‘ hat die Entstehung des Front National begünstigt. Das elitäre Gerede über das Recht auf den Unterschied erzeugt Inkonsistenz und Angst im Land des universellen Menschen.“
    Interessanterweise ist auch in Deutschland etwa zur selben Zeit Mitte der 80er Jahre der positive Trend bei deutsch-türkischen Mischehen abgerissen, als die Grünen begannen, den Multikulturalismus zu propagieren. Die Botschaft ist klar: „Ihr müsst nicht Europäer werden, um in Europa leben zu können“. Todd dagegen sieht bereits zu dieser Zeit die Gefahr eine kulturell fragmentierten Gesellschaft, die in Krisen und Konflikten durch nichts Substanzielles zusammengehalten wird. Endstation nach seiner Meinung: Apartheid oder Bürgerkrieg. Das einzige, was dagegen auf Dauer helfe, sei die fortschreitende Assimilation durch gemeinsame Kinder, nicht aber durch elitäre, hohle Phrasen.

    1. Assimilation braucht Druck, erfordert den Zwang zur Anpassung an die Leitkultur der neuen Heimat.
      Alles andere funktioniert nicht, insbesondere nicht bei Muslimen. Weil die die bekloppteste aller Religionen haben.

  2. Druck zur Anpassung ist nötig und der entsteht nicht in einer Kultur, die für alles nur Verständnis hat (solange es nicht traditionell deutsch ist) und dazu noch eine soziale Vollversorgung anbieten will. Das ist das linke Problem in diesem Land.
    Auf der anderen Seite brauchen Einwanderer neben einem Anpassungsdruck im Grundsätzlichen auch Freiheit für ihren individuellen Weg in die Gesellschaft, in der sie ankommen sollen. Einwanderer müssen ihre Herkunft nicht aufgeben oder verleugnen, sondern aus ihr etwas Neues machen. Was der Mann über den Islam sagt, finde ich beispielsweise ziemlich gut:
    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-05/andre-yorulmaz-afd-generalsekretaer-austritt-islamfeindlichkeit
    Einerseits weist er das ewig moralisierende ZEIT-Blabla konsequent zurück, andererseits argumentiert er überzeugend gegen eine pauschale und unbewegliche Ablehnung von Einwanderern islamischer Herkunft. Es ist ein Jammer, dass solche Leute nicht mehr in der AfD sind, wie auch immer es soweit gekommen ist. „Schotten dicht“ ist ebenso wenig eine Lösung wie „Kommt alle her! Wir geben alles und fordern nichts“. Die absolute Polarisierung zwischen beiden Ansätzen ist ein enormes Risiko für Deutschland und Europa, das größeren Schaden anrichten könnte als der IS-Terror. Weder Hofer noch van der Bellen sind die Lösung für unser Problem. Unser Problem ist, dass wir (derzeit) nur zwischen Hofers und van der Bellens wählen können. Man muss hoffen, dass sich das wieder ändert.

    1. Ich denke, bei der Assimilation geht es eher um die Nachkommen der Muselmigranten, und da liegt das Problem: Zu viele wollen das nicht. Und die sollen dahin gehen, wo Scharia etc gilt. So sah das bereits Goethe…

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