Nach der ersten Hausdurchsuchung auf Schloss Ermreuth Ende September 1980, kurz nach dem Anschlag in München, werden die beschlagnahmten Gegenstände in einem Beschlagnahmeverzeichnis aufgeführt, untersucht und in die Asservatenkammer verbracht. Unter den beschlagnahmten Gegenständen befinden sich auch zehn kleine Objekte, die noch Jahrzehnte später von so genannten investigativen Journalisten in einen mutmaßlichen Zusammenhang mit Sprengstofffunden in Ermreuth gebracht werden. Im letzten Teil der Serie war davon die Rede, dass diese Sprengstofffunde ebenfalls Jahrzehnte später noch in lügenhaften Verdachtstheorien eine Rolle spielen sollten.
Was liegt nun in diesem Sommer 1981 in der bayerischen Asservatenkammer, und was beschreibt die Autorin eines meinungsführenden Magazins im Jahre 2015nach vorgeblichem Aktenstudium?
„Die Ausbeute auf Hoffmanns Schloss Ermreuth fiel mit zehn Zündkapseln eher mager aus. Der Grund: Die Kripobeamten übersahen den dortigen Sprengstoff.“
(Renommiertes Hetzblatt aus Hamburg)
Der unbedarfte Leser kommt angesichts einer solchen Formulierung nicht umhin, die erwähnten „Zündkapseln“ auf den „übersehenen“ Sprengstoff zu beziehen, dessen Beschaffenheit freilich per se zu hinterfragen ist, wie im letzten Teil der Serie dargelegt wurde. Die Formulierung insinuiert, dass es im Fall eines Sprengstofffundes auf Ermreuth kurz nach dem Anschlag für die Kriminalpolizei „fette Beute“ gegeben haben müsste. Schließlich geht der Leser unwillkürlich davon aus, dass man mit besagten „Zündkapseln“ den Sprengstoff hätte zünden können, es also eine Art Zünder-Infrastruktur für den lügenhaft mit der Sprengvorrichtung des Anschlags in Verbindung gerbachten Sprengstoff auf Ermreuth gegeben habe.
Hätte die Autorin des Beitrags in dem Hamburger Hetzblatt allerdings von ihren behördlichen Informanten neben den genehmen Aktenteilen auch jene Aktenteile zugespielt bekommen, in denen das Beschlagnahmeverzeichnis der Hausdurchsuchung auf Ermreuth enthalten ist, hätte sie bei einigem guten Willen Gelegenheit gehabt, ihre Leser darüber zu informieren, dass die angeblichen „Zündkapseln“, die man 1980 auf Ermreuth beschlagnahmt hatte, wie folgt aussahen:
(Zündhütchen eines historischen Perkussionsschlosses, siehe rote Markierung)
Die freiberufliche investigative Journalistin macht in ihrem Artikel, der wie gesagt die Deutungshoheit über die Ereignisse im Kontext des Oktoberfestattentats beansprucht und mittels „Aktenstudium“ begründen will, ein zu einem historischen Gewehr passendes Zündhütchen zu einer „Zündkapsel“ und schwindelt das Ganze in einen lügenhaften Verdacht der funktionalen Zugehörigkeit zu „verdächtigem“ Sprengstoff aus dem 20. Jahrhundert.
Historische Zündkapseln dieser Art besitzen in etwa die „Brisanz“ von handelsüblichen Streichhölzern.
Die mögliche Ausrede der bei der staatlich gelenkten Lüge ertappten Journalistin, in einigen – freilich böswillig manipulierten – Aktenteilen sei von „Zündpillen“, also elektrischen Brückenzündern, die Rede, kann insofern nicht durchgehen, als man mit solchen Brückenzündern zwar Pyrotechnik, niemals aber TNT zünden kann.
Eine Ausflucht ist also nicht möglich, die staatliche Aktendurchstecherei samt zugehöriger vorgekauter Narration (ein Vorwurf, der gerne dem Arbeitskreis NSU gemacht wird und dort nicht unbegründetes Gelächter hervorruft) ist als Methode der systematischen Desinformation der Öffentlichkeit deutlich herausgearbeitet.
Sommer 1981, Hausdurchsuchung auf Schloss Ermreuth
Am 16. Juni 1981 wird Karl Heinz Hoffmann, als Beschuldigter geführt im immer noch laufenden Ermittlungsverfahren zum Anschlag auf der Theresienwiese, am Frankfurter Flughafen verhaftet. Man konfrontiert ihn mit einem ganzen Bündel an teils schwersten strafrechtlich relevanten Vorwürfen, allerdings nicht zum Anschlag selbst. Er wird bis zum Jahr 1989 nicht mehr frei kommen und sich in einem jahrelangen Prozess, vor allem selbst, gegen die drohende lebenslange Haft juristisch zur Wehr setzen müssen.
Kurz nach dem Anschlag hatte man die Wohnungen von ehemaligen Mitgliedern der WSG durchsucht, darunter auch das Schloss Ermreuth, in dem Hoffmann zusammen mit seiner Frau lebte, wenn er sich nicht im Libanon aufhielt.
„Die Ausbeute auf Hoffmanns Schloss Ermreuth fiel mit zehn Zündkapseln eher mager aus. Der Grund: Die Kripobeamten übersahen den dortigen Sprengstoff. Das erfuhren sie erst ein Jahr später – von einem Mann, der aus Hoffmanns Camp im Libanon geflohen war und nun in deutscher Haft saß: Es gab auf dem Schloss einen Sprengsatz in einem Einmachglas und mehr als ein Kilo TNT-Sprengstoff in Form eines Blumentopfes. Der Tippgeber berichtete, er sei aus Neugier kurz nach dem Anschlag zu Hoffmann gefahren. Bei der Gelegenheit habe Hoffmann ihn angewiesen, den Sprengsatz in den Hohlkörper eines Steins einzufügen und so zu verstecken. Mit dieser Beschreibung fanden die Beamten im Sommer 1981 ganz schnell, was sie suchten: Der Stein mit dem Sprengsatz lag mit anderen Steinen auf einem Haufen neben einem Baum. Den anderen Sprengstoff entdeckten sie in einer Scheune.“
So sollte das „Zeit Magazin“ fast 34 Jahre später berichten.
(Renommiertes Hetzblatt aus Hamburg)
Für den Leser entsteht, sofern er nicht über das nötige Hintergrundwissen verfügt, aufgrund dieser Darstellung der Eindruck, Hoffmann habe in Ermreuth womöglich auf eigene Initiative hin Sprengstoff gelagert und dies in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Oktoberfestattentat. Die von den Massenmedien geschürte und von der Bundesanwaltschaft zu jener Zeit geschaffene Verdachtslage legt auch Jahrzehnte später, nach der Lektüre einer solchen journalistischen Erzählung, noch den Schluss nahe, Hoffmann könnte in das Oktoberfestattentat verwickelt sein.
Warum dieser Schluss sich dem Leser aufdrängen muss und in wessen Interesse solche Assoziationen stehen, warum der besagte Sprengstoff überhaupt bei Hoffmann landete, wer ihn dorthin lancierte und warum er genau zu jenem Zeitpunkt gefunden wurde, als Hoffmann in Haft war, soll Gegenstand der vorliegenden kleinen Serie sein.
Die Autorin des oben zitierten Artikels im „Zeit Magazin“ hält sich an anderer Stelle in jenem Text zugute, „freigegebene Akten“ zum Anschlag studiert zu haben, sowohl Ermittlungsakten der SOKO Theresienwiese als auch Materialien des MfS und andere ehemalige Verschlusssachen. Wie immer beim so genannten Rechtsterrorismus werden von den jeweils ausgesuchten Journalisten selbstverständlich nur jene Akten berücksichtigt, die Autor und Leser jene Verdachtsmomente suggerieren sollen, die von staatlicher Seite erwünscht sind. Andere Akten werden ignoriert; schließlich wurden sie ja auch nicht von den Behörden zur wohlwollenden Kenntnisnahme vermittelt; man hätte ja selber recherchieren müssen.
(Aus dem Urteil des Landgerichtes Nürnberg in der Sache Hoffmann, 1986)
Aus dieser gerichtlichen Feststellung, die nach jahrelanger Beweisaufnahme und zahllosen Zeugenvernehmungen getroffen werden sollte, geht also klar hervor, dass ein gewisser Hans Peter Fraas den fraglichen Sprengstoff im zeitlichen Umfeld des Oktoberfestanschlags nach Ermreuth gebracht hat und dass Hoffmann dann in das Verstecken dieses Sprengstoffs eingewilligt hat.
Es ist also alles komplizierter, als das „Zeit Magazin“ erlaubt und die Autorin es zu „recherchieren“ imstande war. Die aus den Gerichtsakten ebenfalls deutlich hervorgehende Tatsache, dass die Explosivstoffe in Ermreuth keinesfalls mit den Explosivstoffen des Oktoberfestanschlags chemisch identisch sein konnten, ist die Autorin mangels Aktenkenntnis natürlich nicht imstande zu erwähnen. Sie verweist lediglich auf den banalen Umstand, dass die Akten jenen Explosivstoff, zu dem gar keine Anklage existierte, aufgrund seines “verrotteten” Zustands nicht mit der Münchner Bombe in Verbindung bringen.
Vom anklagerelevanten Sprengstoff spricht die Autorin nicht. Sie moniert dagegen, dass sich die Bundesanwaltschaft nicht sicher hätte sein dürfen, dass die verrotteten Fragmente einer Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg nicht doch irgendwie mit dem Anschlag zu tun haben könnten. Eine absurde Vorstellung, die allerdings als Verdachtstheorie präsentiert wird.
Weiter geht aus den Gerichtsdokumenten hervor, dass im Herbst 1980, kurz nach dem Anschlag, Fraas wohl kaum aus „Neugier“ zu Hoffmann gefahren sein kann, wie die Autorin behauptet. Jemand, der Sprengstoff mitgebracht hat und diesen später bei Hoffmann einmauert, tut dies kurz nach dem Anschlag nachvollziehbar kaum aus „Neugier“. Der so genannte Tippgeber Fraas, der im Sommer 1981 Hoffmann mit dem Hinweis auf den Sprengstoff kompromittiert, ist also keineswegs ein Zaungast, der so nebenbei dazu aufgefordert wird, Sprengstoff zu verstecken.
(Aus dem Urteil des Landgerichtes Nürnberg, 1986)
Die Unterstellung, auch in einer Scheune sei „Sprengstoff“ gelagert worden, ist insofern unsinnig, als es sich dabei um den Teil einer Waffe handelte, zu der nicht einmal Anklage erhoben worden ist.
Man fragt sich angesichts einer solchen Sachlage, warum 34 Jahre nach diesem Sommer 1981 in einem vielgelesenen Artikel, der Deutungshoheit beansprucht, so weitreichende Unwahrheiten verbreitet werden müssen. Diese Frage stellt sich umso mehr, als schon der „Besuch“ des Mannes, der den Sprengstoff schließlich einmauerte, in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft des Anschlags als eine Handlung auffallen muss, die schwerwiegenden Verdacht auf jemanden wirft, der zu jener Zeit und bis heute Hintermann des Jahrhundertverbrechens sein soll.
Akten und Sprengstoff gibt man nicht so ohne weiteres heraus. Weder 1980, noch 1981, 2011 oder 2015.
In Teil 4 steht, dass die WSG Hoffmann keine Terrorgruppe war, bei der WSG Ausland sähe das anders aus. Konkret ist da allerdings nichts, bislang. Das übliche Unbewiesene.
Den Auftritt der Hoffmann-Truppe muss man wohl als veralbernde Provokation auffassen und deuten, oder schlicht exzentrisch nennen.
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Teil 5: Die Gegner und die Förderer im rechten Spektrum
3 unserer Ausgangsfragen sind leidlich beantwortet:
1. Was wollte Hoffmann mit seiner WSG überhaupt? Wozu das Ganze?
2. Ist die WSG eine Neonaziorganisation gewesen?
9. Wie waren die Beziehungen zu anderen Nazi-Verbänden?
zu 1. Ein Spielzeug wollte Hoffmann, einen Organismus, Einfluss. Irgendwie so.
zu 2. Grösstenteils eher Nationalpatriotismus, aber „scharf Rechts“ sicherlich. Wie weit die Prägung in einer „Feierabendarmee“ tatsächlich erfolgte scheint zweifelhaft. Ein Sammelbecken für „Rechte aller Art“ war die WSG sicher.
zu 9. Eng, durch „Doppelmitgliedschaften“ ihrer Führungspersonen.
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Durchlauferhitzer zur Radikalisierung?
Fromm verweist auf die Biografien zahlreicher WSG-Mitglieder und meint, die JN der NPD sei eine Art Durchlauferhitzer für Rechte auf dem Weg zum Terrorismus gewesen. Marx, Satorsky, Hepp etc.
Die VS-geführte Partei NPD steuerte schon 1977 dagegen:
Daher der Unvereinbarkeitsbeschluß vom März 1978, der auch die WSG Hoffmann einschließt
Man schmeisst die WSG-ler dann raus aus der NPD, bestätigt auch Udo Voigt.
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Ein grosser Förderer war DVU-Chef Frey:
Bezahlte im Gegenzug zu Saalschutz eine 8000 DM Geldstrafe für Hoffmann wegen „Uniformtragen“ 1975, und:
Der Frey sieht die Spleens so ähnlich wie ich. Uniformspleen, Militariaspleen. Exzentriker Hoffmann?
Interessant für unsere Thematik ist die Verbindung Hoffmann-Heinzmann-Gundolf Köhler, die Fromm wie folgt darstellt:
Heinzmann
Köhler sei von Hoffmann an Heinzmann verwiesen worden… wegen Interesse an Gründung einer WSG in Tübingen.
Behrendt, Selbstmord im Libanon 1981…
Da muss ein Fragezeichen gesetzt werden… weitere Details sind nötig.
Folglich kann die “Wehrsportgruppe Hoffmann” als eine der wenigen deutschen rechtsextremistischen Nachkriegsorganisationen als “neofaschistisch” bezeichnet werden, während der Begriff “neonazistisch” zu verwerfen ist..
Okay, das hätten wir geklärt: Kein Neonazi, aber auch kein Demokrat. Kein Rassist.
So endete Teil 3. Rechtsextreme Nichtneonazisten, aber ohne Rassismus, zumindest was den „Chef“ angeht.
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Teil 4: Terror!
… werden, dem 13 Menschen zum Opfer fallen.
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Hier merkt man dem Buch sein Alter an, nichts desto trotz ist es „Stand der Forschung“. Eine genaue Analyse der Akten steht noch aus. Sie ist jedoch längst in Arbeit.
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Ein paramilitärischer Verband war sie zweifellos, wie Fromm feststellt:
Auch um „Heroismus“ bemüht sich Hoffmann, etwa mit Fantasieauszeichnungen, die in der WSG-Publikation präsentiert werden:
„Für die Kameraden, die auch heute noch ihren Dienst für die WSG in Uniform versehen, habe ich, in Erinnerung an die Anfangsjahre und dankbare Anerkennung, ein Ehrenärmelband mit der Aufschrift ‚Almshof gestiftet. Es wird nur von den Männern der ersten Stunde aus dem Jahre 74 und davor als Traditionsabzeichen und Ehrung am linken Ärmelaufschlag getragen. (… ) Wem bewußt ist, wieviel Einsatzbereitschaft und Charakterfestigkeit Voraussetzung für diese Ehrung war, zollt gerne den gebotenen Respekt.“ (‚Kommando‘, Mai 1979, S. 5)
Da Hoffmanns Gruppe nicht auf eigene „herorische“ Taten zurückblicken kann,
hilft die Fantasie des Herausgebers nach. Somit können der WSG als politischer Wehrsportgruppe, folgen wir der Definition Schwagerls, durchaus organisationssoziologische Paralellen zur SA diagnostiziert werden
Die WSG Hoffmann als „neue SA“, man denkt an Odfried Hepps WSG Schlageter. Blutzeugen der Bewegung, so nannte man die wohl. Horst Wessel etc pp. Wiki hilft…
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Auch wenn es vor dem WSG-Verbot kaum Indikatoren gibt, die die Organisation
als terroristische Gruppe ausweisen, ist doch eine große Militanz signifikant.
Freispruch, nichts anderes als ein Freispruch ist das.
Auf die Frage, warum er 1973 die Gründung einer „Wehrsportgruppe“ der einer Partei vorgezogen habe, sagt der Rechtsextremist dem Nachrichtenmagazin ‚Der Spiegel‘:
„Spezielle Gründe sprachen gegen eine Parteigründung. Ich hätte sonst genau das getan, was man vom Bundesbürger will. Er soll sich im Parteileben erschöpfen, sich abarbeiten, spenden und aufopfern für irgendeine Idee, aber dann soll er letzten Endes an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern. Nein, da müßten die Voraussetzungen ganz anders sein. Da müßte der Grundsatz, daß man Minderheiten gestatten möchte, zu Mehrheiten zu werden, auch tatsächlich ernst genommen werden.“ (‚Der Spiegel‘, 24. 11.1980)
So wird deutlich, daß Hoffmann überhaupt nicht bereit ist, sich demokratischen Spielregeln der parlamentarischen Demokratie zu unterwerfen. Damit wird klar, daß die Organisation nicht auf einen politischen Meinungsstreit setzt.
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Das stimmt nicht, ist erkennbar falsch. Mit „sich zu unterwerfen“ hat das nichts zu tun. Es bestätigt nur, was bereits zitiert wurde: Die WSG ist zwar Rechts, aber nicht einheitlich, und Hoffmann ist die Parteipolitik schlicht egal. Er unterwirft sich dem Gesetz, aber die BRD-Politik kümmert ihn nicht. Er hält sie für fremdbestimmt.
Ich denke, damit kommen Fromms nicht klar. Daher wird fleissig hinein gemutmasst, wo wenig ist. Das tun alle von Fromm Zitierten gleichermassen. Fällt auf.
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Der höchste WSG-Offizier nach Hoffmann ist ein gewisser Bernd Grett, der heute eine Fahrschule in Plauen besitzt. Grett ist ein Kumpel von Willi Voss, dem Olympia-Attentatsvorbereiter und Fatah-Mitkämpfer, Deja Vu ! Dort hin gehört auch Udo Albrecht, der BND-Mann wider Willen, wie Hoffmann meint.
Die Rechtsextremisten kommen jedoch nicht über die Planung hinaus. Bevor sie den ersten Anschlag verüben können, wird die Gruppe am 11 . 10.1972 zerschlagen. Bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmt die Polizei: Eine Maschinenkanone mit gegurteter Munition, drei Maschinengewehre mit ungezählter Munition, fünf Maschinenpistolen, neun Karabiner, zwei Kleinkalibergewehre, zwei Gewehre, ein Flobertgewehr, Sprengstoff, zehn Panzerfaustgranaten und zahlreiche Handgranaten. (vgl. Verfassungsschutzbericht 1972, S. 37)
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Im Ausland existieren Beziehungen zu palästinensischen Terroristen, wie unter
anderem der Ex-Terrorist Willi Pohl, alias „E.W.Pless“ in seinem auf persönlichen Erlebnissen basierenden Roman „Geblendet“ (S . 112) beschreibt. In der NSKG-Publikation ‚Der Nationalsozialist – Kampfschrift zur Befreiung Deutschlands aus der Knechtschaft‘ bekennen sich die Rechtsextremisten selbst zu Kontakten zur „Palästinensischen Befreiungsbewegung“ . (vgl. Verfassungsschutzbericht 1972, S. 38) Weitere Verbindungen bestehen zum amerikanischen „Bund Deutscher Nationalsozialisten“ , in dessen Organ ‚NS-Kurier‘ für die NSKG geworben wird.
Beleg für das terroristische Potential der NSKG ist ferner die Tatsache, daß der Polizei bei Durchsuchungen Vollmachten, Operationspläne und Anleitungen zur Geiselnahme in die Hände fallen. Nach dem Verbot der NSKG sollen zahlreiche ihrer Mitglieder den Weg in die „Wehrsportgruppe Hoffmann“ gefunden haben.
Man sollte erkennen: Überschaubarer Kreis von Leuten, die sich irgendwie kannten. Nicht Jeder kannte Jeden, aber man kennt sich zumindest indirekt, über Dritte. Das Potential war da, und die Geheimdienste spielten fleissig mit.
Honigtöpfe waren diese WSGs allemal, und es wurde fleissig rekrutiert.
Hier auch:
Nationale Deutsche Befreiungsbewegung (NDBB)
Die Gruppe wird 1970 von dem Autoverkäufer Roland Tabbert in seiner Heimatstadt Hanau gegründet und versteht sich als Vorläufer einer neuen NSDAP
Der dann später mit Kühnen ein Freiwilligenbataillon für Sadam Hussein 1990 zusammenstellen wollte… hat man da Worte?
Die haben sie doch nicht alle beisammen, diese V-Leute…
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Tabbert wird vor Gericht von dem Anwalt Wilhelm Schöttler vertreten. Dieser verteidigt auch den späteren Karl Heinz Hoffmann-Partner Udo Albrecht.
Gleichzeitig ist Schöttler Ehrenpräsident der „Gesellschaft für deutsch-arabische
Freundschaft“, der auch der WSG- und NDBB-Aktivist Johannes Kößling angehört. (vgl. Schröder 1992, S. 133)
„Partner“, da würde Hoffmann sicher opponieren, aber zunächst war Albrecht derjenige, der Hoffmann in den Libanon lotste im Frühjahr 1980. Weisungsgemäß im Auftrag des BND… und der „falsche Vertrag“ mit Faschisten statt PLO, den fertigte eben dieser Anwalt Schöttler.
Das war auch Voss´ Anwalt 1972, und er dürfte im Sinne der Geheimdienste agiert haben. BND und BfV, mindestens…
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Was war also die WSG Hoffmann? Ein Honigtopf, sicherlich, so wie 20 Jahre später der Ku Klux Klan mit Piatto vornedran, mit Corelli etc pp.
Was war sie seitens der Intention des Gründers?
WSG-Gründung als Resultat der Militarisierung
Hätte es die WSG seit 1974 nicht gegeben, die militantesten Gegner des parlamentarischen NPD-Kurses und eine aufrückende neue rechtsextremistische Generation (vgl. Hennig 1982, S. 23fl) hätten sie irgendwann in den siebziger Jahren erfunden. So sind es auch zahlreiche ehemalige Anhänger der „Aktion Neue Rechte“ (ANR) und der „Aktion Widerstand“ (AW), die neben den Anhängern
neonazistischer Organisationen das politische Potential der WSG-Anhänger stellen. Nach dem Niedergang der „Aktion Widerstand“ haben die militanten Antikommunisten ihre politische Plattform verloren. Auf der Suche nach einer strukturellen Alternative bietet sich für diejenigen, die sich vor einer kommunistischen
Unterwanderung der Gesellschaft oder einer drohenden Sowjet-Invasion fürchten, die „Wehrsportgruppe Hoffmann“ als Organisationsalternative an. Diese versteht
sich als Bürgerkriegsarmee gegen den Bolschewismus.
So prahlt Hoffmann: „in einer bürgerkriegs-ähnlichen Situation wären wir die die richtigen Leute. Wir sagen nicht von vornerein, da wird’s schwierig, wir haben keine Hemmungen, gegen
einen Kommunisten vorzugehen“. (‚Konkret‘, Januar 1977 zit. aus: Rabe 1980, S.195). Auch das SPD-Organ Vorwärts greift ein Hoffmann-Zitat auf: „Wir fühlen uns als Soldaten gegen die rote Flut-“ (‚Vorwärts‘, 5.4.1979)
Hoffmann hat gerne mal auf die Kacke gehauen, und sich dabei einen gefeixt?
Mit zugelöteten Gewehren gegen die Sowjetinvasion, die nie kam?
Mit „Panzern“?
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Ich bin vielleicht nicht der Richtige, um das zu beurteilen, aber solche Feierabend-Veranstaltungen kann ich nicht ernst nehmen. Tut mir leid. Ist für mich Spinnerei, Träumerei, totale Fehleinschätzung der eigenen Möglichkeiten.
In der BRD konnte das nie etwas werden. Niemals.
Schlussfrage: Sind das „SS-Uniformen“ ?
Totenkopfabzeichen, ja, das ist SS-Stil.
Oder es ist ganzjähriger Karneval.
Auf alle Fälle ist es nicht mein Ding, es ist peinlich.
In Teil 2 waren wir in die 500 Seiten eingestiegen.
Das war der “Stand der Forschung”: Hoffmann entwickelte einen Faschismus eigener Prägung, war kein klassischer “3.Reich-Nazi”, und lockte viele Jugendliche und Nationalisten an, mit Hilfe auch und gerade der Medien.
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Teil 3: Das Kapitel 3. Ideologie der Wehrsportgruppe Hoffmann
Vorbemerkung: Hoffmann schreibt, es habe die gar nicht gegeben, die einheitliche Ideologie.
Selbstdarstellung:
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Hoffmann selbst hatte jedoch eine:
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Im Gespräch mit dem ‚Vorwärts‘ macht Hoffmann klar, was er am NS-Staat gut
und was er schlecht findet. Er schätzt das Führertum. Doch der Nationalsozialismus habe das Führerprinzip um zwei Bestandteile erweitert: „Um die Rassentheorie und um die Bodenerwerbstheorie mit dem Gedanken vom ‚Volk ohne Raum‘: Beides lehne ich ab“ . (‚Vorwärts‘, 9.1.1975)
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Hoffmann sieht sich selbst als Patrioten, und befürwortet die Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen vom 1.9.1939, also mit Österreich:
„Das 3. Reich war nicht nur Rechtsnachfolger des ehemaligen deutschen Kaiserreiches sondern durch den friedlichen Zusammenschluß mit Deutsch-Österreich auch eindeutig der Rechtsnachfolger der ehemaligen österreichisch-ungarirschen Donaumonarchie. Im Zuge dieser, den Nationalisten zustehenden Rechtsanspruche hatte Hitler dama1s – stellvertretend für das deutsche Volk – nicht nur die Einverleibung der Tschechoslowakei fordern dürfen, sondern er hätte darüberhinaus auch einen legitimen Anspruch auf alle weiteren zum ehemaligen österreichisch-ungarischen Kaiserreich gehö-
renden Gebiete gehabt.“ (‚Kommando‘, Juli 1979, S. 8)
Ah ja…
Hoffmanns geographischer Gegenentwurf zu den bestehenden Staatsgrenzen hat konkrete Konturen. Im Gespräch mit dem ‚Stern‘ fordert er Österreich „heim ins Reich“, ebenso die „geraubten Ostgebiete“ und vorher die Wiedervereinigung mit der „Zone“- (‚Stern‘, 28.2.1974)
Die Zone hat uns ja mittlerweile einverleibt, möchte man anmerken. Gauck und Merkel, danke, soviel Zone wollten wir nie…
Die Österreicher und die Ostgebiete, fatalist empfiehlt zunächst die Reconquista der Scharia-Zonen deutscher Großstädte. Das ist Aufgabe genug…
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Antiamerikanismus
Hoffmanns Feindbild Nummer eins sind die Vereinigten Staaten von Amerika und
die sogenannte „internationale Hochfinanz“ . Besonders stört ihn die angebliche militärische Dependenz Deutschlands, in der er die Ursache aller anderen Abhängigkeiten festmacht:
„Die wirklichen Feinde des deutschen Volkes sind für uns leider unangreifbar, weil sie
nicht offen in Erscheinung treten. Unser Unglück kommt von Übersee. Wir sind auch
heute noch ein besetztes Land und völlig in der Hand der Vereinigten Staaten von Amerika.“ (Hoffmann, Verrat und Treue, S. 101)
Da würde ihm nicht nur Willi Voss zustimmen. Auch Jürgen Elsässer, und fatalist.
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Antikommunismus
Ähnlich wie die Nationalrevolutionäre mit ihrer Idee eines „Dritten Weges“ wendet sich Hoffmann gegen Kommunismus und Kapitalismus. Die Sowjetunion wird
neben den USA für den angeblichen kulturellen Niedergang Europas verantwortlich gemacht.
1975 sicher nicht ganz falsch. Die Berliner Mauer stand.
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Demokratiefeindlichkeit und Ablehnung des Parlamentarismus
In seinem Buch „Gedanken und Verse eines deutschen Patrioten“ bezeichnet
sich Hoffmann als „Gegner jeder Spielart demokratischer Ordnungen“ (S . 3)
Demokratie setzt kritische Öffentlichkeit voraus. Als „Nebenprodukt“ der Abschaffung der demokratischen Grundordnung strebt Hoffmann an, die Arbeit der Medien zu kontrollieren und die Pressefreiheit einzuschränken: „Wenn Ordnung in den Saftladen gebracht werden soll, dann muß die Presse an die Kette gelegt werden.“ (‚General-Anzeiger‘, 27 .9.1984) Die Schuld liegt nach Hoffmanns Auffassung im zu weitreichenden deutschen Pressegesetz. In seinem Gedichtband schreibt er:
„Das Pressegesetz gtbt den Hintermänndern der Massenmedien die uneingeschränkte Möglichkeit, durch dauernde demagogische Beeinflussung jede gewünschte Meinungstendenz unter den Massen zu erzeugen.“ (Hoffmann 1973 , S. 76)
Lügenpresse stimmt schon, das kann man nicht bestreiten, aber das Kind mit dem Bade auszuschütten ist keine Lösung. Direkte Demokratie wie in der Schweiz ist dem BRD-Parlamentarismus sicher vorzuziehen.
Ohne „brauchbare Medien“ funktioniert allerdings auch die direkte Demokratie nicht wirklich. Aber besser als das, was ist.
Demokrat ist Hoffmann also nicht. Rassist auch nicht, moderner Faschist schon eher. Was hat er gegen das Schweizer Modell?
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War denn nun die gesamte WSG, 400 Leute, was Hoffmann war? Darf man das gleichsetzen?
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Auch Hoffmann versucht, die wahren Inhalte seiner Ideologie zu entschärfen und stellt sich gerne als radikaler Systemkritiker dar, der jedoch generell das Grundgesetz anerkennt. So schreibt er in der Entgegnung zur WSG-Verbotsverfügung, bei seiner Wehrsportgruppe handele es sich lediglich um einen „Feierabendverein“ . Auch fehle es an einem „kämpferisch-aggressiven Handlungswillen“.
Bei einem Vortrag am 29.10.1976 habe er ferner „ausdrücklich erklärt, er erkenne die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland voll an.“ (Bundesverwaltungsgericht, BVerwG, 1 A 3 .80, 25.11.1980, S.9) In diesem Zusammenhang
sagt er: „Ich bin nie davon ausgegangen, daß man in unserem Land einen gewaltsamen Umsturz betreiben könnte.“ Er habe zwar alle verfügbare Revolutionsliteratur gelesen, wie etwa Che Guevara und Mao Tsetung. In der Bundesrepublik bestehe aber keine Aussicht auf Erfolg, da die eigentliche Machtzentrale in Washington liege. (‚General-Anzeiger‘, 27 .9.1984)Dieser Argumentation folgen die Richter des Bundesverwaltungsgerichts nicht.
Hoffmann sieht seine Einwände, er erkenne „die heutigen Gesetze der Bundesrepublik voll an“, als „widerlegt“ . (Bundesverwaltungsgericht, BVerwG, 1 A 3 .80, 25 .11.1980, S. 36)
Die Ideologie der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ ist der fdGO diametral entgegengesetzt. So präsentiert sich die WSG als politische Kraft, die
die parlamentarische Demokratie und ihre Repräsentanten ablehnt, und sich als
Speerspitze eines Umsturzes begreift. Die Frage, ob es sich bei der Hoffmann Gruppe also nur um einen „radikalen“ Verband handelt, muß negiert werden.
Alles Andere wäre auch kaum zu erwarten gewesen. Der Antiamerikanismus Hoffmanns, und seine Feststellung der Nichtsouveränität der BRD war für Bonn viel gefährlicher, als es die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie war. Das gilt bis heute. Die Gefahr für die BRD als System ist die Wiederherstellung der deutschen Souveränität, verbunden mit Neutralität und Abzug der Besatzertruppen.
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Auch ein „globaler Herrschaftsanspruch“ kann Hoffmann nicht zugesprochen
werden. Dementgegen möchte er Deutschland unter Anschluß von Österreich und
den „Ostgebieten“ handstreichartig in eine Diktatur verwandeln. Folglich kann die
„Wehrsportgruppe Hoffmann“ als eine der wenigen deutschen rechtsextremistischen Nachkriegsorganisationen als „neofaschistisch“ bezeichnet werden, während der Begriff „neonazistisch“ zu verwerfen ist.
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Okay, das hätten wir geklärt: Kein Neonazi, aber auch kein Demokrat.
Nachdem schon vor Jahrzehnten intelligente Linke festgestellt haben, dass Nazis Pop sind, dürfen wir an dieser Stelle ruhig feststellen, dass heute sogar V-Leute Pop sind. Sie sind es umso mehr, als sie das selbst oft nicht wissen, es rückwirkend werden können und eine solche Enthüllung natürlich allerhand Vorteile für allerhand Leute mit sich bringt. Sogar post mortem können Sie zum V-Mann aufsteigen und dann nachträglich so cool aussehen wie dieser V-Mann hier:
(falscher, von der Linken enttarnter cooler V-Mann mit Brille)
Inmitten dieses V-Mannchaos agieren die Enthüller; sie sorgen dafür, dass z.B. Leute, denen man die Kugel gegeben hat, oder die leider in irgend einer anderen Weise verstorben sind, mit der entsprechenden Farbigkeit ihrer angeblichen Tätigkeit in den Medien erscheinen. Der tote V-Mann wird dann zu einer Art organischen Corelli-CD oder menschenverachtendem Schnipselvideo.
So ein V-Mann ist als Unmensch wie eine Leinwand, auf die die Aktionskünstler der Geheimdienste jeden blutigen Kram ausgießen können, den sie brauchen. Phantasievoll entmenscht, könnte man sagen, verbindet die V-Mannpuppe das, was verbunden werden soll, damit das, was erzählt werden soll, erzählt werden kann.
Der Oktoberfestanschlag hat wie ein Pilzgeflecht unterirdische Ausläufer, die weniger mysteriös als einfach verboten oder tabu sind. An Spuren eines solchen Myzels findet man erlogene Gerüchte über Tote, ein paar erwiesene Morde, die als Wutausbrüche Verbündeter durchgehen, Falschbeschuldigungen und falsche Zeugenaussagen, Strafen und „weiche Maßnahmen“ aller Art. Dieses Geflecht verbindet den Oktoberfestanschlag zum Beispiel mit dem Attentat des „Schwarzen September“ auf die israelische Olympiamannschaft in München 1972. Die stinkende Spur ist kaum zu verkennen; bei der Beschäftigung mit ihr fragt man sich unwillkürlich, wann der nächste Desinformant auf den Plan tritt und sie mit einer passenden V-Mannenthüllung zu verfremden trachtet.
Atef Byseiso, Offizier des Sicherheitsdienstes der PLO, soll nach den neuesten passend gemachten Enthüllungen Informant des Bundesamtes für Verfassungsschutz gewesen sein. Der palästinensische Kämpfer war nach dem Tod von Abu Iyad wohl zum Chef des Sicherheitsdienstes aufgestiegen und hatte in dieser Eigenschaft nicht nur Freunde. Sowohl die Israelis als auch die Gruppe um Abu Nidal hatten etwas gegen ihn.
(Atef Byseiso, 1948-1992)
Nach seinem Tod im Jahre 1992, nachdem ihn der Mossad ermordet hatte, muss man sagen, wurde Byseiso wenig überraschend von allen Seiten zum V-Mann gemacht. Für das Olympia-Massaker sei er mit verantwortlich gewesen, behaupteten die Israelis, und Jahre später „sickerten“ Informationen an deutsche Medien durch, er habe gar für das Bundesamt für Verfassungsschutz gearbeitet. Der Weg dieses Sickerwassers erscheint an dieser Stelle wenig erwähnenswert, wenn es sich auch um einen unappetitlichen Weg handelte. Im Februar 2015 startete man im „Focus“ einen neuen Versuch, diesmal mit garantiert echten Dokumenten aus Köln.
Das plötzliche historische Interesse der deutschen Medien ist erstaunlich. Freilich könnte man auch auf den Gedanken kommen, dass hier wieder einmal vorsorglich ein kleines Myzel beseitigt bzw. mit einem anderen, poppigen, überlagert werden sollte. Schließlich wäre es ja eine furchtbare Verschwörungstheorie, anzunehmen, dass der poppigste aller vorderasiatischen Geheimdienste dazu beigetragen haben könnte, dass ein gewisser Udo Albrecht für den BND gleichzeitig sowohl Byseiso abgeschöpft als auch die an dieser Stelle zu erzählende Oktoberfest-Intrige ins Werk gesetzt haben könnte. Und das bei einer Vergangenheit als Waffenbeschaffer für den „Schwarzen September“ und betreuter Ausbrecherkönig.
Anstatt die Abfallprodukte der staatlichen Desinformation zu genießen, kann man aber auch mit den Leuten reden; der poppigste der Dienste wird uns für ein Gespräch ja nicht ernst genug nehmen. Selber schuld; und plötzlich trudelt eine Mail aus Unbekannt ein, die hier unkommentiert wiedergegeben werden soll:
„Die PLO hatte kein Interesse an einer echten Feindschaft zu den BRD-Sicherheitsbehörden, trotz ihrer engen Verbindung zum MfS.
Nicht nur die DDR stand bei den Palästinensern hoch im Ansehen, sondern auch die wirtschaftlich viel potentere BRD, d.h. das ganze Deutschland!
Abdullah Frangi wurde ja auch nicht als Paria behandelt, sondern genoss bei vielen Politikern, vor allem der SPD, hohes Ansehen. Man begegnete ihm in Bonn und anderswo in der Republik mit Respekt. Nicht nur bei linken Solidaritätsveranstaltungen, sondern auch bei wichtigen Wirtschaftsverbänden war er als Vortragsredner gern gesehener Gast.
Atef war natürlich kein Verräter an der eigenen Sache, das halte ich ebenso wie Sie für absolut ausgeschlossen!
Aber es gab bei den Interessen der beteiligten Dienste (BND/VS u. PLO-SD) gemeinsame Schnittmengen:
Abu Nidal war nicht nur Todfeind der Arafat-PLO, sondern als Initiator von blutigen Anschlägen in ganz West-Europa, die gegen israelische und jüdische Einrichtungen gerichtet waren, Nr. 1 auf der Fahndungsliste westlicher Dienste.
Hier zu diesem Bereich Informationen auszutauschen, lag in beiderseitigem Interesse. Atef erhielt dafür die Gegenleistung, dass offizielle PLO-Vertreter problemlos in die BRD einreisen konnten und die Zusicherung, dass evtl. Informationen zu personengefährdenden Attentaten gegen die PLO vom BND/VS an ihn weitergegeben würden. Im Gegenzug verpflichtete sich Atef, ggf. Informationen über sicherheitsgefährdende Aktivitäten der Abu-Nidal-Gruppe an die BRD-Behörden weiter zu geben.
In Deutschland hatte die PLO genauso, wie in noch höherem Maße in Frankreich, in den Kreisen der Sicherheitsbehörden nicht wenige Sympathisanten. Das Vertrauen von Atef in seine BRD-Gesprächspartner war allerdings höchstwahrscheinlich ein tödlicher Fehler, denn diejenigen im BND/VS, die gleichzeitig Mossad-Agenten waren, meldeten ihre Erkenntnisse natürlich postwendend nach Hause. Dort wartete dann schon sein Exekutionskommando auf den Abmarschbefehl nach Paris.
Man kann davon ausgehen, dass der Geländewagen, den Atef in Deutschland kaufte und mit dem er anschließend nach Paris fuhr, schon längst mit einem Peilsender ausgestattet war.
Eventuell sollte Atef ja tatsächlich als Agent angeworben werden. Das wäre für die westlichen Dienste natürlich der absolute TOP-Treffer gewesen. Nach seiner Weigerung als palästinensischer Ehrenmann wurde er noch schmierig freundlich verabschiedet. Sein Todesurteil wartete aber dann schon auf baldige Vollstreckung.
1. Was wollte Hoffmann mit seiner WSG überhaupt? Wozu das Ganze?
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In der Einleitung zunächst das nach Aussen getragene Bild:
„Wenn Du Härtetraining statt Gammelei – sportliche Leistung statt Politschwätzerei und echte Kameradschaft suchst, dann komm‘ zu uns in die Wehrsportgruppe!“ (Auszug aus einem Werbeflugblatt der „Wehrsportgruppe Hoffmann“, zit. aus: Rabe 1980, S. 217)
Die Zentralbegriffe der WSG-Propaganda „Härtetraining“ , „sportliche Leistung“
und „echte Kameradschaft“ verfehlen ihre Wirkung nicht. Jugendliche aus allen
sozialen Schichten, militärisch begeistert und mehr oder minder an rechtsextremen Vorstellungen orientiert, fühlen sich angesprochen. In wenigen Jahren gelingt es der WSG, zur größten und einflußreichsten Wehrsportgruppe der BRD zu werden und einige Hundert „Kämpfer“ um sich zu scharen: 400 zählen die Verfassungsschützer im Jahre 1978 (Verfassungsschutzbericht des Bundes 1978, S. 44), von 600 spricht gar Peter Dudek. (Dudek 1985, S. 156) Bis zu ihrem Verbot
am 30.1.1980 avanciert sie laut Bundesinnenministerium zur größten deutschen
Neonazigruppe. (vgl. Verfassungsschutzbericht des Bundes 1979, S. 30)
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Hoffmann selbst weist darauf hin, dass es keine „verbindende Ideologie“ gegeben habe, sondern auch Linke und Kommunisten Mitglied gewesen seien. Es hätten auch keine ideologischen Schulungen stattgefunden. „Uniform ging, weil das Tragen nur dann verboten gewesen wäre, wenn damit einer gemeinsamen Gesinnung Ausdruck verliehen worden wäre“, so Hoffmann sinngemäß. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen.
Fromm:
Die kritische Öffentlichkeit hat immer wieder die „jahrelange Verharmlosung und
Unterschätzung paramilitärischer Wehrsportgruppen wie neonazistischer Kadergruppen“ (Dudek 1985, S. 160) beklagt
Er sagt „kritisch“ und meint links.
Fromm:
Eine Reihe ehemaliger WSG-Streiter steigt in den Rechtsterrorismus ein. Außerdem findet die Hoffmann-Gruppe nach ihrem Verbot zahlreiche Nachahmer. Für viele dieser Organisationen hat die Hoffmann-Truppe noch immer Vorbildcharakter, da sie als erste Wehrsportgruppe nach 1945 ideologisch und organisatorisch in die rechtsextremistische und neonazistische Szene eingebunden ist
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Auf Seite 2 der Einleitung sind die Würfel bereits gefallen: Eine neonazistische Organisation. Der Tenor beim Rest der 500 Seiten ist damit sicher voraussagbar?
Wir sind also gezwungen, Frage 2 jetzt schon mit zu betrachten:
2. Ist die WSG eine Neonaziorganisation gewesen?
Fromm:
Trotz der Bedeutung der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ vor und nach ihrem Verbot für das rechtsextreme Lager und für Rechtsterroristen steht eine adäquate wissenschaftliche Aufarbeitung der Aktivität der Organisation bislang aus. Kapitel 2 resümiert zum einen den Stand der Forschung zur WSG und zum anderen zum Rechtsterrorismus in Deutschland, da insbesondere nach dem WSG-Verbot 1980
zahlreiche WSG-Männer in den Terrorismus abgleiten.
Wer da genau aus dem Kreis der WSG in den Terror abgeglitten sein soll, das müssen wir im Hinterkopf behalten. Man darf gespannt sein.
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In der Presse wird die „Wehrsportgruppe Hoffmann“ häufig als „neonazistisch“
oder „neofaschistisch“ bezeichnet. Der Bundesinnenminister erklärt sie zur
„stärkste(n) neonazistische(n) Organisation“. (Verfassungsschutzbericht des Bundes 1979, S. 30) Kapitel 4 soll der Klärung dieser „Etikette“ dienen. Zunächst stelle ich Kriterien für die Begriffe „Rechtsextremismus“, „Rechtsradikalismus“, „Neonazismus“, „Neofaschismus“ und „Rechtsterrorismus“ zusammen. Die Konfrontation von Äußerungen und Aktionen der WSG mit diesen Merkmalen ermöglicht eine begründete Einordnung der Organisation
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Es scheint die Befassung mit Kapitel 4 geboten. „Begründete Einordnung“, das klingt gut. Äußerungen und Aktionen der WSG, die sicher eine gute Begründung ermöglichen.
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Kapitel 9 beleuchtet die Rekrutierungsfelder der WSG, darunter die Neonaziszene und die Militaria-Fans. Außerdem analysiere ich die Mitgliederstruktur der „Wehrsportgruppe Hoffmann“, ihre interne Organisation und Verbreitung im Bundesgebiet sowie Bewaffnung und Finanzierung, die zum Teil der „Freundeskreis zur Förderung der Wehrsportgruppe Hoffmann“ leistet. Die Merkmale des Mitgliedschaftsprofils – Geschlechterverteilung, Altersdurchschnitt und regionale Verteilung im Bundesgebiet – wurden auf der Grundlage der Daten der 58 WSG Anhänger ermittelt, die in die polizeilichen Untersuchungen nach dem Oktoberfestattentat einbezogen wurden.
Klingt spannend. Sind 58 repräsentativ für 400-600? Wir werden sehen…
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Wie wurde die WSG so schnell derart groß?
Durch die Medien!
„Heil Hoffmann“… Mit dieser Grußformel überschreibt der ‚Stern‘ im Februar 1974
den Bericht über die „Bewegung“ des „Schildermalers, Schloßherrn und selbsternannten Hauptmanns“ Karl-Heinz Hoffmann! . Der Artikel macht die Truppe, die
damals keine 100 Mitglieder haben dürfte, bekannt.
dort weitere Schriftstücke. Ganz schwach recherchiert, NSU-Experte Fromm!
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Den „Stand der Forschung“ dokumentiert Fromm jedoch gründlich, Beispiel:
Dem Reiz, den die WSG besonders auf Jugendliche ausübt, spürt auch Rabe Rabe 1980) nach. Er will in seiner Dokumentation über rechtsextreme Jugendliche „Gespräche mit Verführern und Verführten“ führen – ein Anspruch, den er einlöst.
Als einziger Autor publiziert er ein ausführhches Intervtew mit Hoffmann. (Rabe 1980, S. 195 – 215) Rabes Analyse von Hoffmanns Äusserungen liefert eine differenzierte Einschätzung von dessen Ideologie. Sein Ergebnis widerspricht im übrigen der Einschätzung der Verfassungsschutzbehörden, die der
WSG gern das Etikett „Neonazismus“ aufkleben: „Hoffmann mag zwar in Hitler
eine imponierende Person sehen, seine Truppe mit dem Totenkopfder Waffen-SS
ausstaffiert haben, dennoch ist er kein Verfechter einer Wiedergeburt des Natio- nalsozialismus .“ (Rabe 1980, S. 216)
Kein Nazi alter Prägung also, interessant.
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… Erkenntnis, die Wehrsportgruppen könnten nicht isoliert gesehen werden. „Doppelmitgliedschaften beispielsweise in ‚Wehrsportgruppen‘, der ‚Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei‘ oder der NSDAP-AO sind an der Tagesordnung.“ (Huhn/Meyer 1986, S. 119)
Kaserniert war die WSG nicht, eher eine Wochenendveranstaltung. Ob der Einfluss Hoffmanns daher wirklich stark prägend war, da hatte ich immer schon so meine Zweifel. Mein Ding wäre Unterordnung eh nicht gewesen…
zutreffende Kurzcharakterisierung von Wehrsportgruppen. Diese „zeichnen sich durch überhöhten Führerkult, unbedingten Gehorsam gegenüber Führer und Idee, militärische Disziplin, nationalen Chauvinismus, Antisemitismus und Antikommunismus, Kaderdenken, persönliche Opferbereitschaft und Bejahung von Gewalt – auch gegenüber Abtrünnigen – sowie durch eine innere wie äußere Uniformierung des Lebens aus.“ (Hellfeld 1987, S. 331)
Nix für fatalist, klingt ziemlich verschroben.
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Während die „Antifa“ häufig den Terrorbegriff überstrapaziert, sind rechte Terrorakte für die Fachliteratur lange Zeit überhaupt kein Thema
Darauf kann man sich auch heute noch blindlings verlassen.
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Auch zum Stand der Forschung gehöre das hier:
Im selben Jahr publiziert Friedhelm Neidhardt seine grundlegende Arbeit zum Vergleich links- und rechtsterroristischer Organisationen. Er untersucht Erscheinungsformen und Handlungspotentiale von Gruppierungen, die in den siebziger Jahren bis 1980 als „terroristische Vereinigungen“ aktenkundig werden, auf der
rechten Seite die „Kühnen-Schulte-Wegener-Gruppe“, die „Otte-Gruppe“ und die
„Deutschen Aktionsgruppen“ um den Rechtsanwalt Manfred Roeder. (Neidhardt
1982, S. 444 ff). Seine Analyse:
„Aus einem gestiegenen Gewaltpotential rechtsextremistischer und speziell neonazistischer Kreise hat sich bis heute keine stabile terroristische Bewegung auskristallisiert.
Rechter Terror ist bislang das Werk von Einzeltätern und kleinen lockeren Gruppierungen von nur kurzer Lebensdauer.“ (Neidhardt 1982, S. 443)
Ah ja… was wohl Lothar Schulte dazu meint? Liegt das nicht eher an der Bespitzelung durch V-Leute, dass Terrorgruppen derart kurzlebig sind?
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Ferner liefert Kalinowsky einen detallierten Überblick über rechtsterroristische Handlungsziele. Hier zeigt sich die große Bereitschaft von Rechtsterroristen, auch Anschläge gegen Angehörige der eigenen Szene auszuüben. „Sie knüpfen damit an die Fememorde der Weimarer Zeit an.“ (Kalinowsky 1986, S. 36)
Auch das werden wir im Hinterkopf behalten, und nach Beispielen suchen.
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Das war der „Stand der Forschung“: Hoffmann entwickelte einen Faschismus eigener Prägung, war kein klassischer „3.Reich-Nazi“, und lockte viele Jugendliche und Nationalisten an, mit Hilfe auch und gerade der Medien.
Fromm zeigt auf, wie grottenfalsch viel „Antifa-Gedöns“ auch damals schon war, was ich nicht zitiert habe, da das Niemand überraschen dürfte. Röpke und Gensing hatten natürlich Vorläufer, gelle?
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Es ist jedoch zutreffend, dass die Union (damals noch konservativ…) mit Wehrsport nicht allzuviele Probleme hatte, während die Linken das wesentlich problematischer sahen.
Die Fragen 1 und 2 sind nicht beantwortet, dazu müssen wir erst Kapitel 3 auswerten:
Fromm studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Jura und wurde 1997 an der Universität Frankfurt am Main mit der Dissertation Die „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Darstellung, Analyse und Einordnung. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen und europäischen Rechtsextremismus zum Dr. phil. promoviert. Er ist seit mehr als zwanzig Jahren journalistisch für das Fernsehen (ARD, Arte und ZDF) tätig und publizierte in Zeitschriften und als Fachbuchautor mit den Schwerpunkten Rechtsextremismus und Jugendkulturen/Sekten
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Als Fromm seinen Doktor baute, und noch seriös arbeiten musste, 1996-97, da befasste er sich mit der WSG Hoffmann.
Verdammt lang her…
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In den folgenden Teilen dieser kleinen Serie werden wir uns also damit befassen, was der Stand der Forschung ist zu:
1. Was wollte Hoffmann mit seiner WSG überhaupt? Wozu das Ganze?
2. Ist die WSG eine Neonaziorganisation gewesen?
3. Wozu die WSG Ausland im Libanon? Basis für was?
4. Welche Rolle spielen die Geheimdienste dabei?
5. Kommen Werner Mauss, Udo Albrecht, der BND etc überhaupt vor?
6. Was ist mit Hepp, Dupper, Hamberger, Bergmann, was wollten die Badenser dort?
7. Wann kam Spitzel Walter „Felix“ Behle ins Spiel, und wozu?
8. Wer sind die 2 Dutzend Spitzel in der WSG gewesen?
9. Wie waren die Beziehungen zu anderen Nazi-Verbänden?
10. Welche Rolle spielen die DDR-Flüchlinge Schubert, Behrendt, Heinzmann?
11. Welche Rolle spielen Manfred Roeder, Peter Naumann, Heinz Lembke, Heinrich Becker?
12. Was schreibt Fromm zu Gladio? Zu Bologna? 8 Jahre nach dem Auffliegen in Italien?
13. Gab es eine „Daniele Ganser-Geheimarmee“ oder nicht? Wenn ja, auch in der BRD?
Fangen wir von hinten an: PLO-Terrorist Willi Voss, verhaftet in München Ende Okt. 1972 im Haus des „G.“, der wohl Altnazi Friedhelm Busse gewesen sein dürfte, gemeinsam mit dem Drucker Abramowski, genannt „D.“, wird im Dezember 1973 völlig überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen, hat keine Erklärung dafür, zumal noch 2 Wochen zuvor das Gericht abgelehnt hatte, weil bei der Verhaftung nicht nur Waffen, sondern auch ein Brief des „Schwarzen September“ gefunden worden war.
Nur 6 Wochen nach dem Olympia-Attentat sicher ein wichtiges Indiz !
Doch Voss wurde zügig entlassen, sein Prozess war eine Farce:
Nach dem Attentat wurde er Ende Oktober 1972 mit Waffen und einem Drohbrief des Schwarzen Septembers aufgegriffen. „Trotz der erdrückenden Beweislage wurde Pohl 1974 nur wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Vier Tage nach dem Richterspruch war der Terroristen-Komplize bereits wieder frei und setzte sich nach Beirut ab.“
Der Beamte gab mir ein Papier, auf dem geschrieben stand, ich hätte mich in der Freiheit wöchentlich einmal der Polizei zu melden, das Münchener Gebiet nicht zu verlassen, dafür Sorge zu tragen, daß Personalpapiere ausgestellt werden würden, meinem Anwalt eine
unbeschränkte Zustellungsvollmacht zu erteilen und «Wohnung zu nehmen bei meiner Verlobten» an der Ungererstraße Nr. 17 in München. Ich unterschrieb.
Anwalt Dr. Schöttler ist gemeint.
Im Video von 3SAT wird vermutet, diese „Ellen“ sei Mossad-Agentin gewesen.
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Voss und „D.“ hatten Waffen und Material für neue Anschläge in der BRD herangeschafft, im Auftrag der PLO-Terroristen, die vom Verlauf des Olympia-Attentates im Sept 1972 mehr als enttäuscht waren: Die Deutschen hätten sich an die Seite Israels gestellt, und „verdienten neuen Terror“, und zwar erneut in München:
München war auch deshalb ideal, weil es die Stadt des Massakers von Fürstenfeldbruck war, ein Massaker, das nach Meinung Abu Ijads und seiner Männer in erster Linie den deutschen Behörden anzulasten war. Sie hatten das Kommando durch falsche Versprechen in die Hubschrauber gelockt, um auf dem Militärflughafen Fürstenfeldbruck die Falle zuschnappen zu lassen. Sie waren es,
die Scharfschützen dorthin beordert hatten mit der eindeutigen Absicht, das Kommando möglichst überraschend zu töten, um auf diese Art und Weise den Ausflug zu verhindern. Aus welchen Gründen sonst, so fragte man
sich in Kreisen des Schwarzen September, sind die Polizeischützen postiert worden?
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Unverzeihlich war für die PLO:
Besonders die Information, israelische Offiziere – unter anderem Moshe Dayan – seien während des tragischen Geschehens in München gewesen, um erstens zu erreichen, daß die israelische Linie der Unnachgiebigkeit durchgesetzt werden konnte, zweitens, um den Einsatz gegen das Kommando zu leiten, brachte Abu Ijad dazu von einer klaren Zusammenarbeit israelischer militärischer Stellen mit deutschen zu sprechen. Der Einsatz von Scharfschützen war der Beweis für Abu Ijad, daß die Bundesregierung sich als Bündnispartner der Israelis verstand, als aktiven Gegner der palästinensischen Organisationen, die in der Operation gegen die israelische Olympiamannschaft eine militärische Operation sah.
Damit war durch die Bundesregierung in den Krieg zwischen Israel und den Fedajin eingegriffen worden.
Es galt, darüber nachzudenken, ob die BRD nunmehr als Feind zu betrachten wäre. Diese Frage wurde positiv beantwortet
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„Moishe Dayans Adjutant“ wurde 1980 in Erlangen erschossen, gerichtlich festgestellt (aber was heisst das schon…) vom WSG Hoffmann-Mann Uwe Behrendt.
Man muss in Erwägung ziehen, dass Behrendt ein Spitzel war, der zielgerichtet persönliche Gegenstände Hoffmanns stahl, um Spuren zu ihm zu legen, die beim Bologna-Attentat 1980 dann auch (später) gefunden wurden, aber nicht beim Oktoberfest-Attentat 1980.
Aber beim Erlanger Doppelmord. Hoffmann schreibt dazu:
Richtig ist, dass am Tatort eine Brille gefunden worden war, die meiner Frau zugeordnet wurde. Die Frage ist nur, wie die Brille dorthin kam? Warum lag sie, wie eine Visitenkarte am Tatort?
Aus zuverlässiger Quelle erhielt ich vor einiger Zeit die schockierende Nachricht, ein italienischer Staatsanwalt habe ausgesagt, der italienische Geheimdienst wäre bemüht gewesen, Gegenstände aus meinem persönlichen Besitz zu erlangen.
Das ist korrekt, wie Rainer Fromm (ZDF-NSU-Filmemacher) in seiner Dissertation zur WSG Hoffmann nachweist. Alles dort im Link nachzulesen. Und hier, Riethmüller:
In Italien hatten die Geheimdienste, um den Anschlag von Bologna deutschen Rechtsradikalen in die Schuhe zu schieben, eine Akte mit bereits gelegten oder noch zu legenden (Falsch-) Spuren angelegt.
35 Jahre nach dem Anschlag hat diese Akte, welche in Italien zur Verurteilung zweier Geheimdienstgeneräle führte, die Karlsruher Ermittler immer noch nicht erreicht, vermutlich deshalb, weil sie nie angefordert wurde.
Der Geheimdienstsumpf ist nahezu unglaublich, er zieht sich von 1970 bis 2015, er ist die einzige Konstante, er ist das Muster, welches es zu erkennen gilt.
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Rainer Fromm, Dissertation:
Die Falschmünzer-Generäle verschwanden denn auch für 3 Jahre im Gefängnis.
Es wäre der Versachlichung der Debatte sicherlich dienlich zur Kenntnis zu nehmen, dass 1990 gerichtlich festgestellt wurde, dass das Attentat von Bologna dem Militärgeheimdienst anzulasten ist, der auch die Fehlspuren zu Rechtsterroristen legte, und sich eventuell zur Verübung des Attentates Dritter bediente.
Es scheint eine Analogie zu bestehen, nicht nur eine zeitliche Nähe, sondern auch eine inhaltliche, zwischen Bologna 1980 und München 1980.
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Zurück ins Jahr 1972: Voss hatte das Pech, dass die PLO bis zur Flugzeugentführung zur Freipressung der 3 Münchner Attentäter nichts von seiner Verhaftung erfuhr, ihn also nicht auch freipressen konnte. Die Planungen zur Befreiung der 3 überlebenden Attentäter von München 1972 begannen sofort, im September 1972. Amin al Hindis Satz ist berühmt:
«Wenn du keinen Lebensinhalt hast, stirbst du leicht. Und unsere Leute sterben leicht, weil sie für die Revolution sterben. Menschen haben wir genug. Wir können sie verlieren. Die Toten von München sind kein Verlust.
Und die drei Gefangenen von München?»
Er lächelte intensiver.
«Der Himmel ist voller deutscher Flugzeuge, Baruch … »
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Es wurde also mit einer Doppelstrategie operiert: Neue Attentate in Deutschland, die Voss vorbereiten sollte, und eine Flugzeugentführung zur Freipressung der 3 PLO-Kämpfer. 3. Nov. 1972
Die Entführungs-Aktion hat das deutsch-israelische Verhältnis schwer belastet. Regierungsmitglieder in Jerusalem verurteilten den „Kleinmut“ der Bundesrepublik und das „schwächliche Nachgeben“ der Bundesregierung. Außenminister Eban überreichte dem deutschen Botschafter eine Protestnote; die israelische Presse reagierte zornig und verbittert auf die „Kapitulation“ Bonns. Eine ähnliche Haltung – „Härte, auch wenn im Einzelfall gefährlich“ – verlangte das amerikanische Außenministerium.
Die Tragik für Voss: Von seiner Verhaftung hatte die PLO noch nichts mitbekommen… er sass also zunächst weiter in Haft, bis Ende 1973.
Geblendet:
Die Frage, warum sich die Einstellung der Behörde unversehens veränderte, blieb vorerst ungeklärt. Erst im Jahre 1975 gab Abu Daoud mir in Beirut die – mögliche Antwort. Er sagte mir, er habe nach seiner Befreiung aus
dem jordanischen Gefängnis immer wieder darauf gedrängt, etwas für mich zu tun, um meine Freilassung zu erreichen. Da sich eine direkte Aktion nur gegen die Linie der Fatah hätte durchsetzen lassen, habe er in Übereinstimmung mit Abu Ijad einen Brief an die Bundesregierung in Bonn geschrieben, in dem Vergeltungsoperationen für den Fall angekündigt worden seien, daß mir die Freiheit nicht zurückgegeben würde. Er behauptete,
der Brief sei etwa im November abgeschickt worden.
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Und so schloss der Schwarze September der Fatah ein Terror-Verhinderungs- Abkommen mit der Bundesregierung Helmut Schmidt ab:
Am Mai 1973 griff unser Anwalt den Versuch der Bundesregierung auf, mit dem Schwarzen September zu einer Einigung zu kommen. Er schlug der Regierung vor, uns für die Garantie freizulassen, der Schwarze September
werde in Zukunft keine gegen die BRD gerichteten Anschläge mehr organisieren.
In der Haft entwirft Voss ein Papier, Grundlage der Verhandlungen seitens der Fatah:
Die Verhandlungen würden das Ziel haben, sämtliche Anschläge des Schwarzen September gegen die BRD und deren Einrichtungen in Zukunft zu verhindern, wenn die BRD diese Bedingungen erfüllte:
l. Aufhebung der erschwerenden Reisebestimmungen für sämtliche arabischen Bürger, besonders aber für die Palästinenser.
2. Aufhebung des Verbotes sämtlicher palästinensischer Organisationen in der BRD sowie die Erlaubnis für sämtliche palästinensische Organisationen, wieder in
der BRD tätig zu werden, Büros zu eröffnen usw.
3 . Freilassung sämtlicher sich noch in der BRD in Haft befindlicher Palästinenser.
4. Vernichtung sämtlicher Akten, die über Schickel, D. und mich angelegt sind.
5. Garantie, daß Schicke, D. und ich in Zukunft nicht mehr verhaftet und verfolgt werden, solange wir nicht gegen Strafgesetze verstoßen.
6. Lieferung einer kompletten Druckereieinrichtung.
7. Zahlung einer hohen Geldsumme, deren Höhe noch bestimmt werden wird. (Es wurden dreißig bis fünfzig Millionen Mark genannt.)
Schickel = Udo Albrecht
Am 7. Juni 1973 kam die erste Reaktion.
Auf einem Briefbogen des Bundeskanzleramtes schrieb ein VLR I (Vortragender Legationsrat 1. Klasse) an unseren Anwalt:
«Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt [Dr. Schöttler, siehe foto],
Bundesminister Bahr hat mich beauftragt, Ihnen für Ihre Schreiben vom 12., 14. und 15. Mai 1973 zu danken. Ihr Angebot, gegen sofortige Freilassung und Überstellung Ihrer Mandanten B. und D. Verhandlungen mit Führern der Palästinensischen Befreiungsbewegung mit dem Ziel zu führen, künftige Aktionen des Schwarzen September in der Bundesrepublik zu verhindern, ist mit Interesse zur Kenntnis genommen worden.
Leider bestehen aus hiesiger Sicht gewichtige Zweifel daran, daß eine solche Mission zum gegenwärtigen Zeitpunkt Erfolg haben könnte.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Schauer.»
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Ein Screenshot dazu aus dem Buch „Geblendet“:
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Anwalt Schöttler hat es letztlich versaut, so meint Voss:
Die zum großen Teil mit viel Energie und Vehemenz geführten Verhandlungen unseres Anwaltes, sein Engagement für uns, die Arbeit und Bereitschaft, sich für uns einzusetzen, sollten honoriert werden. Über Abu Ijad bat
ich, den Anwalt möglichst mit dem Amt eines Ehrenkonsuls zu betrauen, ihn in einer Weise auszuzeichnen, daß in Deutschland sichtbar werden würde, daß er Gewicht besaß. Es dauerte nicht lange, und Herr S. erhielt von der Universität Bagdad die Nachricht, er sei zum Professor für Rechts- und Politische Wissenschaften ernannt worden. Die sich daraus ergebenden Feierlichkeiten wollte er nutzen, um in den verschiedenen Städten des
Nahen Ostens in unserer Sache tätig zu werden.
Bonn schien mit der Entscheidung in der angestrebten Sache einige Schwierigkeiten zu haben. Wie sich später zeigte, waren es die Justizministerien, die sich querstellten.
Daß letztlich der Verhandlungsvorstoß scheiterte, hatte nicht nur Ursachen, die im Auswärtigen Amt oder bei einem Justizministerium lagen. In erster Linie – und das erfuhr ich erst zwei Jahre später-war es das Verschulden unseres Anwaltes.
Zur Entgegennahme seiner Professorenwürde reiste er in den Nahen Osten. In Beirut machte er Station, sprach unter anderem mit Abu Ijad und legte ihm die Entwicklung in einem Bericht dar. Abu Ijad war durchaus bereit, sich
auf Verhandlungen einzulassen, jedoch zog er sich zurück, als der Anwalt ihm für unsere Verteidigung die Forderung von 325 000 DM präsentierte.
Er behauptete, er habe für unsere Vertretung bis zu jenem Zeitpunkt bereits diese Summe aus eigener Tasche vorgestreckt. Es sei nur zu natürlich, daß sie von der Fatah an
ihn zurückerstattet werden müßte.
Abu Ijad entschied nicht sofort. Er versprach dem Anwalt, einen Tag lang über die Forderung nachzudenken. Während dieses Tages ließ er von einem Juristen, der gute Beziehungen nach Deutschland besaß, nachrechnen, ob
eine solche Forderung angemessen sei. Der Jurist kam zu einem für unseren Anwalt verheerenden Ergebnis. Darauf ließ Abu Ijad unserem Rechtsvertreter am nächsten Tag
bestellen, Fatah werde unter diesen Bedingungen keinen einzigen Piaster bezahlen.
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Und so scheiterte das Abkommen, weil Anwalt Schöttler zu habgierig war, oder weil ihm so zu agieren aufgetragen worden war? Sollte das Abkommen scheitern?
Fakt ist, wenige Monate später war Voss frei, und es gab nie wieder Anschläge des Schwarzen September in Deutschland.
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Und es war genau dieser Anwalt Schöttler, der 8 Jahre später für Udo Albrecht und Karl-Heinz Hoffmann einen Vertrag aufsetzte, im Frühjahr 1980, der Hoffmann weisungsgemäss (BND, Werner Mauss) in den Libanon brachte.
Wer wollte 6 Monate vor dem Oktoberfest-Attentat die WSG Ausland quasi geburtshelferisch unterstützen? Und mit welchem Plan?
Für die geplante Terroroperation Oktoberfest 1980, zwecks Aufbau eines Sündenbocks?
In „Geblendet“ fängt das Olympia-Attentat für Willi Voss im Frühjahr 1972 an:
Das Telegramm, das ich am Tage der Entlassung an eine von Schickel übermittelte Adresse in Beirut sandte wurde umgehend beantwortet. Mir wurde in dürren Worten mitgeteilt, ein erklärender Brief sei unterwegs, ich sollte ihn abwarten und antworten. Der Brief erreichte mich an dem Tage aus Belgrad, als ein Kommando des Schwarzen September eine Maschine der belgischen Fluggesellschaft SABENA entführte und nach Tel Aviv umdirigierte. Der Inhalt des Briefes begnügte sich mit der freundlichen Feststellung, daß Fatah an unserer weiteren Mitarbeit interessiert sei, erwartet werde, daß ich mich bereitfinde, über das Maß der Kooperation zu verhandeln. Gezeichnet war der Brief mit dem Namen OSAMA
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Teil 6
zunächst ein Zitat zum Verständnis des obigen Videos:
Die CIA sorgte dafür, dass Voss nicht länger mit einer Verhaftung in Deutschland rechnen musste. „Ihm war klar, dass er mit seinem bisherigen Lebensstil nicht weiterkommen würde“, sagt Douglas. „Er wollte überleben und sich irgendwann in Deutschland wieder ungestört niederlassen können. Schließlich hatte er eine Frau, und die hatte ein zehnjähriges Kind. Da habe ich mich gekümmert, um alle drei.“
Wie? „Wie immer in solchen Fällen“, sagt Agentenführer Clarridge. „Wir haben das CIA-Büro in Bonn informiert, und die haben mit dem BND oder dem BKA, je nach Lage, alles arrangiert.“ Nur wenige Wochen nach dem ersten Treffen war der deutsche Haftbefehl außer Kraft.
Eine Tatsache, über die deutsche Behörden aber bis heute nicht die Wahrheit sagen. Nach Enthüllungen im vergangenen Juni (SPIEGEL 25/2012) über das Olympia-Attentat wollten die bayerischen Landtagsabgeordneten Susanna Tausendfreund und Sepp Dürr (Grüne) von der Regierung des Freistaats wissen, „welche Unterlagen welcher damals zuständigen bayerischen Behörden … über Willi Voss“ vorliegen.
Ende August antwortete das Innenministerium und hatte eine Überraschung parat. Voss habe im Oktober 1975 ein Gnadengesuch eingereicht, das positiv beschieden worden sei. „Der Inhalt dieses Gnadengesuchs“ sei jedoch „vertraulich“. Das ist nachweislich falsch. Voss hat nie ein Gnadengesuch gestellt.
Für die Amerikaner jedenfalls lohnte sich der Deal
Voss vermutet im Film FJS als Strippenzieher, Belege dafür gibt es jedoch nicht. 1975 hiess der Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Man sollte besser Egon Bahr dazu befragen.
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Geblendet:
Ende Mai kam eine weitere Nachricht aus Beirut. Osama teilte mir mit, in kurzer Zeit werde ein gewisser Salah mich aufsuchen, der die Befugnis habe, in allen Fragen mit mir zu verhandeln.
Dieser Mann entpuppte sich als
Mohamad Audeh, genannt Abu Daoud. Es war der Mann, dem später die Vorbereitung des Olympia-Anschlages vom 5. September 1972 angelastet wurde, den man Anfang Januar
1977 in Paris verhaftet und der nach wenigen Tagen höchster diplomatischer Verwicklungen auf Druck der PLO und der meisten arabischen Staaten nach Algier ausgeflogen wird, was einen internationalen Entrüstungssturm auslöst
27. Juni 1981 – Fehlgeschlagenes Attentat auf Abu Daoud
Abu Daoud, ein Kommandeur der Gruppe Schwarzer September, der sich offen dazu bekannte, an der Planung des Olympia-Attentates mitgearbeitet zu haben, wurde am 27. Juni 1981 in der Lobby des WarschauerHotels Victoria niedergeschossen, überlebte aber trotz schwerer Verletzungen. Er behauptete, dass der Mossad hinter dem Anschlag stecke.[6]
Voss traf Abu Daoud mehrfach damals, kaufte Mercedes-PKWs und besorgte einen Fälscher von Papieren:
In den nächsten Tagen gelang es mir, die Fahrzeuge zu kaufen und auch einen Mann zu finden, der als Graveur und Graphiker ebenfalls ein guter Drucker war. Die Schwierigkeit, ihn aus dem Gefängnis freizubekommen, konnte mit Hilfe eines Freundes gelöst werden. Anfang
Juli traten Abu Daoud, der Drucker und ich die Reise nach Frankfurt an. Dort verließen wir Abu Daoud und fuhren nach Rom, um nach zwei Tagen erneut mit dem Palästinenser zusammenzutreffen, der uns nach mehreren
Rücksprachen mit seiner Zentrale in Beirut am 7. Juli zum Flughafen Fiumicino begleitete, von dem aus wir nach Beirut abflogen
Das war Wolfgang Abramowitz, „D.“ genannt, aber wie bekam man ihn aus dem Gefängnis? Wer war der „Freund“, der nicht genannt wird? Ein Geheimdienst?
Oder der Anwalt Dr. Schöttler, der beste Geheimdienstverbindungen hatte?
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In Beirut geht es erneut um die Basis für eine deutsche Guerilla-Organisation, und Voss bespricht das ausführlich mit Abu Ijad.
Voss wird bei diesem Gespräch gefragt, ob die westdeutsche Bevölkerung Terror gegen Israel gutheissen würde, und antwortet:
Ich sagte ihm das meiner Meinung
nach Zutreffende. Daß die Bevölkerung Westdeutschlands insgesamt indifferent eingestellt sei, Israel aber unterstütze, weil der Schuldkomplex aus den Taten des
Dritten Reiches gegen das Judentum durch geschickte Lenkung umgemünzt wurde in einen Sympathiezwang.
Außerdem imponiere die militärische Leistung der Israelis, deren in den Medien als David/Goliath-Verhältnis dargestellter Kampf gegen eine unübersehbare Masse blutrünstiger Araber von Haus aus Bewunderung abverlange. Das typisch deutsche Hochjubeln der Leistung an sich spiele eine große Rolle. Darüber hinaus sei die BRD nach wie vor als mehr oder weniger selbstverwaltete Kolonie des US-Imperialismus zu betrachten. Man müsse davon ausgehen, daß der Washingtoner Druck eben ausreiche, das Verhalten der in Bonn Regierenden zu bestimmen.
Ob das so klar auch noch in der Neufassung von 2012 steht?
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Man einigt sich:
Konkret legten wir fest: Errichtung einer deutschen Basis unter dem Schutz der Fatah. Bereitstellung von Unterkünften, Waffen, Fahrzeugen und Geldern, um von arabischen Staaten aus den deutschen Befreiungskampf sicher organisieren zu können
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D. macht die Pässe, welche der Schwarze September nutzen soll: Olympia 72:
Der aus Deutschland mit eingereiste Druckfachmann erhielt seine ersten Materialien. Es handelte sich um kuweitische Pässe, die er daraufhin zu prüfen hatte, ob ein illegaler
Nachdruck durch ihn möglich sei. Er war der Überzeugung, dazu befähigt zu sein. Ich erhielt die Nachricht, daß eine komplette Druckerei zur Verfügung stand
Das Terrorziel will Voss jedoch nie gekannt haben…
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Er bereitet sich auf eine Europareise vor, wollte im August 1972 dorthin, und bekommt Besuch von einem weiteren hochrangigen PLO-Mann:
In dieser Zeit erhielt ich zum ersten Mal den Besuch eines sehr gut aussehenden Palästinensers mit dem Namen Amin el Hindi. Er sprach ein ausgezeichnetes Deutsch,
hatte sehr gute Manieren und zeigte sich vor allem über die Lage in Deutschland bestens informiert. Ich erfuhr, daß er eine wichtige Rolle im Stabe Abu Ijads spielte. Er war eine Art Sonderkurier, der die Verbindungen zwischen den einzelnen Kommandos, die in aller Welt operierten, aufrecht erhielt, der die Befehle Abu Ijads mündlich übermittelte und die verschiedenen Agenten-Arbeiten der Organisation koordinierte. Amin elHindi hatte sein Deutsch in Deutschland gelernt, wo er an verschiedenen Universitäten studierte. Als Präsident der General-Union Palästinensischer Studenten GUPS – hatte er schon in jungen Jahren sehr großen Einfluß gewonnen. Als er mir begegnete, mochte er an die
achtundzwanzig Jahre alt gewesen sein
His body was transported from Jordan to the West Bank where ceremonies honoring him were held at the presidential headquarters of Mahmoud Abbas. His body was then transferred through Israel for burial in Gaza.[4]
Der Einzige, den Israels Kidon-Einheit nicht versuchte zu töten, der ein „Pardon“ erhielt, und durch Israel zu seinem Grab transportiert werden durfte.
Es war der palästinensische Studentenführer Amin el-Hindi, der von sich sagte, die Idee für das Attentat gehabt zu haben. Der wiederum war ein Freund von Abdallah Frangi – wiederum verbandelt mit dem Frankfurter Sozialistischen Deutschen Studentenbund.
Voss fliegt am 23.8.1972 mit al Hindi nach Kairo, um Abu Ijad zu treffen, und dort erfährt er, wenigstens so halbwegs, welches Attentat bevorsteht: In Deutschland, gegen Israelis:
Wir flogen gemeinsam. In Kairo mietete ich einen Raum im Nile Hilton. Ich hatte die Zimmernummer 429. Dort suchte mich Abu Ijad am Morgen des 24. August auf. Er
kam alleine. Die Begrüßung war herzlich. Wir nahmen zusammen das Frühstück. Und während wir aßen, sprachen wir über unsere politischen Einstellungen.
Wenn dies auch der Rahmen unseres Gesprächs war, zwischendurch kamen von Abu Ijads Seite immer wieder Fragen bezüglich der Einstellung der deutschen Bevölkerung gegenüber extremen Palästinenserorganisationen.
Ich wurde hellwach, als er fragte, wie Westdeutschlands Bevölkerung auf einen spektakulären Terroranschlag reagieren würde. «Spektakulärer Terroranschlag?» fragte ich. «Soll das gegen deutsche Personen gerichtet sein?»
Er sah mich an, als wollte er prüfen, wie sehr er mir vertrauen konnte. Schließlich legte er die Hände mit der Rückseite nach oben auf den Tisch und sagte: «Nehme an, ein Kommando besetzt ein Gebäude, in dem sich zwanzig Israelis befinden. Nehme weiter an, mit dieser
Aktion sollen ungefähr zweihundert in Israel einsitzende Fedajin befreit werden. Der Pfeil zielt also auf Tel Aviv.
Gehen wir davon aus, daß kein Blut fließen wird. Kann man damit rechnen, daß die westdeutsche Bevölkerung die Operation verstehen wird?»
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Wusste Voss ab dem 24.8.1972 vom Olympia-Attentat am 5.9.1972, oder nicht? Das müssen Sie für sich selbst beantworten… dass er kein Geständnis in sein Buch schreiben konnte dürfte klar sein.
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Voss Aufgabe: Rechtfertigung des Anschlages:
Die Sache muß gerechtfertigt werden.
Und das kann nur geschehen, wenn die militärische Operation mit einer Informationsaktion gekoppelt wird.»
Er hob die Brauen. Der Gedanke schien ihm zu gefallen. «Und wie stellst du dir die Informationsaktion konkret vor?»
«Man könnte nach Beginn der Operation irgendwo eine Pressekonferenz inszenieren. An einem Ort natürlich, wo die Sicherungsorgane keinen Einfluß mehr haben.»
Er nickte.
«Wärest du bereit, das zu übernehmen?»
Voss fliegt mit Amin al Hindi via Paris nach Wien, wo die Pressekonferenz stattfinden soll, weiss aber angeblich nicht, welche Operation ablaufen soll.
Er sieht es dann im Österreichischen Fernsehen:
Ein Kommando, bestehend aus acht Fedajin, hatte in der Connolly-Straße im olympischen Dorf die Unterkunft der israelischen Equipe besetzt. Sie forderten die Freilassung
von gut zweihundert inhaftierten Palästinensern aus israelischen Gefängnissen …
Dieser Anschlag vom 5. September war der Höhepunkt der Aktivitäten der palästinensischen Organisation «ailul
assuad» (Schwarzer September), die sich in Verlautbarungen «International Black September Organisation» nannte.
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Was wusste Arafat davon?
Voss meint:
Mir persönlich ist nicht bekannt, daß Arafat jemals den Terror akzeptiert hat, tatsächlich aber erscheint es mir als unglaubwürdig,
wenn behauptet wird, er habe nicht gewußt, daß die Operationen von Männern der Fatah durchgeführt wurden. Ich bin aus mehreren Gründen davon überzeugt, daß er es nicht nur geduldet hat, daß seine Kommandos weltweit Operationen durchführten, sondern ein Befürworter dieser Art der Kriegführung war. Und zwar: Nach dem Desaster in Jordanien von 1970 und 1971 war die Fatah als revolutionäre Bewegung in den Augen des gesamten
palästinensischen Volkes ausgeschaltet. Die Kräfte, die sich nach Syrien und vor allem Libanon retteten, zeigten sich moralisch schwach, ihre Effektivität hatte merklich
nachgelassen. Die einstige Euphorie nach den schweren Guerillaschlägen im Inneren Israels, nach der Schlacht von Karameh, die den Mythos der Fatah bildete und ihr viele Anhänger brachte, war einem Tief gewichen. Die
Gruppe war militärisch so sehr geschwächt, daß sie Mühe hatte, überhaupt noch Kommandoeinheiten über die
Grenzen nach Israel zu schicken, zumal das jordanische Operationsgebiet nicht mehr, und das syrische nur bedingt als Ausgangsposition benutzt werden konnten. Die Wahrheit ist, die Fatah-Führung sah die Organisation zerbrechen. Es gab Übertritte zur PFLP des Kinderarztes
George Habache. Die organsisierten Palästinenser radikalisierten sich im weitesten Maße. Für Yassir Arafat und Abu Ijad entstand die Notwendigkeit, die Organisation wieder attraktiv zu machen. Aber nicht nur das, der Beweis war anzutreten, daß die Fedajin-Organisation trotz des Blutzolls in Jordanien nach wie vor in der Lage war, harte Schläge auszuteilen. […]
Es war ein Handeln aus der Lage der Verzweiflung. Fatah war imstande, einen neuen Kriegsschauplatz zu schaffen.
Und sie schaffte ihn außerhalb Israels. Wohl wissend, daß ihr keine andere Wahl blieb. Die Alternative, im alten Stil weiterzumachen, gab es nur um den Preis eines Zerbrechens der Organisation. Diesen Preis zu zahlen, waren weder Abu Ijad noch Abu Ammar (Yassir Arafat) bereit.
Dem würde ich zustimmen.
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Fazit: Sowohl Udo Albrecht als auch Willi Voss nahmen 1970 die Zusammenarbeit mit der Fatah auf, wie es auch 10 Jahre später Karl-Heinz Hoffmann tat, Letzterer auftragsgemäss gelockt von Udo Albrecht, das Ziel war immer gleich:
Eine Basis im Ausland zu bekommen, Waffen und Schutz, um in Deutschland operieren zu können, und das aus einer gesicherten Rückzugsposition heraus.
Alle hatte sie erfahren, dass aufgrund der Unterwanderung der Nationalen Szene in der BRD durch Verfassungsschutz etc. der Aufbau einer solchen Organisation nicht möglich war, Voss und Albrecht Ende der 1960er Jahre, Hoffmann spätestens Anfang 1980.
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Fazit zum Olympia-Attentat: Es gab Vorwissen.
Wenn Sie Udo Albrecht und/oder Willy Voss oder gar den Druckexperten „D.“ bereits 1972 als V-Leute in Erwägung ziehen, dann kommen Sie vielleicht zu einer abweichenden Bewertung, wie die Kripo Dortmund und/oder das BfV zum Vorwissen über das Olympia-Attentat kamen. Dann war es eher kein jordanischer Journalist als Vorwarner, so geht die offizielle Geschichte.
Wenn Sie einen Palästinenser als Informanten des Mossad in Betracht ziehen, dann wurden Namen genannt: Frangi, al Hindi, wer auch immer. Auch dazu gibt es Analogien: Es gab einen Maulwurf im Umfeld von PFLP-Chef Wadi Haddad, der den Plan zur Lufthansa-Entführung 1977 „Landshut“ an den Mossad verriet. Das lief in der ARD unter dem Titel „Tödliche Schokolade“. Das Vorwissen wurde damals nur allgemein an die BRD-Regierung weiter gegeben, um den Maulwurf nicht zu gefährden, der schon 1976 vor dem geplanten Abschuss in Nairobi gewarnt habe.
Trotz mancher Rückschläge wie den, als unter anderem Atef Byseiso, Amin elHindi, Ghassan Taha und Gavriel Khoury am 5. September 1973 in Rom bei dem Versuch festgenommen wurden, einen Jumbo-Jet der israelischen Luftfahrtsgesellschaft El Al mittels einer Sam- 7-Rakete abzuschießen. Die Tatsache, daß es die «zweite Garnitur» der Führung war, die in Rom den Versuch des Attentats auf die El Al-Maschine unternahm, unterstreicht den Willen des September, sich spektakulär zu «verabschieden», sozusagen unter Zurücklassung der Drohung, vorhanden zu
sein.
Denn wie sich später herausstellte, waren diese Aktionen «Verabschiedungen» – die gemäßigte Fraktion unter der Führung Abu Ammars (Yassir Arafats) hatte sich durchgesetzt. Sie konnte es, weil die Rückschläge des September mit Niederlagen gleichgesetzt wurden. Der Terror hatte sich in der Tat als Waffe abgenutzt.
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Ein grossartiges, ein spannendes Buch. Sollte man gelesen haben.
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Fazit der Fazits: Ein undurchdringlicher Geheimdienst-Sumpf.