Eine Serie von Nereus,
Fortsetzung von Gestern.
Erfurt-Amoklauf-2002, Teil 2
Der Amoklauf von Erfurt vom 26.04.2002 war überhaupt kein Amoklauf. Selbst wenn man den offiziellen Ermittlungen folgt, wird schnell klar, dass der Massenmord eiskalt geplant worden war.
Der Begriff Amok stammt aus Südostasien und die Krieger auf der Insel Java berauschten sich mit Opium bis zur Raserei, um danach blindwütig zu töten. Das war in Erfurt nicht der Fall und die Ermittler gaben sich auch alle Mühe einen gezielten Plan zu belegen.
Doch wenn es lediglich nur um eine falsche Begrifflichkeit ginge, wäre das noch das geringste Übel.
Nein, es klemmt bei der offiziellen Darstellung der Ereignisse und der vermeintlichen Klärung der Hintergründe an so vielen Stellen, dass einem angst und bange werden kann. Befassen wir uns zunächst mit dem Motiv des angeblichen Alleintäters.
Wie in Teil 1 erwähnt, sollen ein Schulverweis, der auf zuvor erteilten Ermahnungen basierte, den Rachefeldzug gegen die Lehrer begründen, weil die berufliche Zukunft des Schülers in eine Katastrophe zu münden drohte. Erteilt hatte den Schulverweis die Direktorin des Gutenberg-Gymnasiums, Christiane Alt am 04.10.2001 wegen Urkundenfälschung (falsche Unterschrift auf einem Krankenschein).
Dieser Rauswurf wurde aufgrund seiner Dramatik nach der Tragödie auch öffentlich thematisiert. Robert soll auf diesen nicht nur verstört reagiert haben sondern wurde seinerzeit sogar vom Klassensprecher nach Hause begleitet, damit er sich nichts antue!
Unabhängig von der Rechtmäßigkeit des Verweises bleibt die simple Tatsache bestehen, dass die entscheidende Person für den unfreiwilligen Schulabgang die Direktorin war und damit als Erste ins Visier des potentiellen Rächers geriet.
Diese Annahme erhärtete sich auch vor Tatbeginn, denn Hausmeister Uwe Pfotenhauer war dem Schüler etwa gegen 10.45 Uhr nachweislich begegnet, auch wenn die Untersuchungs-Kommission den Zeitpunkt etwas nach hinten verlagerte.
Entscheidend ist jedoch das kurze Gespräch zwischen Hausmeister und Schüler.
Circa viertel vor Elf traf ich im Flur des Erdgeschosses einen Schüler, der mich ansprach und fragte, ob Frau Alt im Haus sei. Ich sagte ja, aber sie wird für dich heute nicht zu sprechen sein. Dies bezog sich auf die stattfindenden Abiturprüfungen. Er antwortete mir in etwa: „Das werden wir ja sehn!“ Danach ging er in Richtung Toilette im Erdgeschoß.
Die Frage nach der Direktorin passt also perfekt in das vorgebliche Motiv. Dazu bedarf es keiner Ausbildung zum Profiler – das liegt einfach auf der Hand! Und das Direktorat suchte der Täter auch als ersten Ort auf. Doch danach passierte Sonderbares. Er erschoss zwar die stellvertretende Direktorin Rosemarie Hajna und kurz darauf die Sekretärin Anneliese Schwertner, doch Frau Alt „verschonte“ er – er versuchte nicht einmal in ihr Zimmer zu gelangen.
Wie hat man sich das vorzustellen?
Hatte der Massenmörder nicht kurz zuvor noch nach der Anwesenheit der „Hauptschuldigen“ an seiner Misere gefragt?
Ihre Tür war nicht abgeschlossen, wie sie später in einem Presse-Interview erklärte. Erst als sie das Drama im Vorzimmer sah und zurücklief, schloss sie sich verständlicherweise ein.
Wie kann das sein?
Dafür kann es nur zwei vernünftige Erklärungen geben.
– 1. Robert Steinhäuser kannte die Direktorin nicht und erschoss irrtümlich deren Stellvertreterin.
– 2. Der Mörder im Sekretariat war nicht Robert Steinhäuser.
Punkt 1 kann zu 100 % ausgeschlossen werden, denn wer über Jahre eine Schule besucht, kennt unbedingt den Direktor/die Direktorin und schließlich erhielt er den Verweis im direkten Kontakt durch Frau Alt.
Daher kommt eigentlich nur Punkt 2 in Frage.
In diesem Fall wäre allerdings die Alleintäter-Theorie hinfällig, die doch mit allen Mitteln in der Öffentlichkeit verteidigt wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=UArPKUIMfxk
Um wenigstens einen 2.Täter zu eruieren, müssen wir nun prüfen, ob es vielleicht an anderer Stelle weitere Hinweise dazu gab.
Diese gab es en masse, doch dazu mehr in Teil 3.
Quelle 1: Bericht der Kommission Gutenberg-Gymnasium, Seite 17 und 18
Quelle 2: Buch, „Für heute reicht’s“ von Ines Geipel, Seite 96
Sie haben in den Tagen nach der Mordtat sogar Hass auf sich gezogen. Allein, weil Sie noch am Leben waren, obwohl er auch Sie erwischen wollte.
Ich habe dazu Mails erhalten, deren Inhalt ich kaum wiedergeben kann . . . Die Annahme, dass das seine Absicht war, ist lediglich eine Spekulation. Der einzige, der diese Frage tatsächlich beantworten könnte, wäre der Täter. Wenn er gewollt hätte, hätte er die Klinke drücken können. Die Tür war nicht verschlossen. Alle, die überlebt haben, haben Glück gehabt, ich auch. Das ist mir bewusst.